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Büren

Altersheim: Die Sanierung kostet 
22 Millionen Franken

Das Altersheim in Büren ist in die Jahre gekommen. Diverse Sanierungen stehen an, zudem braucht es ein neues Wohnkonzept für eine zeitgemässe Pflege. Für den Gemeindeverband wird es teuer.

Gemütlich, aber nicht mehr zeitgemäss: Altersheim Büren. Bild: Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt

Brigitte Jeckelmann

Am Morgen sind die ersten Schneeflocken gefallen. Eine dünne Schneeschicht überzuckert bereits die Trottoirs und die Bäume. Nachmittags um 16 Uhr beim Altersheim Büren. Es dunkelt schon ein. Aus dem Haupteingang des Heims dringt warmes Licht. Drinnen sitzen eine Bewohnerin und ein Bewohner nebeneinander auf einem Sofa. Mit einem Lächeln begrüssen sie die Besucher. In diese gemütliche Atmosphäre passt Markus Vögtlin. Der Geschäftsführer des Altersheims Büren hat die wohlwollende Autorität eines Familienvaters. Vögtlin freut sich. Denn nun kann es vorwärtsgehen mit dem Projekt Sanierung und Neubau.

Jüngst hat die Delegiertenversammlung des Gemeindeverbands Altersheim Büren dem Kredit über 22,5 Millionen Franken zugestimmt (siehe Infobox). Doch wofür genau braucht es so viel Geld? Das erklären Markus Vögtlin und Hans-Jörg Lehmann, der Vorstandspräsident des Verbands, dem elf Gemeinden aus dem ehemaligen Bürenamt angehören.


Nicht mehr zeitgemäss
Das Altersheim Büren besteht aus drei Gebäuden: Im L-förmigen Haupthaus gegenüber des Bahnhofs Büren sind 
46 Bewohner untergebracht. In der Villa Pfister, einem dreistöckigen Haus ein paar Schritte entfernt, wohnen acht Menschen mit Demenz, und in einem weiteren Haus in Diessbach, dem Schelker-Heim, gibt es weitere sieben Pflegeplätze. Das Haupthaus in Büren ist 
30 Jahre alt: Heizung, Lüftung, die sanitären und elektrischen Anlagen sind sanierungsbedürftig. Es braucht neue Fenster und die Nasszellen «eine generelle Überholung», sagt Markus Vögtlin.

Hinzu kommt: Das Wohnkonzept ist veraltet. Die Bewohner sind in Einzelzimmern auf Etagen ohne Aufenthaltsbereiche untergebracht. Die Küche, der Esssaal und die Gemeinschaftsräume sind im Parterre. Markus Vögtlin: «Es ist wie in einem Hotel, das ist für die heutige Pflege nicht mehr zeitgemäss.» Bewohner, die sich Gemeinschaft wünschen, müssen mit dem Lift rauf und runter fahren und brauchen dazu meistens Hilfe vom Pflegepersonal. Für die Pflegenden gibt es lediglich ein kleines Stationszimmer im ganzen Haus. Viel zuwenig Platz also. Und unpraktisch. «Die Pflegenden sind zu weit weg von den Bewohnern», sagt Markus Vögtlin.

Die beiden Aussenstationen, das Pfister-Haus und das Schelker-Heim, haben sich als unwirtschaftlich erwiesen. Sie benötigen zu viel Personal im Verhältnis zur Anzahl Bewohner. Das Projekt sieht vor, die beiden Aussenstationen aufzuheben und die Bewohner ins Haupthaus zu integrieren. Gleichzeitig soll das Heim künftig 71 Bewohner aufnehmen können, das sind 10 mehr als bisher. Insgesamt braucht es deshalb mehr Platz.


Altersheim wird zum Pflegeheim
Weiter sollen die Bewohner in Wohngruppen von 12 bis 15 Personen im Heim leben. In einem separaten Anbau ist eine Wohngruppe mit anschliessendem, geschützten Garten für Bewohner mit Demenz vorgesehen. Das Projekt umfasst also sowohl Sanierungs- als auch Umbauarbeiten plus zwei neue, angebaute Gebäude. All diese Massnahmen sind laut Markus Vögtlin und Hans-Jörg Lehmann nötig, um einerseits für Bewohner und Pflegepersonal attraktiv zu bleiben. Andererseits geht es auch darum, im Wettbewerb mit anderen Altersheimen in der Region bestehen zu können. Markus Vögtlin ist sich bewusst: «Bewohner sind nicht auf uns angewiesen, es gibt mehrere Heime in der Region.» Doch auch neue Altersheime im Kanton öffnen ihre Tore. Laut Auskunft der kantonalen Gesundheits- und Fürsorgedirektion sind es in den letzten Jahren deren elf.

Doch nicht nur die Wettbewerbssituation zwingt das Altersheim Büren dazu, sich für die Zukunft zu rüsten. Die Altersheimlandschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ins Heim geht heute erst, wer nicht mehr zuhause leben kann, weil er zuviel Pflege benötigt. Dank ausgebauter Spitexdienste können Menschen zwar länger daheim bleiben. Wenn der Eintritt ins Heim dann unumgänglich ist, sind Senioren aber meistens schwerer krank und daher pflegeintensiver. Die Folge davon: «Altersheime sind heute Pflegeheime», sagt Markus Vögtlin. Älter und gleichzeitig kränker bedeutet, dass Menschen weniger lang im Heim sind, bevor sie sterben. Im Altersheim Büren beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer rund vier Jahre.


