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Berner Kantonalbank

60 Millionen Gewinn reichen nicht

Mehr Kundennähe, höhere Gewinne: Das sind die strategischen Ziele des neuen Chefs der Kantonalbank, Armin Brun. Der Verwaltungsrat hat seine Pläne für die nächsten fünf Jahre abgesegnet.

Armin Brun ist seit Mitte 2019 Chef der BEKB. Bild: Franziska Rothenbühler

Julian Witschi

Die Berner Kantonalbank (BEKB) hat trotz Coronapandemie im ersten Halbjahr 2020 mehr verdient. Der Gewinn nahm um 1 Million auf 60,1 Millionen Franken zu. Dazu trugen ein tieferer Sachaufwand und die Auflösung von Reserven für allgemeine Bankrisiken bei. Der Geschäftserfolg fiel dagegen um fast ein Fünftel auf 64,1 Millionen Franken.

Bankchef Armin Brun sagte dazu im Gespräch mit dieser Zeitung, das in einem anspruchsvollen Umfeld erzielte operative Ergebnis sei sehr stark. Die Mitarbeitenden im Verkauf hätten sehr gut gearbeitet. Der Lockdown-Monat April sei gar einer der besten Monate überhaupt gewesen.

2300 Coronakredite

Hoch war insbesondere die Nachfrage nach Überbrückungsfinanzierungen für Liquiditätsengpässe von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Kantonalbank hat bereits vor der milliardenschweren Bundeshilfe 50 Millionen Franken zinslose Sonderdarlehen für KMU-Kunden zur Verfügung gestellt. Bis Ende Juni bewilligte die BEKB rund 2300 Kreditgesuche mit einem Volumen von rund 300 Millionen Franken. Die vom Bund abgesicherten Coronakredite müssen bis zu einer Höhe von 500 000 Franken ebenfalls nicht verzinst werden.

Die Banken machen mit diesen Coronakrediten also kein grosses Geschäft. Mit den Zinseinnahmen für die grössten Kredite wollen sie aber ihre Kosten decken. Und sie haben ein erhebliches Interesse daran, dass ihre Kunden die Coronakrise bewältigen können, weil sonst etliche Firmenkredite und Hypotheken zu platzen drohen.

Die BEKB bleibt für die nächsten Monate zwar positiv – die Unsicherheiten hätten aber zugenommen. Unter diesen Vorbehalten strebt die Kantonalbank weiterhin einen Jahresgewinn zwischen 140 und 150 Millionen Franken an. Mit der neu vom Verwaltungsrat gebilligten Strategie setzt Armin Brun die Latte etwas höher: In den Jahren 2021 bis 2025 soll der Gewinn gesamthaft zwischen 700 und 800 Millionen Franken erreichen. Das bedeutet einen Überschuss von 140 bis 160 Millionen Franken pro Jahr, nachdem es in den letzten Jahren bereits gut 140 Millionen Franken gewesen sind.

Keine Entlassungen geplant

Davon profitiert auch der Kanton als Mehrheitsaktionär mit voraussichtlich höheren Dividenden. Um die Ziele zu erreichen, lancierte die Bank bereits verschiedene Initiativen wie die Modernisierung der Standorte und die Weiterentwicklung der IT. Zusätzlich investiert die BEKB für die Strategie 2025 in den kommenden Jahren rund 55 Millionen Franken. Durch Prozessoptimierungen will die BEKB die Effizienz erhöhen und beim Personal- und beim Sachaufwand sparen.

Führt die neue Strategie also zu einem Stellenabbau? «Wir haben keine Abbaupläne und wollen niemanden entlassen», sagt Armin Brun. Durch die Digitalisierung von Prozessen würden aber Kapazitäten frei. Die Mitarbeitenden sollen in der Entwicklung ihrer Kompetenzen umfassend begleitet werden. Kommt es doch zu Stellenreduktionen, dann sollen diese im Rahmen von natürlichen Fluktuationen erfolgen. Jährlich gebe es rund 90 natürliche Abgänge, sagt Brun.

Auch bei den Niederlassungen steht kein Kahlschlag bevor; einzelne Schliessungen sind aber möglich. Ob es nun weiterhin 60 oder vielleicht noch 55 Niederlassungen sein werden, das ist für Brun nicht zentral: Die Kundenbedürfnisse hätten sich stark verändert. «Die Transaktionen in den Filialen waren in den letzten Jahren bereits rückläufig; mit der Coronapandemie haben sie nochmals stark abgenommen», hält der BEKB-Chef fest. Der Umbau der Schalterfilialen zu offenen und moderneren Räumlichkeiten soll daher weitergehen. Anders als die Konkurrenten will Brun aber trotz Coronavirus die Videoberatung nicht forcieren.

Kantonsgrenzen gelockert

Mit der neuen Strategie möchte die Kantonalbank ihre Stellung als führende Finanzdienstleisterin im Wirtschaftsraum behaupten. Neben Solothurn, wo die BEKB nach dem Zusammenbruch der dortigen Kantonalbank aktiv wurde, ist weiterhin keine Expansion mit Filialeröffnungen oder Marketingmassnahmen geplant. Wenn aber Kunden zum Beispiel für eine Hypothek via Vergleichsdienste von ausserhalb des Kantons zur BEKB kommen, dann ist sie offen, dies im Rahmen ihrer Kreditpolitik zu prüfen.

Die Kantonalbank will zudem ihre Beratungskompetenz bündeln und ihren Kundinnen und Kunden einen persönlichen Finanzcoach anbieten. Bei neuen Dienstleistungen sucht sie auch die Zusammenarbeit mit externen Partnern. Erste Gespräche dazu laufen – spruchreif ist aber noch nichts.

Stichwörter: BEKB, Bank, Armin Brun

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