Sie sind hier

Abo

Fussballfans

Kontroverse um Polizeieinsatz

Das Verhältnis zwischen Fangemeinde und Behörden spitzt sich zu. Das zeigte sich am Mittwoch beispielhaft in Bern vor dem Fussballspiel YB gegen Basel.

Eine Fangruppe aus Basel zündet Pyros im Berner Bahnhof, dann besteigt sie den Zug zurück nach Basel. Bild: Jürg Spori

Carlo Senn

Vor dem Fussballspiel YB gegen Basel (1:1) befürchtete die Polizei bereits am Nachmittag, dass Anhänger an Berner Weihnachtsmärkten randalieren oder einen Umzug durch die Altstadt planen. Mit einem Grossaufgebot verhinderte die Polizei das und verwies zahlreiche Personen aus der Stadt. Trotzdem hielten die Fans die Polizei am Abend noch auf Trab.

 

Angespannte Stimmung

Es ist ein weiteres Kapitel in der Auseinandersetzung zwischen Behörden und Fans. Im Vorfeld hatten Letztere dazu aufgerufen, «jetzt erst recht» nach Bern zu kommen. Dies, obwohl die Gästesektoren seit dem 8. Dezember in der ganzen Liga geschlossen sind (siehe Infobox). Zusätzlich läuft eine Diskussion über personalisierte Tickets, die zahlreiche Fans ablehnen.

Eine zunehmende Polarisierung stellt auch Lukas Meier von der Fanarbeit Bern fest. «Die Fanszenen haben sich in der Pandemie stets vorbildlich verhalten», sagt er. Doch die letzten Entscheide seien «nicht epidemiologisch, sondern politisch motiviert.» So sei die Situation innert kürzester Zeit eskaliert.

Die Fanarbeit Basel möchte sich auf Anfrage nicht äussern, eine weitere Anfrage bei der Muttenzerkurve bleibt unbeantwortet.

Doch insbesondere die Art, wie die Kontrollen und Wegweisungen geschehen sind, stösst bei den Basler Fans auf Kritik. In einer Stellungnahme, die auf Twitter veröffentlicht wurde, schreibt die Fanorganisation Muttenzerkurve von einem «grotesken» und «unverhältnismässigen» Einsatz. Weitere Fans verschafften ihrem Unmut auf Twitter Luft.

Die Polizei handle gemäss geltenden Gesetzen, so Polizeisprecher Christoph Gnägi. Man ­stütze sich bei dem Einsatz auf Artikel 4 des Polizei­gesetzes. Dank diesem Artikel ist es der Polizei möglich, «Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung abzuwehren oder zu beseitigen».

Die Anwendung dieses Gesetzesartikels hänge stark von der Einschätzung der Kapo ab, sagt Markus Schefer, Staatsrechtsprofessor der Uni Basel. «Die Polizei hat einen grossen Ermessensspielraum.» Besonders die Verhältnismässigkeit eines Einsatzes sei dabei von aussen schwierig zu beurteilen, so Schefer. Die Wegweisungen seien nach Polizeigesetz zwar möglich. Es reiche aber nicht, lediglich Fan von Basel zu sein: «Die Polizei kann nicht einfach alle wegweisen, nur weil sie einen FCB-Schal tragen», sagt er.

 

Polizei bestreitet Vorwürfe

Diese Darstellung bestreitet Kapo-Sprecher Gnägi. Die Polizei habe nicht einfach alle Basel-Fans weggewiesen. «Es handelte sich um gezielte Aktionen.» Man sei im Vorfeld mit verschiedenen Stellen in Kontakt gewesen, darunter Fanarbeit und Transportpolizei. Auch so habe man die Personen identifiziert. «Es wurden nicht einfach alle Leute weggeschickt, die Baseldeutsch sprechen.»

Die Kapo habe die Lage korrekt eingeschätzt: So habe die Polizei bei den Personenkontrollen unter anderem Pyrotechnik sowie einzelne Sturmhauben ­sichergestellt, und bei der Abreise einer grösseren Fangruppe seien im Bahnhof massiv Rauchpetarden und Pyrotechnika gezündet worden.

Allerdings haben auch Basler zur Entspannung beigetragen. So hat die Muttenzerkurve am Mittwoch die Fans aufgerufen, sich zurückzuziehen und den Match in Basel auf dem Meret-Oppenheim-Platz zu schauen.

 

************************************************

Das Hickhack vor YB gegen Basel

Die Situation vor dem Spiel zwischen YB und Basel war seit Wochen angespannt. Eigentlich hätte die Partie bereits am Samstag, 20. November, stattfinden sollen. Doch das Polizeiinspektorat verschob das Spiel. An besagtem Wochenende wären die Kapazitäten im S-Bahnhof Bern-Wankdorf wegen der SBB-Grossbaustelle stark eingeschränkt gewesen. Am eigentlichen Spieltag am Mittwoch waren im Gästesektor keine Fans mehr zugelassen. Denn die Swiss Football League lässt seit letzter Woche keine Gästefans mehr in den Stadien zu, offiziell aufgrund der epidemiologischen Lage.

Viele wollten sich das nicht bieten lassen und riefen dazu auf, trotzdem in die Bundesstadt zu kommen: «Jetzt erscht rächt – alli uf Bärn». Treffen wollten sich die Fans von Rot-Blau demnach in der Berner Innenstadt, und das bereits ab 14 Uhr, sechseinhalb Stunden vor dem Anpfiff im Wankdorf. cs

Stichwörter: Fussball, Bern, YB, FC Basel, Polizei

Nachrichten zu Kanton Bern »