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Insel-Gruppe

Das Spital spart, doch Jochams Lohn steigt stark

Uwe E. Jocham baute als CEO der Berner Insel-Gruppe im letzten Jahr über 100 Stellen ab. Selbst bezog er eine um 34 Prozent höhere Entschädigung als sein Vorgänger.

Symbolbild: Keystone

Er setzte den Rotstift an, wo es nur ging. Uwe E. Jocham stoppte als Chef der Berner Insel-Gruppe das bereits weit fortgeschrittene Projekt eines Medizinmuseums. Dann strich er den meisten Universitätsmitarbeitern die Vergünstigung in den Personalrestaurants des Inselspitals. Und schliesslich kündigte er für 2019 ein Sparprogramm an, das auch den Verzicht auf die Spital-Neubauten in der Tiefenau und in Münsingen sowie den Abbau von 150 Stellen beinhaltete. Die Massnahmen scheinen gewirkt zu haben. Die grösste Schweizer Spitalgruppe konnte ihren Gewinn im letzten Jahr auf 37 Millionen Franken steigern. Im Vorjahr lag dieser noch bei 12 Millionen, wobei das Halbjahresergebnis 2018 erstmals in der Geschichte des Inselspitals sogar negativ ausgefallen war.

Gesamte Direktion 
bekommt mehr

Die gestern veröffentlichte Jahresrechnung der Insel-Gruppe zeigt aber auch, dass Jocham bei sich selbst nicht mit der gleichen Konsequenz vorgeht wie in seinem Unternehmen. So erhielt er als CEO 2019 einen Lohn von 671 000 Franken. Bei seinem Vorgänger Holger Baumann betrug die Entschädigung jeweils rund 500 000 Franken. Das ergibt eine Lohnerhöhung von 34 Prozent – bei einem Unternehmen, das sich mit Steuer- und Prämiengeldern finanziert.

Doch damit nicht genug. Eine Analyse der Konzernrechnungen zeigt, dass in den letzten vier Jahren die Vergütung der gesamten Direktion massiv zugenommen hat. Betrug sie 2016 noch 2,9 Millionen Franken, so bekamen die Mitglieder 2019 insgesamt 3,8 Millionen. Also 900 000 Franken oder 31 Prozent mehr. In der gleichen Zeit wurde zwar auch die Direktion um eine Person ausgebaut. Waren 2016 noch neun Leute darin vertreten, so sind es seit dem letzten Jahr zehn. Doch das allein kann die Zunahme kaum erklären. Bemerkenswert ist auch, dass 2017 nur acht Mitglieder im Gremium sassen. Doch anstatt weniger Geld wurden auch damals 80 000 Franken mehr ausbezahlt als 2016.

Keine einleuchtende 
Begründung

Festgelegt werden die Löhne der Insel-Direktion durch den Verwaltungsrat. Dessen Präsident, Alt-Regierungsrat Bernhard Pulver, findet es offenbar nicht problematisch, wenn während einer Sparrunde das Gehalt des CEO derart stark erhöht wird. «Ich habe bei den Löhnen unserer Direktion im Vergleich zu anderen Unternehmen dieser Grössenordnung ein sehr gutes Gefühl», sagt er.

Es stimme zwar, dass Jochams Gehalt gegenüber jenem seines Vorgängers erhöht worden sei. Über die Gründe könne er allerdings nichts sagen, so Pulver. Nur so viel: Einerseits werde ein Fixlohn ausgezahlt, andererseits ein flexibler Anteil.

Dass in den letzten vier Jahren auch die Gesamtentschädigung für die Insel-Direktion stark angestiegen ist, überrascht Pulver. Diese Zahlen müsse er zuerst genauer analysieren, sagt der Verwaltungsratspräsident. Einen möglichen Einfluss auf die Entwicklung könnten neben der personellen Erweiterung auch die diversen Abgänge gehabt haben.

Jochams Gehalt am Inselspital sorgte schon früher für Diskussionen. So war er 2018 gleichzeitig Verwaltungsratspräsident und CEO. Deshalb tauchte die Frage auf, ob er für beide Jobs einen vollen Lohn erhalte. Er verneinte das damals und sagte, dass er als Verwaltungsratspräsident nur das Fixum beziehen werde. Wie dem Jahresbericht 2018 zu entnehmen ist, betrug dieses 130 000 Franken. Wie viel Geld er gleichzeitig als CEO erhalten hat, blieb unklar. Dies, weil die Spitäler nur den höchsten Lohn ausweisen müssen. Und das war 2018 jener des abtretenden Chefs Holger Baumann, obschon er in diesem Jahr bereits freigestellt war. Er erhielt mitsamt Abgangsentschädigung 600 000 Franken, also rund 100 000 Franken mehr als in seiner Zeit als aktiver Insel-Chef. Marius Aschwanden

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