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Corona-App

Sollte ich mich testen lassen?

Das Berner Telemedizin-Unternehmen In4medicine lanciert mit seinen Partnern den kostenlosen Covid-Guide. Mit ihm soll schnell Klarheit herrschen, ob ein Corona-Test sinnvoll ist.

Symbolbild Keystone
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Benjamin Lauener

Die Fragen sind simpel: Geschlecht, Alter, Aufenthaltsland, Beschwerden. Schritt für Schritt fragt der Covid-Guide, woran man leide, und empfiehlt einem den nächsten Schritt. Sollte man sich testen lassen, gleich ins nächste Spital fahren, oder ist es doch nur der Heuschnupfen, der sich wieder bemerkbar macht?

In einer Zeit, in der ein Virus den Alltag beherrscht und sich kaum jemand vollkommen sicher sein kann, von der Atemwegserkrankung verschont zu bleiben, dürfte dieser Online-Guide so manchen beruhigen. Oder ihn immerhin zum richtigen nächsten Schritt bewegen. Auch die Schritte auf der Website sind für den Laien leicht nachvollziehbar. Es gibt kaum Elemente, welche die Aufmerksamkeit beim Ausfüllen stören dürften. Das Endergebnis des Fragebogens weiss ebenfalls zu überzeugen: Neben konkreten Massnahmen, die man einleiten sollte, lässt sich auch der ausgefüllte Fragebogen als PDF herunterladen.

Seit Donnerstagmorgen ist die kostenfreie Web-App www.covidguide.health des Berner Telemedizin-Unternehmens In4medicine und seiner Partner nun online. In4medicine-Geschäftsleiter und Allgemeinmediziner Andreas Meer ist überzeugt: «Es braucht ein sinnvolles Instrument, mit dem die Bevölkerung zum eigenen Zustand eine Ersteinschätzung bekommt.» Noch diesen Herbst, vermutet Meer, werde bei einem plötzlich aufkommenden Husten die «Corona-Angst» im Kopf umherspuken.

Initiative aus Italien

Auf Initiative eines italienischen Kollegen hat sich In4medicine nun dazu entschlossen, eine kostenlose Web-App zur medizinischen Ersteinschätzung, den Covid-Guide, zu lancieren. Anders als vergleichbare Angebote besteht der Covid-Guide aus zwei miteinander verflochtenen Teilen: Einerseits der medizinischen Komponente – muss sofort etwas gemacht werden? Kann man abwarten? – und andererseits dem epidemiologischen Teil, bei dem etwa das allgemeine Risiko für eine Covid-Erkrankung eingeschätzt oder die Empfehlung zur Selbstquarantäne erteilt wird.

Die Grundidee ist nicht neu. In4medicine entwickelt und betreibt auch das Swiss Medical Assessment System, mit dem zu jeglichen Beschwerden eine Ersteinschätzung abgeholt werden kann. Der Covid-Guide ist nun eine Light-Version davon. Andreas Meer: «Das System, das nun zur Verfügung steht, konzentriert sich auf die Leitbeschwerden einer Covid-Erkrankung.»

Innert dreieinhalb Wochen haben Informatiker, Mediziner und Übersetzer dafür gesorgt, dass die Software in vier Sprachen und mehreren Ländern kostenlos verfügbar ist.

Entlastung der Spitäler

50 000 bis 100 000 Franken habe In4medicine in das System investiert, erläutert Geschäftsführer Meer. Ausserdem habe die Computing-Firma MTF Swiss Cloud das Rechenzentrum unentgeltlich zur Verfügung gestellt. «Bei uns steckt bestimmt sehr viel Gutmenschentum dahinter», erklärt Telemediziner Meer. Doch er macht keinen Hehl daraus, dass auch andere Interessen dabei eine Rolle spielen: «Wir wollen die Telemedizin besser etablieren.»

Früher hätten die Grosseltern ein dickes medizinisches Buch gehabt, heute sei es eben eine App, mit der man sich zu den Symptomen eine Fachmeinung einholen könne. «Ausserdem kann der Covid-Guide die Notfallstationen der Spitäler entlasten», ist Meer überzeugt. Nach einer solchen Ersteinschätzung gingen nämlich die Personen zum Arzt, bei denen es wirklich nötig sei.

Stichwörter: Corona App, Bern, test

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