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Übrigens

Diese elende Cancel Culture

Grundsätzlich ist es mir ja sehr wohl in der Schweiz. Aber es gibt Momente, da wär’ ich gerne anderswo. In Amerika zum Beispiel.

Bild: Tobias Graden
  • Dossier
Ob es mich dann so sehr nach Las Vegas ziehen würde, da bin mir zwar nicht so sicher. Doch vielleicht ginge es nicht anders. Denn: Dort spielen The Black Crowes demnächst zwei, drei Konzerte. Die Black Crowes, müssen Sie wissen, sind nicht irgendeine Band. Die Black Crowes und ich, das ist eine spezielle Geschichte. Wenn ich auf die einsame Insel nur gerade die Musik einer einzigen Band mitnehmen dürfte, es wäre wohl immer noch diese, auch nach 30 Jahren. Natürlich hatte ich also, als ich erfuhr, dass die Band wieder zusammengefunden hatte, wieder tourte und sogar in die Schweiz kommen würde, umgehend ein Ticket für das Konzert gekauft. Weil wer weiss, wie lange die das noch machen, der Chris Robinson hat schliesslich schon in den 90ern eher alt ausgesehen. Und dann kam... Sie wissen schon. Jedenfalls spielen die Black Crowes seither ständig! Irgendwo! In den USA!, aber der Auftritt in der Schweiz ist mal wieder verschoben worden, ich glaube auf nächsten Oktober. 
Sie raubt einem die Nerven, diese Cancel Culture, dieses elende ständige Absagen von Konzerten, jeweils euphemistisch «verschieben» genannt. Bei Tori Amos, auch so einer alten Liebe, ist es das gleiche. «Ocean to Ocean» tourt sie im Frühling, schier jeden Tag spielt sie irgendwo in Nordamerika;Amanda Palmer, die ihrerseits seit Pandemiebeginn in Neuseeland festsitzt und der man auch mal wieder gerne Hallo sagen würde, hat ihr schon mal viel Kraft gewünscht. Aber der Termin von nächster Woche in der Schweiz? Ist natürlich verschoben auf irgendwann. 
 
Kriegen die denn nicht mit, dass wir hier jetzt Turboöffnung machen? Man hätte sich ja gerne mit Wolf Alice getröstet, die hierzulande einen Tag nach Tori terminiert waren. Aber die Engländer kommen derzeit auch nicht. Sogar die Deutschen bleiben uns fern: Die Meute, dieser geniale Haufen, hat ihren Berner Auftritt auch schon wieder verschoben. Warum das so ist, erklärt der Bieler im Bierhübeli, Dave Naef: Bei einer Tour müssen die Zahnräder ineinander greifen können, also auch die Auftritte anderswo, und das wäre zum Zeitpunkt des Entscheids nicht der Fall gewesen, weil die Auflagen in Deutschland und Italien noch zu streng waren und die Schweiz noch als Risikoland gelistet war. Für die Branche seien die Folgen von Corona noch lange nicht vorbei, so Naef, «wir rechnen mit einer Normalisierung in zwei Jahren.»
 
Dann also New Orleans? Das könnte auch ohne Dr. John ganz lustig sein. Die Black Crowes spielen dort am 5. Mai.
 

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