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Köniz

Schule à la carte

Oberstufenschüler können vielleicht bald mitentscheiden, wo sie zur Schule gehen. Der Gemeinderat zeigt sich offen für einen Pilotversuch zur freien Schulwahl.

Wohin zur Schule? Die Schüler können vielleicht bald mitbestimmen. Bild: Keystone

Könizer Jugendliche und ihre Eltern sollen die Qual der Wahl haben. Das möchte Parlamentarier Hansueli Pestalozzi (Grüne). Er hat einen Vorstoss für die freie Schulwahl auf der Oberstufe initiiert. Ende April wird das Parlament darüner befinden.

Pestalozzis Vision: Die sechs Oberstufenzentren der Gemeinde sollen sich nebst dem vorgegebenen Lehrplan mit Freifächern und Zusatzangeboten verstärkt ein eigenes Profil geben. Schon heute haben nicht alle Schulen die gleichen Modelle, wenn es um die Klasseneinteilung und den Unterricht auf verschiedenen Niveaus geht. «Schon das Schulmodell kann ein Wahlfaktor sein», findet Pestalozzi.

Keine Mehrkosten

Sein Anliegen geniesst über die Parteien hinweg Sympathien. 15 der 40 Parlamentsmitglieder haben den Vorstoss unterschrieben, als er eingereicht wurde. Inspiriert hat Pestalozzi auch die freie Schulwahl, die auf der Gymnasialstufe gilt. «Warum sollte das bei Gemeindeschulen nicht möglich sein?» Er sei nicht unzufrieden mit den Könizer Schulen. Er wolle unter diesen auch nicht den grossen Konkurrenzkampf entfachen. «Aber ein milder Wettbewerb fördert die pädagogische Innovation.» Beginnt also bald die grosse Wanderschaft der Oberstufenschüler: von Wabern nach Niederwangen? Aus Niederscherli ins Liebefeld? Oder aus Spiegel nach Köniz? Ganz frei wäre die freie Wahl dann doch nicht. Sie soll nur möglich sein, solange eine Schule Kapazität dafür hat. «Unser Vorschlag soll keine Mehrkosten auslösen», sagt Pestalozzi dezidiert, neue Schultransporte zum Beispiel lehnt er ab. Die Zuteilung in eine Schule würde so wohl etwas aufwendiger, räumt Pestalozzi ein. «Manches würde aber auch einfacher.» So hätte man wohl weniger mit Rekursen zu kämpfen.

Das bestätigt Thomas Ludescher, Vizepräsident der Schulpflege im zürcherischen Hinwil. «Die Eltern sind zufriedener, wir haben weniger Gesuche und Rekurse.» Die Gemeinde ist für Pestalozzi ein Vorbild. Seit ein paar Jahren können Eltern bei der Einschulung angeben, in welche der drei Primarschulen sie ihr Kind am liebsten schicken würden. «Sie können uns in erster Linie ihr bevorzugtes Schulmodell mitteilen, nicht das Schulhaus und schon gar nicht die Lehrperson», präzisiert Ludescher. Es gehe vor allem um die Wahl von Mehrjahrgangs- oder Jahrgangsklassen. «Die Schulen versuchen aber auch, sich zum Beispiel mit musischen Angeboten, altersdurchmischtem Lernen oder einer besonders familiären Atmosphäre zu positionieren.» Für Ludescher bewährt sich das Modell. Allerdings zeigt sich, dass diese Wahlmöglichkeit längst nicht für alle wichtig ist: Rund 90 Prozent der Eltern sind zufrieden, wenn ihr Kind einfach in das nächstgelegene Schulhaus gehen kann.

Wenig Gegenliebe

Bei der Könizer Schulkommission und der Konferenz der Schulleitungen stösst Pestalozzis Idee auf wenig Gegenliebe. Beide Gremien hätten sich klar gegen eine freie Schulwahl ausgesprochen, schreibt der Gemeinderat in seiner Antwort auf den Vorstoss. Auch er selbst stuft einen Wechsel als «risikoreich» einzeigt sich aber offen für einen Pilotversuch: Gesuche für einen Wechsel der Schule, die schon heute möglich sind, würden in den nächsten vier Jahren möglichst liberal gehandhabt. Dann soll es eine Evaluation geben. Für Pestalozzi ist das «ein gangbarer Weg». Er würde aber erwarten, dass die Eltern aktiv darüber informiert würden und einfacher zu Informationen über die Philosophien und Spezialitäten der einzelnen Oberstufenzentren kämen.

Stichwörter: Köniz, Schule, Oberstufe

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