Zeigt das Teil doch einfach!

 

Ich bin eine der einen. Letztes Wochenende hat das Warten den Zenit der Mühsamkeit erreicht, nicht, weil es so schrecklich lange gedauert hätte, sondern, weil es so schrecklich unnötig war. Es war ja, Sie wissen es bestimmt, Braderie. Und an der Braderie sind viele Leute. Und wo viele Leute sind, wollen viele Leute Bier. Und wo viele Leute Bier wollen, muss man warten. Ich hab gewartet, im «Provisorium» am Bieler Guisanplatz. Dort gab es Bier und Ähnliches zum Mitnehmen, aber auch zum dort Konsumieren. Das scheint die Trinklustigen völlig aus dem Konzept gebracht zu haben. Was ist nun mit der Maske? Muss die noch vors Gesicht? Brauche ich ein Zertifikat? Fragen über Fragen, die von denjenigen mit dem höchsten Alkoholpegel am intensivsten diskutiert und am wenigsten beantwortet wurden.

 

Ich wartete, liess Geduld walten, erklärte, wenn jemand fragte, anständig. Und so taten es auch die meisten anderen Wartenden. Aber eben nicht alle: Da waren beispielsweise die drei jung Gebliebenen, die Bier wollten, ohne Maske. An der Bar wurden sie aufgefordert, ihr Zertifikat zu zeigen oder die Maske aufzusetzen. Ein einfaches Entweder/Oder. Zwei Möglichkeiten, beide ziemlich konkret, beide nicht allzu aufwendig. Als hätten sie noch nie etwas von dieser ganzen Zertifikatsgeschichte in Bars und Restaurants mitbekommen, lachten sie laut auf: «Was? Nun muss ich sogar hier noch mein Zertifikat zeigen? Eine Sauerei», motzte einer. Die Frau hinter der Bar erklärte erneut, die Herren hörten zu, schüttelten den Kopf, zeigten widerwillig ihr Zertifikat, bezahlten und gingen, langsam, torkelnd, wie das betrunkene, jung Gebliebene halt tun.

 

Noch heute trauere ich diesen verlorenen Minuten nach. Ich verstehe es nicht. Ist das ein Ausdruck von Widerstand? Ist es Faulheit? Ist es eine neue Art der Anmache? Letzteres fänd ich wirklich bitter. Also, bitte: Seid cool, zeigt euer Zertifikat, nervt nicht das Personal, nervt vor allem nicht die anderen Wartenden, macht einfach. Ihr werdet sehen: So schwer ist das nicht. Und am Ende kriegen alle Bier – oder besser Wein! Aber das ist ein anderes Thema ...