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Mürren

James Bond kriegt bald seine neue Seilbahn

Nach 54 Betriebsjahren steht die öffentliche Verbindung nach Mürren mit der Erschliessung des Schilthorngipfels vor einer Gesamterneuerung: Die Schilthornbahn AG nimmt nächstes Jahr den Neubau in Angriff.

Symbolbild: Keystone

Er ist der Höhepunkt jedes Aufenthalts im Lauterbrunnental: der Besuch des Schilthorns – des James-Bond-Bergs schlechthin. Zu Fuss benötigt der fitte Wanderer ab Stechelberg fünf Stunden. Also zehn Mal länger als die Kabinenbahn, welche einen über vier Sektionen in einer halben Stunde die 2100 Höhenmeter bis zum auf 2970 Meter über Meer liegenden Schilthorngipfel befördert, wo dem Besucher ein atemberaubendes Rundum-Panorama die Sprache verschlägt und das aus dem James-Bond-Film «On Her Majesty’s Secret Service» («Im Geheimdienst Ihrer Majestät») weltbekannte Drehrestaurant Piz Gloria zum Gaumenschmaus lockt.

 

Bald nur noch 18 Minuten

Bald soll es aber noch einiges schneller gehen als die besagte halbe Stunde: Der umfassende Gesamtneubau der Schilthornbahn steht an. Das vor drei ¬Jahren erstmals durch die Schilthornbahn AG präsentierte «Projekt 20XX» soll eine sanfte Modernisierung werden. «Mit Neubauten, die sich mehr oder weniger an den bestehenden Gebäuden und Linienführungen orientieren», wie Schilthornbahn-Direktor Christoph Egger sagt. Das Ziel sei es, nicht grösser zu werden, sondern besser.

Der Kanton gab für die Überbauungsordnung grünes Licht, und auch das Eidgenössische Starkstrominspektorat. «Jetzt liegt das Geschäft noch beim Bundesamt für Verkehr. Wir gehen davon aus, dass wir bald auch von dieser Stelle noch die Bewilligung erhalten werden», zeigt sich Christoph Egger optimistisch, dass der Slalom durch den dichten behördlichen Stangenwald bald geschafft sein dürfte.

 

Baubeginn nächstes Jahr

Pressant hat es der 51-jährige CEO der Schilthornbahn AG indes nicht, denn: «In diesem Jahr geht so oder so nichts mehr. Der Spatenstich für den Neubau der Seilbahnanlagen erfolgt frühestens im Frühling oder Sommer des nächsten Jahres.» Wieso denn das? «Weil nicht nur in unserem Unternehmen, sondern auch bei all unseren Partnern für das Bahnprojekt bereits während der Corona-Pandemie eine stetige Planungsunsicherheit bestanden hat und wir diese nicht mit zusätzlichem Terminstress für unser Grossprojekt noch zusätzlich vergrössern wollen.» Lieber wolle man sich jetzt Zeit nehmen für die Detailplanung und Ausarbeitung des Bauprogramms. Dasselbe gilt für die geplante Überbauung The Myrrhen im Dorfkern von Mürren. «Die Gesuchsakten liegen beim zuständigen Regierungsstatthalter, und gerade in diesen Tagen haben wir die letzten Unterlagen nachgereicht», so Egger. Er geht davon aus, dass die Baupublikation bald erfolgen wird.

 

Im Cabriolet aufs Schilthorn

Diese Woche hat die Schilthornbahn AG bekannt gegeben, wie die künftigen Kabinen aussehen werden. So gibt es für jede Person 25 Prozent mehr Platz. Zwischen Stechelberg und Mürren können die Kabinen je 85 Personen aufnehmen, auf den oberen Sektionen ab Mürren sind es je 100 Personen. Die Scheiben reichen bis zum Kabinenboden, und fast drei Meter breite Türen ermöglichen schnelles und angenehmes Aussteigen.

Bis zum Birg können die neuen Kabinen mit offenem Fenster gefahren werden. «Durch das Herunterlassen der berg- und talseitigen Scheiben bis auf Brusthöhe wird ein Cabrio-Feeling erreicht», sagt Direktor Christoph Egger. Diese Funktion unterstütze nicht nur die Lüftung und im Sommer die Kühlung der Kabinen, sondern ermögliche auch «unverfälschte Fotos und ein Gefühl für die extreme Höhe und Steigung».

Alle Kabinen werden über eine Bodenheizung und integrierte Scheibenheizungen verfügen, die jeweils in den Stationen aufgeladen werden. «Die Heizsysteme sind allerdings nicht für das Erwärmen der Kabinen gedacht. Vielmehr schützt ein geheizter Boden vor Anhaftung von Schnee und Eis im Winter sowie geheizte Scheiben vor deren Vereisen oder Beschlagen», so Egger. Nur so werde stets eine klare Sicht auf das umliegende Bergpanorama ermöglicht.

 

Kabinen aus Edelschmiede

Die Kabinen der Strecke Stechelberg–Mürren sind für den Gütertransport mit Unterlast ausgelegt: Sämtliche Waren- und Gütertransporte erfolgen in einem separaten, an den Kabinen untergehängten Container. Bei einem automatisierten Standardtransport werden Behälter bis maximal zweieinhalb Tonnen Nutzlast transportiert. Ausserhalb der fahrplanmässigen Betriebszeiten können auch Spezialtransporte erfolgen. Gäste und deren Gepäck im Container werden immer zeitgleich transportiert.

Lieferant und Hersteller der Seilbahnkabinen ist die Firma Carvatech aus Oberwies in Österreich. Als einer der führenden Seilbahnkabinenbauer habe das Unternehmen mit seiner Alu-Leichtbautechnik sowie erstklassigen Qualität überzeugen können. James Bond wirds freuen. Bruno Petroni

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