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Bern

Weiter Streit um Fernbusse

Für die Gewerkschaft SEV ist die Idee von Busverbindungen zwischen Schweizer Städten gescheitert – auch wenn neue Anbieter auf den hiesigen Markt wollen.

Der «Swiss-Express» ist Geschichte - zumindest vorerst. Bild: Keystone

Mit dem Ende des «Swiss-Express» von Eurobus verschwindet das einzige nationale Fernbusangebot vom Markt. Ein österreichischer Anbieter will in die Bresche springen. Nun fordert die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) den Bund auf, das Konzessionsgesuch abzulehnen.

Prekäre Arbeitsbedingungen

Das Experiment Fernbus sei gescheitert, schreibt die Gewerkschaft des Verkehrspersonals in einer Mitteilung. Die Streichung der drei Eurobus-Verbindungen zwischen verschiedenen Schweizer Städten zeige, dass eine solche Nachfrage in der Schweiz nicht existiere.

«Dieses Geschäftsmodell ist nicht tragfähig», gibt der SEV zu bedenken. Die Gewerkschaft kritisiert zudem die teils «prekären Arbeits- und Lohnbedingungen» in der Branche. Deswegen solle das Bundesamt für Verkehr (BAV) auf das Ausstellen von neuen Fernbuskonzessionen verzichten.

Am Mittwoch hatte das Personentransportunternehmen Eurobus das vorläufige Ende seines innerschweizerischen Angebots verkündet – mangels Kunden. Bereits im vergangenen Dezember hatte der Anbieter die Teilstrecken zwischen Chur und Zürich sowie zwischen Martigny und Sitten eingestellt. Die Auslastung der Busse lag nur bei rund 10 Prozent.

Nur wenige Stunden nach der Ankündigung von Eurobus machte sich ein potenzieller Nachfolger bemerkbar. Der österreichische Anbieter Dr. Richard strebt einen Busbetrieb auf den Strecken Zürich Flughafen-Zürich-Bern, Zürich-Basel-Bern sowie Zürich-Luzern-Bern an.

«Unfairer Wettbewerb»

Das entsprechende Konzessionsgesuch liegt seit über einem Jahr beim Bund. Anhörungen der Kantone, Tarifverbünde und Verkehrsunternehmen stehen an. Das BAV hatte in seiner Strategie 2030 beschlossen, dass der öffentliche Personenverkehr verstärkt privatisiert werden soll.

Die Gewerkschaft SEV fordert nun das BAV aber auf, sofort auf die Bremse zu treten. Der «unfaire Wettbewerb im Schienenverkehr» sei Unsinn, heisst es in der Mitteilung. Der Bund gebe Gelder in Milliardenhöhe für den Bahnverkehr aus, da brauche es keine ungleiche Konkurrenz.

Der Anbieter Dr. Richard zeigt sich da optimistischer. «Wir gehen davon aus, dass mit der Betriebseinstellung von Eurobus der Erteilung einer Konzession an Dr. Richard nichts mehr im Wege steht», steht in der Mitteilung der Österreicher. Der Fernbus stelle auch in der Schweiz eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden öffentlichen Fernverkehrsangebot auf Schiene und Strasse dar.

Roger Müri, Geschäftsführer des Schweizer Geschäfts von Eurobus, sprach am Mittwoch von schwierigen Rahmenbedingungen. «Damit Fernbusse in der Schweiz ihre Rolle als sinnvolle Ergänzung des öffentlichen Verkehrs finden können, muss es neue Regeln geben.» Heute könnten private Anbieter zu wenig schnell und zu wenig flexibel auf die effektive Nachfrage reagieren. Beispielsweise sei über gewünschte Angebotserweiterungen bis heute noch nicht entschieden worden. Darunter fallen die im öffentlichen Verkehr als Ergänzung zur Bahn erstmals geplanten Nacht- und Frühanbindungen an die Flughäfen.

Kooperation mit SBB denkbar

Die SBB hatten Anfang Woche vor den Medien betont, sie wollten solche Linien «in Zusammenarbeit mit Eurobus» realisieren. Entsprechende Gesuche sind ebenfalls beim BAV hängig. An diesem im Juni eingereichten Gesuch für Nacht- und Frühanbindungen will Eurobus weiter festhalten, wie Müri gestern verlauten liess. Zudem prüfe das Unternehmen ein neues Gesuch für Tagesverbindungen und werde dieses später beim BAV einreichen.

Gutes Geschäft im Ausland

Eurobus lässt sich also mittel- und langfristig eine Hintertüre offen: Das Projekt «Schweizer Fernbus» werde weiterverfolgt, sagte Müri. Im Gegensatz zur Schweiz boomt im grenznahen Ausland das Geschäft mit Fernbussen. In Deutschland ist Anbieter Flixbus nicht nur mit Bussen unterwegs, sondern unter dem Namen Flixtrain auch mit Zügen. sda

Stichwörter: Bern, SEV, Gewerkschaft, Bus

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