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Gastronomie

Weniger Gäste, weniger Trinkgeld?

Zertifikatspflicht, mehr Kartenzahlungen. Die Coronapandemie hält Bars und Restaurants in Atem. Wie geht das Personal damit um? Und wie wirken sich die Massnahmen zum Beispiel auf das Trinkgeld aus?

Symbolbild: Keystone

Geraldine Maier

Die Pandemie stellt die Gastroszene auf eine harte Probe. Nach dem Gästeentzug während des ersten Lockdown folgten Schlagzeilen über Einbussen des Trinkgeldes. Seit dem 13. September besteht zudem eine Zertifikatspflicht in den Innenräumen von Restaurantbetrieben. Wie nehmen die Betriebe und Serviceangestellten in diesen Tagen die Situation wahr?

In einem kürzlich veröffentlichtem Beitrag von Radio Canal 3 bedauerte Daniel Schneider, Geschäftsleiter vom Konzertlokal «Le Singe», dass mit den kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten das Trinkgeld öfters vergessen werde. In der Befragung des BT merkt eine Angestellte des Restaurant Arcade am Zentralplatz ausserdem, dass sogar schon seit der Maskenpflicht die wertschätzenden Zustupfe zurückgegangen sind. Ende Monat sei es zwar normal, dass es einen kleineren Zuschuss gebe. Doch auch sie sieht in den vermehrten Kartenzahlungen einen Grund für diesen Rückgang. Versäumen die Leute tatsächlich, ein Trinkgeld zu geben?

Die Antwort im «Cordon Bleu House» tönt etwas anders: «Wir haben sicherlich weniger Gäste, aber diejenigen, die kommen, sind immer noch grosszügig.», sagt eine Kellnerin. Besonders jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit, seien die Leute sehr spendabel, fügt sie an. Im «Provisorium» waren die Leute besonders nach dem Lockdown gebefreudig. Ein dortiger Mitarbeiter denkt, dass die Trinkgeldeinnahmen prozentual zum Umsatz etwa gleich geblieben seien. Die Antwort in der «L’Osteria» am Guisanplatz klingt ähnlich. Die Dame hinter der Bar fügt lediglich an: «Viele Gäste runden auch bei der Bezahlung mit Karte den Rechnungsbetrag auf.»

In der «Cuba Café Bar» meint die Serviererin, dass sie mit weniger Kunden logischerweise weniger Trinkgeld einnehme. Nach wie vor beeinflussen aber vor allem eine gute Bedingung und überzeugende Leistungen den Zuschuss nach Begleichung der Rechnung. Im «Cecil» hat sich, wie an anderen Orten auch, die Besucherzahl verändert. Seit die Terrassen nicht mehr so voll sind, hätten auch sie weniger Leute, erzählen die junge Dame und der junge Herr, die mit dem Tablar ein Getränk nach dem anderen zwischen Bar und Tischen hin und her tragen. Bei den Trinkgeldeinnahmen bemerkten sie wie die meisten andern keinen nennenswerten Unterschied.

Nicht alle, aber ein Grossteil der Kunden in der Bieler Innenstadt seien immer noch grosszügig, so die mehrheitliche Antwort der befragten Betriebe. Das Zertifikat wird oft als Grund für die ausbleibenden Gäste genannt. Die im Sommer so attraktiven Terrassen und angenehmen Temperaturen sind jetzt kein Anreiz mehr für die Besucher, wodurch Sitzplätze leer bleiben.

Einige Restaurants arbeiten wieder genau gleich wie vor Corona, andere dagegen müssen sich die Einnahmen mühsam zusammenkratzen. Nicht jeder Betrieb kämpft mit den gleichen Problemen. Was auffällt: Es gibt keine überschwänglich positiven Aussagen genau so wenig wie panische Angst vor Existenznöten. Es scheint, als sei ein belebter Alltag in die meisten Restaurantbetriebe zurückgekehrt.

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