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Museen

«Man ist im Museum besser vor dem Virus geschützt als im Supermarkt»

Für viele Museen geht es wieder los – sie dürfen seit gestern ihre Türen wieder für das Publikum öffnen. Mit einem grossen Besucheransturm gleich zu Anfang rechnen die Direktorinnen der hiesigen Häuser allerdings nicht.

Ab morgen wieder offen: Die aktuellen Ausstellungen im Kunsthaus Pasquart wurden verlängert. zvg/Lia Wagner

Simone K. Rohner
Es geht wieder los! Diese Woche kann das kulturelle Leben auferstehen. Richtig analog. Wenigstens teilweise. Die Museen können wieder öffnen. Und tun dies grösstenteils auch. Die aktuellen Ausstellungen wurden in den meisten Fällen verlängert.
Aber wie wird ein Museumsbesuch nun genau aussehen? Mit Maske durch die Ausstellungen? Werden alle Personen eingelassen? Oder gibt es eine Beschränkung der Besucherzahlen? Sind alle froh, dass sie wieder öffnen können? Der Sommer steht bevor und damit nicht gerade die Hochsaison für Museen. Werden überhaupt Besucher erwartet? Und haben die Museen etwas gelernt aus dem Lockdown? Auch über Führungen oder Vermittlung wird momentan noch kaum gesprochen. Von Vernissagen gar nicht zu reden. Viele Fragen stellen sich noch. Und werden erst mit der Zeit und der gesammelten Erfahrung zu beantworten sein.

Sommerpause wie geplant
Felicity Lunn, Direktorin des Kunsthaus Pasquart ist froh, dass es wieder weitergeht. Im Haus laufen die Vorbereitungen für die Wiederöffnung auf Hochtouren. Das Pasquart eröffnet morgen mittag wieder (siehe Infobox). «Wir freuen uns alle», sagte sie letzten Freitagnachmittag am Telefon. Sie war gerade im Kunsthaus. Und hatte eine sehr lange Sitzung hinter sich. So wie viele Museumsdirektorinnen und -direktoren wahrscheinlich dieser Tage.
Die aktuellen Ausstellungen sind noch bis vor der regulären Sommerpause im Juni zu sehen. Dann wird, wie vor Corona geplant, umgebaut für die Schau im Juli. Danach soll das Programm bis Ende Jahr wie geplant weitergehen. Sofern es nicht noch einmal zu einem Lockdown kommt. Oder der Transport zum Verhängnis wird. Für eine Ausstellung muss nämlich Kunst aus London geliefert werden. Ganz zurück zur Normalität geht es also noch nicht für die Museen.
Die zwei ausgefallenen Frühlingsausstellungen wurden auf 2021 verschoben. Ob die Vernissage Anfang Juli stattfinden kann, ist noch unklar. Auch das Pasquart-Fest hängt in der Schwebe - hier müssen die nächsten Entscheidungen am 27. Mai abgewartet werden. Lunn zeigt sich da aber nicht sehr optimistisch. Die Vermittlung, ausser für die Schulen, wird aber bereits wieder aufgenommen. Für jeweils nur ganz wenige Personen. Sodass bei den Führungen die Auflagen des Bundesrates eingehalten werden können. Doch Lunn rechnet nicht mit einem riesigen Ansturm. Vor allem ältere Menschen würden wahrscheinlich noch länger eher nicht in Massen in die Ausstellungen strömen, schätzt sie.

