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Wileroltigen

Transitplatz: Der Vermittler schlägt sich auf die Seite der SVP

Vor zwei Jahren baute Andreas Geringer Brücken zwischen Fahrenden und Ansässigen. Nun wechselt er völlig enttäuscht zu den Kritikern des geplanten Transitplatzes.

Symbolbild: Keystone

Er ist der Mann, der vor zwei Jahren in Wileroltigen zwischen den ausländischen Fahrenden und den Einheimischen vermittelte. Der in einer Zeit die Wogen zu glätten versuchte, in der erstens bis zu 500 Roma auf dem Reserveland an der Autobahn campierten und zweitens klar wurde, dass der Kanton genau hier einen fixen Transitplatz einrichten will: Andreas Geringer, selber Fahrender mit Schweizer Hintergrund, war im Hochsommer 2017 als Mediator im Auftrag des Bundes unterwegs. Als solcher hatte er entscheidenden Anteil daran, dass sich die Situation nach zehn langen, konfliktreichen Wochen mit dem Abzug der Romafamilien wieder beruhigte.

In dieser Vermittlerrolle war Geringer schweizweit auch im letzten Jahr unterwegs, in dem die Fahrenden Wileroltigen links liegen liessen. Als er nach einer nach aussen hin ruhigen Sommersaison Bilanz zog, hielt er zufrieden fest: Das Ziel, die Fahrenden aus den Schlagzeilen zu halten, sei erreicht.

Umso bemerkenswerter ist der Wandel, den er nun an den Tag legt: Mittlerweile geht Geringer offen auf Distanz zum Transitplatz, wie ihn der Kanton an der Autobahn bei Wileroltigen plant. Heute Abend will er seine Kritik sogar an einer Versammlung der SVP äussern, in einem Umfeld also, das sich seit je gegen das Projekt stellt. Das bestätigte er gestern auf Anfrage.

 

Ein paar Tage geschlossen

In den letzten Wochen ist halt auch wieder einiges passiert an der Autobahn bei Wileroltigen. Es begann bereits im März, als sich unvermittelt Fahrende auf dem Rastplatz direkt neben dem Reserveland niederliessen. Der Bund als Eigentümer erklärte sich bereit, die Gespanne vorderhand zu dulden, und das ging gut so bis Mitte Juni. Weil sich der Abfall auftürmte und die Toilettenanlagen über Gebühr verschmutzt waren, sah das verantwortliche Amt für Strassen Astra keinen anderen Ausweg mehr, als den Rastplatz für ein paar Tage zu schliessen. Seit der Wiedereröffnung hat ein Sicherheitsdienst ein Auge auf die Fahrenden, die auch fortan und bis heute blieben.

Schon im Juni regte sich Geringer über all die Familien auf, die sich um jegliche Regeln foutierten, damit die Ansässigen gegen sich aufbrächten und so letztlich allen Fahrenden und damit auch jenen mit Schweizer Wurzeln schadeten. Dieser Ärger ist bis heute nicht verflogen, wie er mit einem Blick zurück auf die letzten Wochen sagt. Viele träten aggressiv und frech auf, hielten sich auch kaum an Regeln, klagt er. Das zeige sich nicht nur im Gebrauch der öffentlichen Toiletten. Nach wie vor werde unter freiem Himmel mit Schleifgeräten, Farben und Lacken hantiert. An die Folgen für die Umwelt denke niemand.

 

Gewässer verschmutzt

Wenn Geringer so redet, denkt er nicht nur an das Provisorium in Wileroltigen, sondern auch an den 2,5 Millionen Franken teuren Transitplatz bei Bulle im Kanton Freiburg. Dieser habe in den zwei Jahren seines Bestehens arg gelitten. Rasengittersteine seien durch unsachgemässes Einschlagen von Heringen kaputtgegangen und Stellen im Belag durch chemische Stoffe zerfressen worden – in Wileroltigen sei übrigens ein Gewässer verschmutzt worden.

Die Berner Behörden bestätigen, dass sie Kenntnis von «einer Gewässerverschmutzung im Bereich des Autobahnrastplatzes» haben. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass die Verursacher noch nicht gefunden sind, die Ermittlungen erst laufen.

Geringer sagt offen, dass er wenig Verständnis für das Provisorium in Wileroltigen habe. Er erinnert daran, dass der Kanton Bern dieses Jahr mit den Provisorien in Brügg und Gampelen bereits zwei Transitplätze betreibe. Dass er damit seiner Pflicht den ausländischen Fahrenden gegenüber nachkomme – in dieser Situation könnte er Familien, die hier wie dort nicht mehr unterkämen, mit gutem Gewissen weiterleiten. Zumal die Stimmbevölkerung ja erst im Februar Ja zum neuen Polizeigesetz und damit auch Ja zu dem darin verankerten Wegweisungsartikel gesagt habe.

 

Fehlende Unterstützung

In diesem Umfeld, schliesst Geringer, sei ihm die Lust vergangen, in der Öffentlichkeit für den vom Kanton geplanten, gut 3 Millionen Franken teuren Transitplatz einzustehen. Zumal er vom selben Kanton als Mediator ja auch keine Untersützung mehr erhalte – genau: Schon im Juni kritisierte er, dass Bern die Tätigkeit jener, die zwischen Fahrenden und Ansässigen vermitteln würden, nicht mehr mitfinanziere. Worauf der Kanton konterte, für eine Auszahlung der Gelder fehlten noch Unterlagen. Stephan Künzi

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