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Ostermundigen

Im Treibhaus über die Bike-Piste

In der früheren Gärtnerei Kiener ist Spektakel angesagt. In den alten Gewächshäusern sausen Biker über eine 150 Meter lange Buckelpiste. Mit dabei sind Spitzenfahrer aus dem In- und Ausland.

Bike-Race unter Glasdächern: In der früheren Gärtnerei hat Adrian Kiener eine Strecke mit Buckeln, Steilwandkurven und Schanzen gebaut, Bild: Matthias Kaeser

von Herbert Rentsch

An der Bernstrasse in Ostermundigen steht ein eigenartiges Gebilde: Um ein Haus herum verläuft ein Plastiktunnel, beim Eingang steigt er zu einer Überführung an, womit die Türe zugänglich bleibt. Der Tunnel ist Teil der Bike-Strecke auf dem Areal der ehemaligen Gärtnerei Kiener. Gegenwärtig wird am Finish der Erdpiste gearbeitet. Morgen um 14 Uhr beginnt dort das Greenhouse Urban Mountainbike Race, zu deutsch etwa städtisches Mountainbike-Rennen in der Gärtnerei.

150 Meter Buckelpiste

Die Strecke ist 150 Meter lang und besteht fast nur aus Buckeln, Wellen, Senken und Rampen. Sie führt durch zwei Gewächshäuser, zwei Festzelte und den Aussentunnel. Fahrzeit: rund 40 Sekunden. «So hatte ich mir die Piste ursprünglich vorgestellt», sagt Adrian Kiener (32). Der Sohn des pensionierten Gärtnereibesitzers Fritz Kiener organisiert den Bike-Event in den stillgelegten Treibhäusern zum dritten Mal. Früher war die Strecke aber bedeutend kürzer und führte nur durch die Glashäuser.

Pumptrack nennen die Biker solche Pisten. Es geht darum, möglichst schnell zu fahren und den Schwung auf den Buckeln und in den Senken zu holen. In die Pedale zu treten, ist kaum möglich, weil es immer auf und ab geht. «Hier können Athleten aus fünf Mountainbike-Disziplinen fahren», sagt Adrian Kiener zur Indoorpiste. Einzigartig sind die Vertiefungen, die unters Bodenniveau gehen. Diese können hier angelegt werden, weil der Untergrund aus Erde besteht und dank den Dächern bei Regen kein Wasser in die Löcher fliessen kann. Das lockt die Spitzenfahrer an. Am Wochenende werden DownhillSpezialisten wie auch Freestyler auf die Strecke gehen, darunter sind Weltmeister in ihrer Sparte aus dem In- und Ausland.

Kampf gegen Feuchtigkeit

In den Hallen wird seit Wochen gearbeitet. Elektriker montieren Lampen, Podeste werden gebaut, Abschrankungen befestigt. Auch Lautsprecher und Bildschirme für die Übertragung der Fahrten fehlen noch. Streckenchef Mario Scandella kämpft mit den Folgen der Witterung: «Nachts gefriert die Strecke, tagsüber taut die oberste Schicht auf, und es tropft von den Dächern.» Scandella muss die Erde immer wieder trocknen, glätten und verdichten. Letzteres macht er mit dem Bike. «Ich fahre mit wenig Luft in den Reifen, das massiert die Erde zu einer harten Schicht.» Bis kurz vor dem Start bleibt er dran. «Es gibt noch richtig viel zu tun.»

Nur mit Sponsoren möglich

Seit zwei Monaten arbeitet Adrian Kiener nur noch für das Rennen. Der Metallbauer und seine Partnerin Marika Nygren haben dafür eigens eine Firma gegründet. Nicht von ungefähr: Das Budget bewege sich im sechsstelligen Bereich, so Kiener. Ohne Sponsoren geht es nicht, Geld fliesst vor allem aus der Bike- und Sportbranche. Aber auch lokale Firmen unterstützten den Anlass: «Eine Schreinerei stellt uns zum Beispiel zwei Lehrlinge eine Woche lang zur Verfügung.» Etliche Helfer arbeiten gratis, zum Teil nehmen sie dafür eine Woche Ferien. Ein wichtiger Teil der Einnahmen stammt auch aus dem Barbetrieb. Denn nach dem Rennen werden die Gewächshäuser zur Partymeile.

Adrian Kiener ist selbst ehemaliger Spitzenbiker. Er kann die Faszination für seinen Sport nicht verbergen. «Biken ist meine Welt», schwärmt er. Organisieren habe ihm stets gefallen. «Mich fasziniert es, die Fahrer und das Publikum dort für einen Sport zu begeistern, wo er eigentlich nicht hingehört.»

Info: Greenhouse Race, morgen, Qualifikation ab 14 Uhr; Sa, 10.1., Training ab 12 Uhr, Race ab 17 Uhr. Gärtnerei Kiener Ostermundigen .

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