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Waldwirtschaft

Wetterextreme setzen dem Berner Wald zu

Die Winterstürme und die Trockenheit des Frühlings begünstigen die Entwicklung der Borkenkäfer im Berner Wald. Die befallenen Bäume sollten rasch entfernt werden, damit der Schädling sich nicht ungehindert ausbreiten kann. Wegen der Coronakrise nimmt die inländische Holzindustrie jedoch kaum mehr Holz ab, der Export ist eingebrochen.

Symbolbild: Keystone

Die starken Stürme im Winter und der warme, trockene Frühling haben im Berner Wald Spuren hinterlassen. Viele Bäume wurden gebrochen oder umgeworfen. Mancherorts zeigen die jungen Blätter der Buchen bereits Verfärbungen, eine Folge der Trockenheit. Die Niederschläge seit Ende April haben die grosse Waldbrandgefahr für den Moment entschärft. Doch die Gefahr ist nicht gebannt. Geschwächte Fichten sind ideale Brutstätten für den Borkenkäfer. Seit zwei Jahren beobachtet das Amt für Wald und Naturgefahren eine starke Zunahme der Käfer, besonders im Mittelland und in den Voralpen. Flächige Schäden konnten bisher weitgehend verhindert werden. In diesem Jahr ist das Risiko aber besonders hoch: Die Käferpopulation ist gross, der Wald ist geschwächt und der Frühling war sehr warm und trocken. Die Bekämpfung der Borkenkäfer ist jetzt sehr wichtig. Befallene Bäume sollten genutzt werden, bevor eine weitere Generation von Käfern ausfliegen kann. Es könnten sonst grossflächig Fichtenbestände absterben.

Kanton unterstützt die Bekämpfung des Borkenkäfers
Die Bewirtschaftung der Wälder und die Bekämpfung von Waldschäden ist grundsätzlich Sache der Waldeigentümerinnen und -eigentümer. Der Kanton Bern unterstützt sie dabei finanziell. Der Regierungsrat hat im Januar 2020 entschieden, das Programm zur Bekämpfung des Borkenkäfers in den tieferen Lagen des Mittellands und des Aaretals in den Jahren 2020 und 2021 weiterzuführen. Inklusive Bundesbeiträge stehen für die beiden Jahre 1,6 Millionen Franken zur Verfügung. Der Kanton Bern will so einen Beitrag leisten, dass die wirtschaftlich wichtigen Fichtenbestände nicht flächig absterben, sondern nachhaltig genutzt werden können.

Anders ist die Situation in den höheren Lagen des Kantons, wo die Fichte stark verbreitet ist und die Wälder Siedlungen und Verkehrswege vor Naturgefahren schützen: Hier ordnet der Kanton Forstschutzmassnahmen an. Die ungedeckten Kosten werden mit Bundes- und Kantonsbeiträgen gedeckt. So sollen grössere Schäden im Schutzwald verhindert werden.

Fehlende Holzerlöse verschärfen die Situation
Die Corona-Massnahmen im In- und Ausland wirken sich auch auf den Holzmarkt aus. Normalerweise kann das befallene Holz rasch geschlagen und verkauft werden. Die Holzerlöse helfen mit, die Forstschutzmassnahmen zu finanzieren. Dies ist aktuell kaum mehr möglich. Als Folge der aufwändigen Käferbekämpfungsmassnahmen stehen in den Schutzwäldern in den Alpen, Voralpen und im Berner Jura weniger Mittel für die ordentliche Schutzwaldpflege zur Verfügung.

Die Waldwirtschaft steht vor grossen Herausforderungen, gesellschaftlich wichtige Waldleistungen sind gefährdet. Das Amt für Wald und Naturgefahren wird daher beim Bund zusätzliche Mittel für den Forstschutz im Schutzwald und die Unterstützung der Anpassung der Wälder an den Klimawandel beantragen.

Wald- und Holzwirtschaft stärken
Die aktuelle Lage zeigt es deutlich: Eine vitale Wald- und Holzwirtschaft ist die beste Versicherung des Waldes angesichts der steigenden Risiken für den Wald und Ansprüchen an ihn. Die Verwendung von einheimischem Holz als Baustoff und Energieträger dient der Klima-, Energie- und Umweltpolitik unseres Landes. Sie hilft mit, den Wald vor Schäden zu schützen und seine wichtigen Leistungen für Freizeit und Erholung, Biodiversität und Schutz vor Naturgefahren zu sichern. Der Kanton Bern unterstützt daher auch regionale Initiativen zur gemeinsamen Bewirtschaftung des Waldes, zur Verbesserung der Wertschöpfungskette und zur vermehrten Verwendung von Holz als Baustoff und Energieträger. mt

Stichwörter: Wald, Schäden, Wetter, Kanton Bern

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