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Grimsel

Das neue Lückenbüsser-Kraftwerk

Die Kraftwerke Oberhasli AG reicht diese Woche das Konzessionsgesuch für den Bau eines 155 Millionen Franken teuren Kraftwerks ein. Ein viel grösseres Kraftwerksprojekt haben die KWO zurückgestellt.

Grimselsee (l.) und Räterichsbodensee: Zwischen diesen beiden Stauseen soll das neue Kraftwerk Grimsel 1E gebaut werden. Bild: Bruno Petroni

Dominik Balmer

Mit 11 ihrer Kraftwerke und 8 Speicherseen produziert die Kraftwerke Oberhasli (KWO) AG pro Jahr 2350 Gigawattstunden Strom. Damit lassen sich im Jahr 1,2 Millionen Menschen versorgen. Jetzt steht fest: 2019 wollen die KWO Kraftwerk Nummer 12 in Betrieb nehmen. Noch in dieser Woche reicht der Energieversorger das Konzessionsgesuch beim Kanton Bern ein.

Das neue Kraftwerk Grimsel 1E kostet 155 Millionen Franken – und es ist so etwas wie eine Verlegenheitslösung. Ursprünglich hatten die KWO ein neues Grosskraftwerk mit einem Volumen von 660 Millionen Franken bauen wollen. Die nötige Konzession hatte der bernische Grosse Rat bereits im März 2012 erteilt. Doch wegen schlechter Rentabilitätsaussichten stellte der KWO-Verwaltungsrat das Grossprojekt im Frühling 2013 zurück. KWO-Chef Gianni Biasiutti sagte damals im Hinblick auf Grimsel 1E, die KWO konzentrierten sich vorerst «auf die tieferhängenden Früchte».

See-Überlauf vermeiden
Mit Grimsel 1E wollen die KWO «einen Engpass im Kraftwerkssystem beseitigen», wie das Unternehmen gestern mitteilte. Im Wesentlichen handelt es sich beim neuen Projekt um ein Upgrade des bestehenden Kraftwerks Grimsel 1. Dieses liegt zwischen dem Grimsel- und dem Räterichbodensee. Mit der neuen 150-Megawatt-Pumpturbine von Grimsel 1E solle künftig das Wasser der Seen besser bewirtschaftet werden können, heisst es in den Unterlagen zum Projekt. Unter anderem geht es auch darum, den Räterichbodensee zu entlasten, denn dessen Fassungsvermögen ist in Bezug auf seine Zuflüsse relativ klein. Mit der neuen Anlage kann das Wasser schneller abgepumpt werden. So könne vermieden werden, dass der See überlaufe, schreiben die KWO. Das neue Kraftwerk bringt einen Energiegewinn von circa 30 Gigawattstunden pro Jahr.

Für Grimsel 1E werden neue unterirdische Stollen sowie eine neue Kraftwerkszentrale gebaut. Laut den KWO befindet sich die Anlage «vollständig im Berginnern»; die Auswirkungen auf die Umwelt seien minimal, es werde einzig im oberen Aaretal Ausbruchmaterial deponiert.

20 Milliarden Euro
Der Grosse Rat entscheidet wohl im August 2014 über die Konzession. Nötig sind danach aber auch Volks- respektive Parlamentsentscheide in den Städten Bern und Zürich. Grund: Der Stadtberner Energieversorger EWB und die Stadt Zürich sind je zu fast 17 Prozent an den KWO beteiligt. Ein Aktienpaket in gleicher Höhe halten die Industriellen Werke Basel. Die übrigen 50 Prozent der KWO gehören dem Berner Energiekonzern BKW. Die KWO möchten das Baugesuch im Sommer 2014 einreichen. Es wird erwartet, dass die Bewilligung im Frühling 2015 vorliegt. Die Bauzeit soll vier Jahre betragen. Ob die KWO trotzdem irgendwann noch das zurzeit sistierte Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 3 baut, ist ungewiss. «Ich kann dazu keine Prognose stellen», sagt KWO-Chef Biasiutti. Eines der Hauptprobleme für die fehlende Rentabilität der Schweizer Pumpspeicher ortet der Schweizerische Wasserwirtschaftsverband bei den Subventionen für erneuerbare Energien in Deutschland. Diese betrugen 2012 rund 20 Milliarden Euro im Jahr. Die so subventionierte Energie aus dem Nachbarland drückt auch in der Schweiz die Preise – und macht den Betreibern von Pumpspeichern das Geschäftsmodell kaputt.

Biasiutti sieht im Grundsatz zwei Auswege: Zum einen könnte das heutige Subventionssystem für erneuerbare Energien komplett umgebaut werden, so gäbe es nur noch einmalige Beiträge und keine wiederkehrenden Vergütungen mehr. Zum anderen könnten die Subventionen ganz gestrichen werden. Im Gegenzug müsse aber die CO 2 -Abgabe reanimiert und wirkungsvoller gestaltet werden, sagt Biasiutti.

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