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Ständeratswahlen

Nur vier haben gute Chancen

Fünfzehn Personen – sechs Frauen und neun Männer – kandidieren für die zwei Berner Ständeratssitze. Den meisten geht es vor allem um Medienpräsenz.

Symbolbild: Keystone
  • Dossier

Stefan von Bergen

Gestern Mittag ist im Kanton Bern der letzte Anmeldetermin für die nationalen Wahlen vom 20. Oktober abgelaufen. Nun ist bekannt, wer für die zwei Berner Sitze im Ständerat kandidiert. Es sind fünfzehn Personen – sechs Frauen, neun Männer. Erstmals sind bei einem allfälligen zweiten Wahlgang nur noch Kandidierende zugelassen, die mindestens drei Prozent der Stimmen erhalten haben.

In der Favoritenrolle

Ernsthaft mit einer Wahl rechnen können eigentlich nur vier Kandidierende. Besonders gut sieht es für die amtierende BDP-Regierungsrätin Beatrice Simon (59) aus Seedorf aus. Die populäre Mittepolitikerin dürfte gar Stimmen linker Wähler holen, die stramme bürgerliche Kandidaten verhindern wollen. Intakte Chancen hat auch der amtierende Bieler Ständerat Hans Stöckli (67) von der SP. Er kann als Einziger vom Bisherigen-Bonus profitieren und bekommt jeweils auch in wirtschaftsfreundlichen Kreisen Unterstützung.

Konkurrenz könnte Stöckli im linken Lager von der Stadtberner Nationalrätin Regula Rytz (57) erhalten. Die nationale Parteipräsidentin der Grünen verkörpert gleich beide aktuellen Megatrends: den Klimaprotest und den Aufbruch der Frauen. Die Frage ist, ob die in den urbanen Zentren bekannte Rytz auf dem Land genug Stimmen holt. Chancen ausrechnen kann sich im bürgerlichen Lager auch der SVP-Nationalrat und Steuerexperte Werner Salzmann (57) aus Mülchi. Der Präsident der grössten Kantonalpartei politisiert allerdings forsch auf der Parteilinie, im Ständerat ist aber eher ein gemässigtes Mitteprofil gefragt.

Bekannte Aussenseiterinnen

Nur Aussenseiterchancen haben drei amtierende Nationalrätinnen, mit ihrer Kandidatur wollen sie vor allem ihre Wiederwahl in den Nationalrat sichern. Die Burgdorferin Christa Markwalder (44) von der FDP war 2015 Nationalratspräsidentin, vielen im bürgerlichen Lager politisiert sie aber zu links. Die Stadtbernerin Kathrin Bertschy (40) von der GLP kann als Co-Präsidentin des Frauendachverbands Alliance F vom Aufbruch der Frauen profitieren, in der politischen Mitte hat sie aber zu viel Konkurrenz. Die EVP von Marianne Streiff (62), Lehrerin aus Urtenen-Schönbühl, hat die Stimmkraft für den Ständerat nicht.

Primär um mediale Aufmerksamkeit geht es den Kleinstparteien. Die Piratenpartei tritt mit zwei Kandidaten an. Jorgo Ananiadis (50) aus Ostermundigen ist Vizepräsident der nationalen Piraten. Sein Parteikollege Pascal Fouquet (38) ist als Leiter der europaweiten Kampagne «Save the Internet» gegen die Verschärfung des EU-Urheberrechts aufgefallen. Die rechts aussen stehende Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) schickt ihren Kantonalvorsitzenden Yannic Nuoffer (23) ins Rennen. Mit ihm tritt der Milchtechnologe Florian Gerber (30) an, derzeit wohnhaft in Lotzwil. Früher war er Pnos-Vertreter in der Ostschweiz, an Schweizer Konzerten rechtsextremer Rockbands ist er als Redner aufgetreten.

Peter Eberhart (64), einst BDP-Grossrat und Drogist aus Aeschi bei Spiez, versucht sein Glück mit seiner neuen Partei «DU – die Unabhängigen». In die skurrile Ecke gehören drei Einpersonenparteien: SP-Dissidentin Verena Lobsiger-Schmid (60) aus Interlaken firmiert unter «Partei der unbegrenzten Möglichkeiten» (PUM). Der in Interlaken und Bangkok domizilierte Pilot Philipp Jutzi (48) – er bestreitet den Klimawandel und nennt sich «parteilos, sachorientiert, unabhängig» – trat 2015 schon als Einmannprojekt JUP für den Nationalrat an. Keine Spuren hat bisher der Saxofonist Joe Grin (39) hinterlassen.

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