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Brügg

«Wir schlucken den Dreck der Autobahn»

Für die Gemeinde Brügg bringt der Anschluss an die Autobahn A5 Probleme mit sich. Auf dem südlichen Gemeindegebiet staut sich der Verkehr im Brüggmoos. Sorgen bereitet aber auch die Verkehrsführung im Osten.

Die Begegnungszone am Bahnhof Brügg soll auch die Attraktivität der Gemeinde steigern. zvg
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Tobias Tscherrig

Viele Fahrzeuglenker sind frustriert über die Zustände beim Autobahnanschluss Brüggmoos. Die Gegebenheiten rund um die Lichtanlage bei der Müve sind für viele unbefriedigend: Während den Hauptverkehrszeiten kommt es oft zu Staus und langen Wartezeiten. «Wir sind mit der aktuellen 
Situation nicht zufrieden», fasste auch Gemeindepräsident Marc Meichtry (Brügg for you) am 
19. November im «Bieler Tagblatt» das Problem im südlichen Teil der Gemeinde zusammen.

Die Anbindung an die Autobahn A5 stellt die Gemeinde auf ihrem östlichen Territorium aber noch vor eine komplexere Problematik. «Verkehr ist wie Wasser», sagt Meichtry. «Er sucht sich seinen Weg, mit den richtigen Massnahmen kann man ihn zumindest etwas steuern.» Die grösste Sorge der Brügger: Der Mehrverkehr der Autobahn wird das Dorf, welches bereits durch eine Eisenbahnlinie zweigeteilt wird, weiter zerstückeln und belasten.

Schwierige Verhandlungen

Zwar steht auf der offiziellen Internetseite über die A5, der Verkehr werde «weitgehend unterirdisch durch die Agglomeration geleitet». Brügg ist damit aber nicht gemeint, hier verbleibt der Verkehr hauptsächlich an der Oberfläche. Kein Wunder sagt Meichtry: «Wir werden den ganzen Dreck der Autobahn schlucken.»

Auch der Gemeindepräsident sieht die Vorteile, welche die bessere Verkehrsanbindung mit sich bringt. Trotzdem sind die Gemeindeverantwortlichen mit der oberirdischen Verkehrsführung durch zum Teil stark besiedeltes Gemeindegebiet alles andere als glücklich. Mehrmals versuchte die Gemeinde, beim Kanton zu intervenieren. In vielen Fällen ohne Erfolg.

«Die Verhandlungen gestalteten sich vor allem zu Beginn sehr schwierig», so Meichtry. «Um mit dem Kanton auf Augenhöhe über die Autobahn zu diskutieren, mussten wir uns erst einarbeiten. Das war sehr zeitintensiv.» Immerhin arbeitet der Kanton bereits seit Jahren an der Planung der Autobahn, die Gemeinden haben dagegen einen wesentlich schwierigeren Zugang zur komplexen Thematik. Trotzdem kann Meichtry heute sagen: «Die Verhandlungen laufen gut, der Kanton zeigt immer wieder Bereitschaft zu Kompromissen.» So konnten die Verantwortlichen von Brügg mitreden und speziell bei Kreuzungen Abänderungsvorschläge durchsetzen.

Die Verkehrsflüsse in Brügg

Nichtsdestotrotz fürchtet sich die Gemeinde vor einem übermässigen Verkehrsfluss auf ihrem östlichen Gebiet. Aus der Richtung von Aegerten und Studen fahren bereits heute um die 9000 Fahrzeuge am Tag durch Brügg. Diese erreichen einen Kreisel, welcher als erste beruhigende Massnahme auf den Verkehr wirken soll. Um ihn zu bauen, hatte die Gemeinde eigens privates Land gekauft und ein Gebäude abgerissen.

Früher gab es zwei Vollanschlüsse in Brügg. Einer, der nächstes Jahr geschlossen wird, liegt direkt bei der Autostrassenbrücke Brügg-Aegerten. Der zweite wurde durch den provisorischen Anschluss ersetzt. Zurzeit wird am endgültigen und definitiven Autobahnanschluss gebaut, dieser wird nächstes Jahr in Betrieb genommen. Was danach mit den beiden anderen Anschlüssen geschieht, sei ihm zum jetzigen Zeitpunkt unbekannt, so Meichtry.

Nun soll der Verkehr durch Brügg auf zwei Achsen verteilt werden. Die bis heute ruhigere Achse (Achse B), welche durch das gesamte Dorf führt, wird mehr Verkehr aufnehmen müssen. Die bisher stärker belastete Achse (Achse A) wird zwar entlastet, aber nicht in einem Mass, als dass man von einer Verkehrsberuhigung sprechen könnte. «Damit verlieren beide Achsen», sagt Meichtry. Anders sei das etwa in Port und Nidau, wo die stark befahrenen Achsen zwar blieben, aber unterirdisch geführt würden.

Verkehr soll gesteuert werden

Die Gemeindeverantwortlichen möchten vor allem das Verkehrsaufkommen auf der heute ruhigeren Achse A steuern, sie wollen diese so weit als möglich entlasten, damit der Grossteil des Verkehrsaufkommens nicht durch die gesamte Gemeinde geführt wird.

Deshalb plant die Gemeinde Brügg auf der Hauptstrasse eine 30er-Zone, welche beim Bahnhof in eine Begegnungszone münden soll. «Die 30er-Zone konnte zusammen mit dem Kanton erarbeitet werden, um die Ventilwirkung für die Aufteilung des Verkehrs auf zwei Achsen realisieren zu können», so Meichtry.

Die Pläne für den Bau der 30er-Zone sind noch bis am 14. Dezember öffentlich aufgelegt. Gemäss Meichtry sind bis jetzt keine Einsprachen gegen das Projekt eingegangen. Die Begegnungszone beim Bahnhof soll dann in einem zweiten Schritt realisiert werden. Diese Pläne seien aber nicht allgemein gegen den Verkehr gerichtet, sagt Meichtry. «Wir wollen die Lebensqualität in Brügg steigern.»

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