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Les Prés-d’Orvin

Ansturm auf Skilifte:
 Verkehr bricht zusammen

Am letzten Wochenende kam der Verkehr zu den Skianlagen von Les Prés-d’Orvin zum Erliegen. Am Ende musste die Zufahrt gesperrt werden. Zahlungspflichtige Parkplätze und eine Dosierung des Fahrzeugstroms sollen bald Abhilfe schaffen.

Der Parkplatz wird von Skisportlern, Wanderern, Schlittenfahrern und Langläuflern genutzt und stötts regelmässig an seine Grenzen- Bild: zvg

Dan Steiner/pl

Werden Tauwetter und Regen die diesjährige Winterpracht am Chasseral beenden? Die Verantwortlichen von Les Prés-d’Orvin sind zuversichtlich, dass die Skisaison noch eine Weile anhält. Dennoch ist der Winter 2021 schon jetzt ein Erfolg: «Nach 25 Betriebstagen arbeiten unsere Anlagen rentabel», verrät Marc-André Léchot, der Präsident der Skilift-Aktiengesellschaft.

Im Durchschnitt sind die Pisten über Orvin während 40 Tagen für Wintersportler geöffnet. Letztes Jahr hatten die Betreiber Pech, denn die Wiesen blieben schneefrei, und die Kasse leer. «Im Sommer musste ein Kabel für 200 000 Franken ersetzt werden. Dieser Aufwand hat uns ein Defizit von 100 000 Franken beschert», so Léchot. Nun hat sich das Blatt gewendet, denn seit dem 30. Dezember surren die Skilifte ohne Unterbruch.

 

Selbsttragende Parkplatzbewirtschaftung

Am letzten Sonntag wurden die Skilifte von Les Prés-d’Orvin gar Opfer des eigenen Erfolges. Anwohner und Autofahrer versanken im Verkehrsstau. Schon um zehn Uhr morgens platzte der Parkplatz aus allen Nähten. Am Nachmittag schritt die Feuerwehr ein und sperrte die Zufahrtsstrasse. «Einen derartigen Andrang habe ich bisher nur einmal erlebt», erinnert sich Marc-André Léchot. Der Einsatz der Feuerwehr bei der Verkehrsregelung hat Tradition, seit langem besteht eine Vereinbarung mit der Gemeinde Orvin.

Für den Präsidenten der Skilift AG ist diese Lösung nicht befriedigend: «Wenn die Rettungskräfte mit der Verkehrsregelung beschäftigt sind, fehlen im Ernstfall Ressourcen für die Kernaufgaben.»

Deshalb prüfen die Skiliftbetreiber eine Bewirtschaftung des Parkplatzes mit Gebühren. Am 10. Januar und am folgenden Wochenende fand ein erster Versuch in Zusammenarbeit mit einer externen Organisation statt: Die Mitarbeitenden wiesen die ankommenden Fahrzeuge in die Parkfelder ein. Das Abstellen der Autos war kostenlos. Die Aktion sei in zweifacher Hinsicht erfolgreich verlaufen, berichtet Léchot: «Werden die Ankömmlinge mit System zu den Standorten geleitet, finden mehr Fahrzeuge auf der gleichen Fläche Platz. Zudem müssen die Besucher nicht nach einer geeigneten Lücke suchen.»

Am 23. und 24. Januar ging der Versuch in die zweite Phase: Die Verantwortlichen stellten eine Parkgebühr in Rechnung – und niemand protestierte gegen die Neuerung. Dabei hatten die Skiliftbetreiber jahrelang befürchtet, zahlungspflichtige Plätze würden die Kunden vertreiben. Léchots Fazit: «Die Gäste akzeptieren die Dienstleistung, ohne zu murren.»

Am vergangenen Wochenende standen fünf Einweiser im Einsatz. Kostenpunkt: 1300 Franken pro Tag (von 8 bis 15 Uhr). Am Samstag kamen 1800 Franken an Gebühren zusammen. Bisher zählten die Betreiber auf eine freiwillige Abgabe. Dafür hatten sie zwei Spendenbehälter aufgestellt, die übers Wochenende rund 150 Franken einbrachten. Ein kümmerlicher Betrag, wenn man bedenkt, dass allein die Schneeräumung durch Skiliftangestellte zwischen 6000 und 8000 Franken im Jahr kostet, in schneereichen Wintern sogar bis zu 15 000.

 

Orvin nimmt das Heft 
in die Hand

Die Parkplätze werden nicht nur von Skifahrern beansprucht. In Orvin tummeln sich auch Schlittenfahrer, Schneeschuhwanderer und Nutzer des höher gelegenen Langlaufzentrums. Bei den Skiliften stehen 420 bis 450 Parkplätze zur Verfügung. Weitere 150 befinden sich im Dorf Orvin. Das Langlaufzentrum auf dem Gemeindegebiet von Nods erhebt schon seit einigen Jahren Parkgebühren.

Nun haben sich alle lokalen Tourismusakteure an einen Tisch gesetzt. Dabei geht es auch um die Entschärfung des wiederkehrenden Verkehrsstaus. Hier steht die Dosierung des Fahrzeugverkehrs über dem Dorf nach einem verbindlichen Stundenplan zur Diskussion. Marc-André Léchot, der bis Ende 2020 Gemeindepräsident von Orvin war, plädiert für die Schaffung einer kommunalen Verwaltungseinheit zur Bewirtschaftung der geplanten Parkuhren in Prés-d’Orvin und auf dem Dorfplatz. Diese Orte werden auch im Sommer rege besucht. Die neue Einheit wäre überdies für die Schneeräumung zuständig. Zudem würden Einnahmen aus den Parkplätzen dem Strassenunterhalt zugewiesen, der heute vollauf von den Steuerzahlen bestritten wird. Dem geplanten Finanzierungsmodell liegt eine Studie des Regionalparks Chasseral zugrunde.

Arthur Balz, der frisch gewählte Gemeinderat und Tourismusverantwortliche von Orvin, bestätigt, dass derzeit etliche Sitzungen stattfänden. Dabei werde eine tragfähige Zusammenarbeit zwischen den Behörden von Orvin und Nods, den Skiliftbetreibern, dem Langlaufzentrum und dem Regionalpark Chasseral aufgebaut. «Jedes Organ meldet eigene Interessen an, die es mit einem Kompromiss zu berücksichtigen gilt», so Balz. Zudem strebe Orvin eine Verringerung der finanziellen Belastung durch den Wintersport an.

Bis die Absprachen mit den Partnern beschlussreif sind, wird noch einige Zeit vergehen. Dann werden sich die Stimmbürger zu den Anpassungen äussern. Idealerweise sollten die Massnahmen mit der kommenden Wintersaison in Kraft treten. Gegenwärtig bewirtschaften externe Angestellte die Parkplätze. Arthur Balz rechnet damit, dass die vorteilhafte Lösung mit den Parkuhren verwirklicht wird. Als Alternative müsste die Gemeinde auf den Linienbus nach Les Prés-d’Orvin abstellen, ein Weg, der angesichts des dürren Fahrplans wenig Erfolg verspricht.

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