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Täuffelen

Auf dem Dach statt auf der Alp

Die Teamfähigkeit von Lehrlingen wird in der Regel mit Aktionen wie der Instandstellung von Bergwanderwegen gefördert. In der ersten «Solarbauwoche» der BKW dagegen konnten Lehrlinge in Täuffelen eine Solaranlage realisieren.

Gruppenbild mit Dame: Rahel Schnegg, eine der lediglich zwei weiblichen von insgesamt 15 Teilnehmern, beim Verlegen eines Solarpanels. copyright: carole lauener / bielertagblatt

Beat Kuhn

14 Einfamilienhäuser ein Jahr lang mit Strom versorgen, 550 000 Kilometer mit dem Elektroauto fahren oder sieben Millionen Kilometer mit dem E-Bike zurücklegen: So veranschaulichte Erich Zahnd am gestrigen Medientermin die 70 000 Kilowattstunden, die die neue Solaranlage in Täuffelen pro Jahr erzeugen wird. Er, sonst Energieberater bei der EES AG, der BKW-Tochterfirma für «Solarlösungen und Energieffizienz», hat die heute zu Ende gehende Lehrlingswoche der BKW technisch begleitet.

Ganz auf «Öko» eingestellt
Erstellt wurde die Anlage auf dem Dach eines Gebäudes, das zum Gewerbezentrum Swissidee auf der Nordseite des Bahnhofs Täuffelen gehört. Dessen Besitzer André Becsey hatte sich an die BKW gewandt, weil er die ohnehin schon ökologisch bewusste Energieversorgung seiner Liegenschaft noch mit einer Photovoltaik-Anlage abrunden wollte. Bereits zuvor realisiert hatte er eine zeitgemässe Isolation sowie Sonnenkollektoren auf demselben Dach. Mit diesen Kollektoren gewinnt er Wärme für Warmwasser und zum Heizen, mit den jetzt montierten Photovoltaik-Panels Strom. Für die Lehrlingswoche hat er gerne Hand geboten, weil er das eine gute Sache findet: «Ich habe als Lehrling selbst an einer teilgenommen, auf einem Bauernhof.»

Die Idee zur sogenannten Solarbauwoche hatte Hannes Wyder. Er ist bei der BKW für die Berufsbildung verantwortlich und hat die Projektwoche auch geleitet. Der Bau einer Solaranlage erschien ihm für die Lehrlinge eines Energiekonzerns mehr Sinn zu machen als eine völlig firmenfremde Aktion. In vielen Unternehmen ist es ja üblich, Vorhaben wie die Instandstellung eines Bergwanderweges umzusetzen. Für die 15 Freiwilligen, die die jetzige Woche bestritten, war allerdings auch der Bau einer Solaranlage etwas Fremdes. Denn keiner von ihnen absolviert seine Lehre in diesem Bereich.

«Bürogummi» im Ausseneinsatz
Rahel Schnegg (17) aus Thun, eine von bloss zwei weiblichen Teilnehmern, ist sonst sogar nicht einmal im handwerklicheh Bereich tätig, sondern macht eine kaufmännische Lehre. Der Einsatz im Freien war «mal etwas Anderes» für sie. Zwar hat sie ihn als «gute Erfahrung mit guten Begegnungen» erlebt. Sie ist aber froh, dass sie nun wieder ins Büro zurückkehren kann. Denn: «Bei Regen und wenn es kalt oder – wie diese Woche – heiss ist, wäre das nichts für mich.» Sie könne sich Solarenergie nun «besser vorstellen», sagt sie. Von den Kunden werde sie allerdings selten auf erneuerbare Energien angesprochen.

Für Nico Frey (21) aus Wangen an der Aare ist das Arbeiten an der frischen Luft dagegen Alltag. Denn als Elektroinstallateur im vierten und letzten Lehrjahr ist er oft auf dem Bau. Er hat zwar gewisse Kenntnisse im Solarbereich, weil er bei der BKW-Tochter ISP arbeitet, zu der die EES gehört. In der Projektwoche wollte er aber «noch mehr zu diesem Thema lernen». Ihm hat die Woche ebenfalls sehr gut gefallen, auch weil man hier neue Leute habe kennenlernen können. Im Gegensatz zu Rahel Schnegg wird er öfters von Kunden auf erneuerbare Energien angesprochen: «Sie fragen auch, wie das funktioniert und was es kostet.»

276 Panels in einem Tag
Luca Lieberherr (17), der auch in Wangen an der Aare wohnt, macht die Lehre als Netzelektriker. Er hilft also mit, jene Installationen zu machen, die nötig sind, damit der Strom vom Erzeuger zum Kunden kommt. So ist er noch häufiger draussen als Nico Frey. Sein Arbeitgeber ist die Arnold AG, ein weiteres Tochterunternehmen der BKW. Luca hat primär mitgemacht, weil er wissen wollte, wie die Solartechnologie funktioniert. Die Teilnehmer seien «alles gute Leute», sagt er, es hätten alle mitgemacht, «niemand stand die ganze Zeit daneben». Das lag wohl daran, dass es für die Teilnahme auch eine Empfehlung brauchte. Und da hatten die Fleissigen natürlich bessere Karten. Einschliesslich Konzerngesellschaften beschäftigt die BKW-Gruppe übrigens nicht weniger als rund 200 Lehrlinge.

Die 276 Solarpanels wurden alle gestern, also an nur einem der fünf Projekttage, montiert. Weit mehr Zeit als der schliesslich sichtbare Teil der Anlage benötigten die Vorbereitungs- und Nachbearbeitungsarbeiten wie etwa das Verlegen von Kabeln. Die «Solarbauwoche» soll künftig jedes Jahr stattfinden. Wem wohl im nächsten Jahr BKW-Lehrlinge aufs Dach steigen werden?
 


INFOBOX:

Die Wurzeln der BKW liegen im Seeland
• Die BKW Energie AG (ehemals Bernische Kraftwerke AG) mit Sitz in Bern ist Kraftwerkgesellschaft und Grossverteilerin für Elektrizität. Der halbstaatliche Konzern beliefert in rund 400 Gemeinden eine Million Menschen mit Strom.
•Ihr Gründer und ab 1919 ihr Generaldirektor war der Nidauer Handelsmann Eduard Will (1854-1927). Er war treibende Kraft für den Bau des Hagneck-Flusskraftwerks durch die 1898 gegründete Vorgängerfirma «Aktiengesellschaft Elektrizitätswerk Hagneck».

Stichwörter: Solaranlage, Täuffelen

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