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Mittendrin

Auf-den-Mond-schiessen

Fünfzig Jahre nach der ersten Mondlandung ist erneut das Mondfieber ausgebrochen.

Niklaus Baschung

Die Grossmächte planen, nächstens auf den nahen Himmelskörper zu fliegen. Die Amerikaner haben die dortigen Rohstoffe im Visier, die Chinesen begehrt es ebenfalls danach, den Mond auszuplündern, die Russen wollen es allen zeigen, wer dort oben der Boss ist, die Japaner mischen auch mit.

Schade nur, dass diese Mondfahrer alle wieder auf die Erde zurückkehren wollen. Denn dies ist natürlich völlig sinnlos. Die Redensart «jemanden auf den Mond schiessen» bedeutet: Du bleibst dort oben, für immer und ewig. Wie anders kann ich sie als kleiner Mensch noch loswerden, den inkompetenten Chef, die korrupten Politiker, anmassende Beamte, die Naturzerstörer allüberall? Es gibt eine stetig wachsende Zahl an Kandidaten und Kandidatinnen, denen ein nie endender Spaziergang im All zu gönnen ist. Seit ein paar Wochen habe ich deshalb persönlich die etwas vergessen gegangene Tradition «Auf-den-Mond-schiessen» gezielt wieder aufgenommen. Zum Einschiessen nahm ich mir die vier nervigsten Staatschefs vor: den egomanischen Prahlhans Donald Trump, die unsympathischen Despoten Erdogan und Putin sowie den kindischen Diktator Kim Jong-un aus Nordkorea. Vom Erlenwäldli am Bielersee aus wollte ich sie mit einer raffinierten Konstruktion aus Feuerwerksraketen, Petarden und Frauenfürzen (oder Lady-Crackers, wie wir unter Weltraum-Fachleuten sagen) in das All befördern. Das ist leichter gesagt als getan. Der feiste Kim Jong-un ist mir leider schon in der Mörigenbucht wieder in den See geplumpst. Er hat innerhalb von fünf Jahren als Diktator 50 Kilo zugenommen – so viel furzen kannst du gar nicht, um diesen Klops über den Jolimont zu befördern.

Trump und Erdogan sind sich schon vor dem geplanten Abschuss in die Haare geraten. Trump hat mit erhobenem Zeigefinger erklärt, dass er schon einmal, nein dreimal, auf dem Mond gewesen sei, und zwar ohne Sauerstoff, wer das Gegenteil behaupte, sei ein widerwärtiger Lügner. Worauf Erdogan behauptete, der Mond sei schon seit Urzeiten von Türken besiedelt, deshalb sei er auch auf der türkischen Flagge abgebildet. «Das ist aber nur ein halber Mond, you stupid man», lachte Trump und dann ging die Rauferei los. Ich überliess die beiden ihrem Schicksal. Ich bin mir einfach zu schade, um auch nur einen halben Lady-Cracker für die beiden Dummköpfe zu vergeuden. Putin hat sich währenddessen mit dem Schlachtruf «Ich bin der Grösste, ich bin der Schönste, ich bin der Geilste», nackt und nur mit einem Schweizer Sackmesser bewaffnet ins Wasser gestürzt. Er wollte mit neuer Rekordzeit schwimmend den See überqueren und dann die Petersinsel zurück ins russische Reich holen. Bis dato ist er allerdings nicht wieder aufgetaucht.

Zugegeben, diese Operation ist mir etwas aus dem Ruder gelaufen – aber ich bin erst am Anfang meines Weltraumprogramms.

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