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Jura-Abstimmung

Berner Jura tickt politisch eher wie der Kanton Jura

Eine Analyse des Stimmverhaltens im Berner Jura und im Kanton Jura zeigt eine politische Nähe der beiden Regionen. Insgesamt stimmen Bernjurassier eher wie der Norden als wie der Kanton Bern.

Eine jurassische politische Kultur? Jedenfalls stimmen Bernjurassier und Jurassier – im Bild deren Parlamentsgebäude in Delsberg – ähnlich. Bild: Keystone

(cab) In der entscheidenden Frage scheinen die Würfel gefallen: Eine jurassische Fusion will der Norden zwar, der Süden dagegen mehrheitlich nicht. Dieses Resultat lässt sich für die am 24. November parallel stattfindenden Abstimmungen im Kanton und im Berner Jura aufgrund von Meinungsumfragen und über die zurzeit ziemlich stabilen Mehrheitsverhältnisse erahnen.

Wie tickt der Berner Jura?
Das politologische Institut der Universität Bern erforschte die politische Kultur des Juras nun etwas näher. Die Forscher untersuchten das Abstimmungsverhalten der Regionen in 266 nationalen Vorlagen in den Jahren zwischen 1981 und 2012. Die Studie sollte ergründen, ob der Berner Jura wie Restbern oder doch eher wie der Kanton Jura tickt.

Die Autoren kommen zu einem klaren Schluss: Nimmt man die nationalen Urnengänge zum Massstab, tickt der Berner Jura eher wie der Nachbar im Norden. Interessant ist vor allem die Analyse jener Abstimmungen, in denen der Kanton Bern und der Kanton Jura unterschiedliche Mehrheiten aufweisen. Das war 77-mal der Fall. Dort sticht die Abstimmung aus dem Jahr 1992 über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) heraus. Der Berner Jura wäre wie der Norden im Gegensatz zu Bern für einen Beitritt zum EWR gewesen.

Wo erhält Region mehr Gehör?
Ausländerfreundlich ist die bernjurassische Bevölkerung trotzdem nicht besonders. Sie teilt hier eher die kritische Haltung Berns. Insgesamt zeige sich die Region aufgrund ihres Abstimmungsverhaltens in der Sozial-, Verkehrs- und Bildungspolitik jedoch gemäss der Analyse «in der Regel» der französischsprachigen Schweiz zugehörig, welche «staatszentrierter Sozial- und Bildungspolitik und einer individuellen Verkehrsmobilität den Vorrang gibt».

Die Untersuchung der Berner Politologen stärkt jene, die für einen Grosskanton Jura einstehen und sich davon eine stärkere Stimme der Region versprechen. Die etwas über 50 000 Einwohner im Süden würden mit den rund 70 000 Einwohnern im Norden gegenüber dem Kanton Bern mit rund einer Million Einwohnern aber immer noch ein kleiner Kanton sein. Die Gegner machen geltend, Bern als grosser Kanton könne sich in entscheidenden Fragen immer noch besser Gehör verschaffen als ein kleiner, was letztlich auch dem Berner Jura nütze.

Die Autoren der Studie rechnen denn auch nicht damit, dass ihre Erkenntnisse die Mehrheitsverhältnisse stark beeinflussen werden. Denn letztlich entscheide halt oft der Bauch. Das Bauchgefühl tendierte bisher ziemlich stabil bei zwei Dritteln der Bernjurassier zu Bern.

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