Neue Wohnkonzepte gefordert
Die heutige Situation erfordert andere Wohnkonzepte. So haben sich gemäss Markus Vögtlin in Pflegeheimen Wohngruppen als geeignet erwiesen. Statt dass die Bewohner wie im Hotel wohnen, leben sie in überschaubaren Gruppen.

Weshalb Wohngruppen für betagte Menschen besser sind, erklärt Gundekar Giebel, Kommunikationsleiter bei der kantonalen Gesundheits- und Fürsorgedirektion: Spitalähnliche Institutionen sollen in der Pflege abgelöst werden von solchen, «die einem privaten Lebensumfeld nahe kommen». Grundlage für das kantonale Raumprogramm bilde daher das Wohngruppenmodell. Die Wohngruppe soll 12 bis 16 Personen umfassen und ist das eigentliche Zuhause der Menschen – analog der eigenen Wohnung. In diesem Modell bildet das Leben im gemeinschaftlichen Raum innerhalb der Wohngruppe den Pol des Alltags. Hier finden nicht nur informelle Begegnung und Austausch statt, sondern die gemeinsamen Aktivitäten des täglichen Lebens und insbesondere das gemeinsame Essen.


Pflegende näher an Bewohnern
Im Altersheim Büren würde das so aussehen: Es soll fünf Wohngruppen geben. Jede Gruppe hat ein fest zugeteiltes Pflegeteam. Das hat den Vorteil, dass sich Bewohner und Betreuer besser kennen und vertrauter sind. Den Pflegenden steht auf jeder Wohngruppe ein Stationszimmer zur Verfügung. Dies erleichtert nicht nur die administrative Arbeit. Auch die Wege zu den Bewohnern sind so kürzer und zeitsparender.

Jede Wohngruppe ist mit mehreren Aufenthaltsbereichen sowie einem Essraum mit Küche ausgestattet. Einzelzimmer bleiben weiterhin gewährleistet. Sieben Heimzimmer sind so konzipiert, dass man sie mit wenig Aufwand zu Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mit mobiler Küche umfunktionieren kann, aber auch wieder zurück zu Heimzimmern. Nach dem Umbau will das Heim mehr Gelegenheit bieten für Tagesaufenthalte. Aber auch einzelne Übernachtungen und Ferienaufenthalte sollen möglich sein, um pflegende Angehörige zu entlasten.

Die Umbauarbeiten sind umfangreich und beanspruchen rund zwei bis zweieinhalb Jahre, schätzt Hans-Jörg Lehmann, der Vorstandspräsident des Gemeindeverbands. In einem nächsten Schritt wird das Baugesuch eingereicht. Wenn keine Einsprachen eingehen, geht es weiter mit den Ausschreibungen für die Bauarbeiten. Läuft alles nach Plan, fahren im nächsten Frühling die Baumaschinen auf.


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Beide Seiten sind zufrieden
Dem Besucher fällt die zufriedene 
Atmosphäre im Heim als Erstes auf. 
Das ist kein Zufall: Über 100 freiwillige Helfer sorgen für das Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner. Meist sind es Frauen, die Vereinen aus der Region angehören. Sie betreiben die Cafeteria im Altersheim Büren, die jeden Nachmittag geöffnet hat. Geschäftsführer Markus Vögtlin sagt, dies sei aber noch längst nicht alles.

Die Freiwilligen leisten den Bewohnern Gesellschaft, gehen mit ihnen spazieren, spielen, werken oder singen gemeinsam mit ihnen. «Die Freiwilligen tragen massgeblich zum Wohlbefinden unserer Bewohnerinnen und Bewohner bei», sagt Markus Vögtlin. Eine Win-win-Situation für beide Seiten: Die betagten Menschen freuen sich über Gesellschaft, fühlen sich so vom Leben nicht ausgeschlossen, und die freiwilligen Helfer gehen einer sinnvollen Tätigkeit nach. Und die Freude, die sie anderen spenden, trägt zur eigenen Zufriedenheit bei. Wer sich für eine freiwillige Mithilfe im Altersheim Büren interessiert, sei jederzeit willkommen, sagt Markus Vögtlin. bjg

Info: Für Auskünfte oder einen Schnupper-Termin melde man sich bei Christina Heydolph, Telefon 032 352 16 21, oder per E-Mail: leitung.aktivierung@altersheimbueren.ch


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Altersheim Büren

- Trägerschaft ist ein Gemeindeverband, dessen Mitglieder sich aus den folgenden elf Gemeinden zusammensetzen: Arch, Büetigen, Büren, Diessbach, Dotzigen, Leuzigen, Meienried, Meinisberg, Oberwil, Rüti, Wengi.

- Oberstes Organ ist die Delegiertenversammlung. Die Verbandsgemeinden üben über die Delegierten ihr Stimmrecht aus.

- Der Grundauftrag besteht in der Aufnahme von pflegebedürftigen Betagten, die den letzten Wohnsitz in einer der Verbandsgemeinden hatten. bjg

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