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Veloweg

Auf Entdeckungstour um den Frienisberg

Am Samstag hat der Verein Friensiberg Tourismus die neue Fernsichtroute 890 eröffnet. Auf 43 Kilometern rund um den Frienisberg bietet sich der Velofahrerin ein abwechslungsreiches Panorama.

Zwei Velofahrende passieren den Aussichtspunkt Frieswilhubel. Bild: Anne-Camille Vaucher

Theresia Mühlemann


Ideales Velowetter: 25 Grad warm, ein kühles Lüftchen weht, das prachtvolle Dreiseenland liegt mir zu Füssen. Ich kann es kaum erwarten, auf den Sattel zu steigen. Zwar habe ich nur ein altes Citybike, und auch meine Kleidung ist nicht gerade funktional, doch ich nehme gerade dies zum Anlass, die neue Veloroute rund um den Frienisberg auf die Machbarkeit für wenig Geübte zu überprüfen. Auf dem Frieswilhubel, einem Aussichtspunkt nahe Frieswil, treffe ich auf Manuel Suter, Präsident vom Verein Frienisberg Tourismus, und Kurt Wenger, ehemaliger Gemeindepräsident von Meikirch und Vizepräsident des Vereins. Stolz erzählen sie von der neuen Veloroute.


Ergänzend zum grünen Band


Die Idee für die Route, die ebenfalls Bestandteil der Schweizmobil-Routen ist, stammt ursprünglich von der Bern Welcome AG. Als Ergänzung zu der Velorundstrecke 888, die als «grünes Band» rund um Bern führt, sollten vier kleine Rundreiserouten entstehen. Diese kreuzen die Hauptstrecke und sollen so noch mehr Einblicke in die Region ermöglichen.


Diejenige im Nordwesten ist nun also die neue Fernsichtroute 890, welche in Zusammenarbeit mit Bern Welcome von Frienisberg Tourismus verwirklicht wurde. Namentlich waren es vor allem die beiden Mitglieder Peter Hess und Felix Burger, die den Streckenverlauf ausgewählt und mit Gemeinden und Grundeigentümern die Bedingungen ausgehandelt haben. Nachdem die Route die Rand- und Rahmenbedingungen für Schweizmobil erfüllt hat und vom Kanton abgesegnet und beschildert worden ist, konnte sie nun am Wochenende offiziell freigegeben werden.


Rundumblicke


Das Besondere an der Fernsichtroute ist das abwechslungsreiche Panorama, das sich einem bietet, wenn man die Strecke rund um den Frienisberg, hoch zum Chutzenturm und bis hinunter zum Wohlensee abfährt. Während man im Norden und im Westen die Jurazüge und das Seeland sehen und auf dem Chutzenturm auf 820 m.ü.M. die halbe Schweiz überblicken kann, wartet der Südosten des Hügels gegen Meikirch und weiter Richtung Bern mit seinem Alpenpanorama auf.


Die 43 Kilometer lange, abwechslungsreiche Strecke durch Wald, Kulturland und Hochmoorgebiet erstreckt sich über 720 Höhenmeter Differenz. Drei Informationstafeln am Wegrand vermitteln geografische und geschichtliche Kenntnisse zu den verschiedenen Landschaften rund um das Naherholungsgebiet, das man durchfährt. Ein eigens angefertigter Prospekt über die 890er-Strecke liegt vielerorts an der Route auf und informiert über angrenzende Picknickplätze, Restaurants und Hofläden.
Region attraktiv machen


Der Verein Frienisberg Tourismus, der vor 13 Jahren gegründet wurde und Mitglieder aus den Gemeinden Seedorf, Radelfingen, Schüpfen, Meikirch, Kirchlindach und Wohlen hat, möchte die Region um den Frienisberg als Naherholungsgebiet attraktiver machen und das lokale Gewerbe stärken. Wenn die Fernsichtroute gut frequentiert wird, profitieren davon auch Produzenten, Geschäfte und die Gastronomie rund um den Frienisberg.


Dennoch sei die Freude über den Zulauf an Ausflugstouristinnen nicht überall gross, erklärt Wenger. Gerade die Zunahme an Freiluftsportlern habe während der Corona-Zeit auch zu mehr Unrat in der Natur geführt. «Doch wir sind zuversichtlich, dass die Ausflügler sorgsam und respektvoll unterwegs sein werden», beschwichtigt er die Bedenken.


E-Bikes dominieren


Am Samstag sind einige Bikerinnen und Biker unterwegs, sie fahren auf surrenden Elektrovelos, meist alleine oder zu zweit, und geniessen sie den Fahrtwind und die warmen Temperaturen sichtlich. Auf einladenden Bänkchen gönnen sie sich auch einmal eine Rast, um den Ausblick zu geniessen. Ein älteres Paar aus Zollikofen erzählt, dies sei schon seit Jahren ihre Lieblingstour. Sie seien sie fast genau so gefahren, wie die Route 890 nun vorschlage.


Hans und Maja Studer aus Meikirch, die mir kurze Zeit später begegnen, betonen, der Frienisberg sei als Naherholungsgebiet leider immer noch verkannt. «Hier gibt es keine Eisenbahn, keine Industrie, es ist wirklich noch ursprünglich und grün», schwärmt Hans Studer. Der grüne Berg zwischen dem Seeland und der Agglomeration Bern sei den Stadtbernern vielleicht zu wenig im Bewusstsein, meint auch Wenger.


Beim nächsten Hofladen mache ich Halt. Die Betreiber, Familie Feller aus Ruchwil, profitieren heute von mehr Durchgangsklientel. Dies sei aber üblich für schöne Tage, meint Sabrina Feller. Ihr Grossvater Heinz Schwab sagt mit einem Augenzwinkern, ihm seien die Velofahrenden auf den ausgeschilderten Wegen viel lieber als jene, die wild durch die Wälder fahren.


Kostengünstiges Projekt


Für Frienisberg Tourismus hat sich die Fernsichtroute allemal gelohnt. Sie werde, wie Wenger erzählt, in den nächsten Jahren als Basis für neue Erlebnisangebote dienen. Die Unterhaltskosten für die Strecke seien, da sie fast ausschliesslich über Gemeinde- und Kantonsstrassen führt, sehr tief. Die Kosten für die Abklärungs- und Beschilderungsarbeiten seien zu einem grossen Teil durch NRP-Fördergelder aus öffentlicher Hand gedeckt worden.


Meinen Plan, die halbe Strecke abzufahren, passe ich etwas an. Nachdem sich genussvolles Bergabfahren mit gequältem Strampeln einige Male abgewechselt hat, sind meine Oberschenkelmuskeln erschöpft. Am Chutzenturm beende ich das Abenteuer, nicht ohne mir zu versprechen, diese Runde einmal ganz abzufahren. Aber vorher werde ich noch etwas trainiern – oder mir direkt ein E-Bike kaufen.

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