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Kommentar

Ein schwacher Auftritt der Landesregierung

Die Landesregierung tritt mit Floskeln wie „ein paar Wochen abwarten“ vors Volk. Dabei dürften wir einen klaren Plan erwarten, wie das Leben weitergehen kann, kommentiert BT-Redaktionsleiter Parzival Meister den jüngsten Auftritt des Bundesrats.

Parzival Meister, Redaktionsleiter und stv. Chefredaktor

Parzival Meister

Die Bevölkerung ist Corona-müde. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den 19. März. Doch der Auftritt, den die Landesregierung an diesem Tag hinlegte, war einfach nur schwach.

Es geht bei dieser Beurteilung nicht darum, dass weitere Öffnungsschritte auf sich warten lassen. Die Stimmung im Lande ist zwar am Tiefpunkt, wie die jüngste SRG-Corona-Umfrage zeigt. Doch dieselbe Auswertung macht auch deutlich, dass die Mehrheit der Bevölkerung das Lockerungstempo der Regierung stützt. Und ganz sicher wünscht sich niemand eine Öffnung, die in einem weiteren Lockdown endet. Aber es ist frustrierend, wie unkonkret der Bundesrat nun an die Bevölkerung herantritt.

Die Menschen sind sich bewusst, dass wir nicht einfach weitermachen können, als gäbe es kein Corona. Sie wissen aber auch, dass Corona nicht verschwinden wird. Wir warten darauf, dass uns aufgezeigt wird, wie das Leben mit Corona weitergehen kann. Doch genau diese Perspektive vermochte der Bundesrat nicht aufzuzeigen. Alleine schon der Umstand, dass die Landesregierung den Gesundheitsminister alleine vor die Kameras schickte, machte deutlich, dass sie keinen klaren Plan präsentieren wird.

Vor einem Jahr, als alles neu war, gab die grosse Ungewissheit vor, wie es weitergeht. Aber mittlerweile darf das Volk eine konkrete Strategie erwarten. Wir sollten zu hören bekommen: Bis dann ist diese und jene Gruppe geimpft, ab diesem Zeitpunkt ist dies und das möglich. Oder: Ab dieser Woche verfügt jede Apotheke im Lande den Schnelltest der Sorte X, verknüpft dieser ausgearbeiteten Strategie können solche Aktivitäten wieder aufgenommen werden. Stattdessen tritt der Gesundheitsminister mit Floskeln wie "ein paar Wochen abwarten“, "ein wenig mehr Geduld“ und "wir bleiben dran“ vor das Volk.

Man kann von der Regierung nicht verlangen, dass sie einen Plan präsentiert, der von A bis Z aufgehen wird. Aber es darf weit mehr erwartet werden, als ein solch hilfloser Auftritt.

pmeister@bielertagblatt.ch

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