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Prüfungspanne

Ausgebremst vom Computersystem

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftsstudenten der Uni Bern haben die Tücken einer Onlineprüfung erfahren: Einige erhielten den nötigen Link zu spät.

Symbolbild Keystone

Esther Diener-Morscher

Am Morgen des 2. Juni kam es an der Universität Bern zu einer Albtraumpanne: 346 Studentinnen und Studenten hätten an diesem Dienstagmorgen zu Hause an ihren Computern gleichzeitig eine Prüfung absolvieren sollen. Doch etwa 40 von ihnen erhielten den Link zur Prüfung nicht rechtzeitig und konnten deshalb nicht mitmachen.

Eine schuldlos verpasste Prüfung wäre unter Umständen Grund zur Freude. In diesem Fall nicht. Es handelte sich nämlich um die Prüfung zur Vorlesung «Einführung in die Statistik», und diese gehört obligatorisch zum Einführungsstudium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät.

Dazu kommt: Die Prüfung war der zweite Teil einer Prüfung, die nur dann zählt, wenn beide Teile absolviert werden. Auch die Note ergibt sich aus dem Durchschnitt beider Prüfungen. Studierende, die im ersten Teil schlecht abgeschnitten hatten, haben die Gelegenheit, beim zweiten Teil der Prüfung ihre Note zu verbessern.

Die Aufregung über die Pannenprüfung war deshalb gross. Auch diejenigen, welche den Prüfungslink rechtzeitig erhalten und den Test absolviert hatten, fürchteten, dass sie sich vergeblich bemüht hätten und ihre Prüfung nun nicht benotet werde.

Dekan: «Keine Nachteile
für Studierende»

Artur Baldauf, Dekan und Leiter der Prüfungskommission, gibt aber Entwarnung: «Alle werden eine Note erhalten», versichert er. Und: «Wir setzen alles daran, damit unsere Studierenden durch die schwierige Situation keine Nachteile erfahren.»

Das heisst konkret: Alle Studierenden, welche die Prüfung nicht schreiben konnten, dürfen nun entscheiden, ob sie die Note der ersten Prüfung behalten wollen oder ob sie nachträglich noch eine zweite Note mit einer mündlichen Prüfung erhalten wollen.

Einige wenige Studierende hätten sich gemeldet, sagt Artur Baldauf. Sie können nun eine mündliche Prüfung absolvieren und eine bessere Note anpeilen. Rekurse gegen die Pannenprüfung habe es bisher keine gegeben. Der Dekan hofft, dass alle Betroffenen mit der Lösung zufrieden seien und sich niemand benachteiligt fühle.

«Alle 346 Einladungen erfolgreich versandt»

Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Bern hatte bisher keine grosse Erfahrung mit Onlineprüfungen. Die Coronakrise liess der Fakultät jedoch kaum eine andere Wahl als die Umstellung auf Onlinetests.

Warum es überhaupt zur Panne kam, ist mittlerweile geklärt: Das Computersystem brauchte länger als gedacht, um alle Prüfungslinks zu verschicken. Doch gemerkt hat das niemand – «obwohl der Lehrveranstaltungsleiter am Prüfungstag kurz vor 6 Uhr morgens extra noch den Informationsversendungsprozess kontrollierte», wie Artur Baldauf betont.

«Er sah die Meldung: Alle 346 Einladungen erfolgreich versandt – null Fehler, null Probleme, null Rückweisungen –, und ging davon aus, dass alles in Ordnung sei», schildert der Dekan den Prüfungstag.

Dass es das System dann nicht schaffte, allen Teilnehmenden den Link rechtzeitig zuzustellen, sei nicht voraussehbar gewesen, sagt Artur Baldauf: Die Prüfungssoftware sei schon bei mehreren Prüfungen eingesetzt worden. Probleme seien bisher keine aufgetreten.

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