Kartenzahlung bevorzugt
Das Kunsthaus Pasquart wird aber ganz konkrete Massnahmen treffen für die Sicherheit des Publikums. Beim Empfang werden Markierungen abgeklebt, damit der Abstand eingehalten wird. Es werden Spender mit Desinfektionsmittel bereitstehen. Die Oberflächen werden regelmässig desinfiziert werden. Ansichtsexemplare von Büchern müssen mit Handschuhen oder desinfizierten Händen angeschaut werden. Flyer und Auflageblätter können nicht wieder zurückgelegt werden. Ausserdem soll das Publikum dazu ermuntert werden, mit Karte zu bezahlen, anstatt mit Bargeld.
Masken werden aber weder das Personal an der Front, noch die Besucher tragen müssen. Das Gebäude sei gross genug, um den nötigen Abstand einzuhalten. «Man ist hier im Museum sicher besser vor dem Virus geschützt als auf einer Poststelle oder in einem Supermarkt», so Lunn.
Die Direktorin ist stolz auf ihr Team. Innert kürzester Zeit hätten sie online ein Ersatzprogramm zusammengestellt. Und laut Lunn kam das gut an beim Publikum. Mehr Likes, Views und Klicks als vorher habe es gegeben auf den Social Media Plattformen. Allen voran auf Facebook.
Die bereits geplanten online Aktivitäten werden demnach auch noch weitergeführt. Doch die Frequenz mit der das Museum während des Lockdowns im Internet präsent war, sei während des normalen Betriebs nicht möglich aufrecht zu erhalten.Dafür hätten sie schlicht keine Mittel und Kapazitäten, so Lunn.
Vom NMB klingt es ähnlich. Das Neue Museum Biel ist ab heute wieder geöffnet. Auch dort werden die Besucherinnen und Besucher auf Markierungen und Desinfektionsmittel stossen. Das Personal an der Kasse wird mit einer Plexiglasscheibe geschützt. Im Gegensatz zum Kunsthaus hat das NMB aber viel mehr interaktive Bestandteile in den Ausstellungen. Touchscreens und ähnliche Elemente würden aber weiterhin benutzbar bleiben für das Publikum, so Bernadette Walter, Direktorin des Hauses. Denn diese sind wichtig für die Ausstellungen. Alle, die diese Elemente benutzen wollen, werden aber dazu aufgefordert, diese vorher selbst zu desinfizieren. Und auch im NMB gibt es mit zwei Gebäuden genug Platz, um sich ausreichend sozial zu distanzieren und zu verteilen.
Eine Ausstellung im NMB, die eigentlich geplant war für April, musste auf nächstes Jahr verschoben werden. Ansonsten geht es weiter, wie geplant. Führungen und die Vermittlung wird das Museum aber vorerst nicht wieder aufnehmen. Auch Bernadette Walter schätzt, dass es eher langsam wieder anziehen wird mit den Besuchen im Musem. Froh über die Wiedereröffnung sei sie sehr. «Aber der Bundesratsentscheid hat mich auch überrascht.»

 

Diese Ausstellungen gehen in die Verlängerung

«Ich Mann. Du Frau», bis21. Juni im Neuen Museum Biel, geöffnet ab heute.
Einzelausstellungen von Daniel Zimmermann und Kapwani Kiwanga bis 14. Juni im Kunsthaus Pasquart, Biel. «Her Take» im Bieler Photoforum, bis 14. Juni. Beide geöffnet ab morgen.
Die Ausstellungen «Rebekka Steiger – boxing the compass» «20 Jahre Kupferdruckwerkstatt Gentinetta» und «20m2 – Fenster ins Atelier von Marion Nyffenegger», bis 20. September im Kunsthaus Grenchen. Geöffnet ab 27. Mai.
«Jean-René Moeschler – peinture», bis 23. August imMusée jurassien des Arts in Moutier, geöffnet ab morgen.
«Genius Loci Salodorensis – Kunst aus und für Solothurn», bis 18. Oktober. «Jean Mauboulès: Mouvement arrêté», bis2. August. Beide im Kunstmuseum Solothurn, geöffnet ab heute.
«El Anatsui – Triumphant Scale», bis im Herbst. «Teruko Yokoi Tokyo – New York – Paris – Bern», bis 2. Augutst, beide im Kunstmuseum Bern, geöffnet ab heute.
 «Lee Krasner – Living Colour», bis 16. August. «Jenseits von Lachen und Weinen – Klee, Chaplin, Sonderegger», bis6. September. Beide im Zentrum Paul Klee, geöffnet abheute.
«Marc Camille Chaimowicz – Dear Valérie…», bis 26. Juli, in der Kunsthalle Bern, geöffnet ab heute. sro

Info: Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die genauen Öffnungszeiten sind den Websites der jeweiligen Museen zu entnehmen.
 

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