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Büetigen

Ausbaupläne stossen auf Widerstand

Für den neuen Lastwagenparkplatz der Landi Schweiz soll in Büetigen rund eine Hektare Landwirtschaftsland verschwinden. Die Gemeinde unterstützt den Ausbau, die Stiftung Landschaftsschutz wehrt sich.

Knapper Platz am Landi-Hauptsitz in Dotzigen und Büetigen. Der heutige Lastwagenparkplatz soll mit einem Logistikcenter überbaut werden und ein neuer Parkplatz soll entstehen. Bild: Matthias Käser

Daniela Deck

Die Landi Schweiz will ihren Standort in Dotzigen/Büetigen erweitern, wobei die geplante Vergrösserung ausschliesslich das Gemeindegebiet Büetigens betrifft. Der heutige Lastwagenparkplatz soll überbaut werden, wobei der Bau auf Büetiger Boden gesamthaft rund 150 Meter lang und 115 Meter breit werden soll. Für den neuen Lastwagenparkplatz soll südwestlich der heute genutzten Fläche rund eine Hektare Landwirtschaftsland verschwinden. Das gefällt nicht allen, wie die öffentliche Mitwirkung zur Änderung der Überbauungsordnung zeigt.

Am Standort der Landi Schweiz im Seeland sind 390 Mitarbeitende tätig, mit dem Aussendienst sind es 410. Sie beliefern die 280 Landiläden der Schweiz. Der Platz ist inzwischen knapp, besonders für den Werkverkehr. Darunter leiden die Sicherheit der Angestellten und die Effizienz der Arbeitsabläufe, wie das Unternehmen im Erläuterungsbericht geltend macht.

Ein Logistik- und Service-Center mit mehreren Stockwerken und Hochregallager soll dem Missstand abhelfen. Zentral sollen hier künftig der Service und die Reparatur von Kundengeräten gemacht werden. Es handelt sich bei der nun projektierten Einzonung von 1,5 Hektaren flächenmässig um die letzte Ausbauetappe an diesem Standort. Denn die umliegenden Schutzgebiete der Alten Aare lässt eine weitere Vergrösserung nicht zu.

 

«Keine Killerkriterien» gefunden

Für das Ausbauprojekt sollen gut 11 000 Quadratmeter Fruchtfolgeflächen (FFF) beansprucht und für den Parkplatz versiegelt werden. Diese Fläche muss kompensiert werden. Die restlichen rund 4000 Quadratmeter können nach der Bauphase weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Zum Schutz vor dem hohen Grundwasserstand, bedingt durch die Nähe zur Aare, soll der neue Lastwagenparkplatz rund anderthalb Meter höher gelegt werden als das Niveau des heutigen Bodens. Die neuen Gebäude sollen maximal auf die Höhe der bestehenden Bauten ausgelegt werden (24 Meter).

Die bisherige Prüfung der Umweltverträglichkeit zeigt, so lässt sich im Bericht auf der Website der Gemeinde Büetigen nachlesen, «dass das Erweiterungsprojekt Auswirkungen auf die Umwelt zur Folge hat (…) Die Betrachtung der Umweltaspekte zeigt jedoch, dass keine sogenannten Killerkriterien vorhanden sind. Mit dem heutigen Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass mit den geeigneten Massnahmen ein Projekt erarbeitet werden kann, welches den gesetzlichen Anforderungen entspricht.»

 

«Verschwenderischer Umgang mit Kulturland»

Das sieht die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) anders und lehnt deshalb die Erweiterung der Überbauungsordnung ab, wie sie in einer Medienmitteilung zum Mitwirkungsverfahren schreibt: «Die SL ist irritiert, dass die Fenaco (die verantwortliche Agrargenossenschaft, Anm. der Red.) als Landwirtschaftsakteurin in Büetigen eine Planung beabsichtigt, welche so verschwenderisch mit Kulturland umgeht.»

Der Kanton Bern habe den Schutz des Kulturlandes verstärkt, so dass Fruchtfolgeflächen nur noch eingezont werden dürfen, wenn keine Alternativen möglich sind und der Boden optimal genutzt wird. Die Forderung des Landschaftsschutzes: Der benötigte Parkplatz soll in die Gebäude integriert werden.

Franziska Grossenbacher, stellvertretende SL-Geschäftsleiterin, sagt dazu: «Eine Hektare Ackerland nur für Parkplätze zu versiegeln, ist eine Verschwendung, die wir uns nicht leisten können. Besonders pikant: Für ihre eigenen Organe kommen die Bauern auf Ideen, die sie sonst vehement bekämpfen.»

Was die Landi Schweiz zu dieser Kritik sagt, lässt sich derzeit nicht in Erfahrung bringen. Beschäftigt mit der Sichtung der Mitwirkungsantworten, will man sich vor Mitte Mai nicht zum Erweiterungsprojekt äussern. Das schreibt die Kommunikationsabteilung auf Anfrage.

 

Neue Arbeitsplätze werden geschaffen

Die Standortgemeinde Büetigen unterstützt den Ausbau. Gemeindepräsident Andreas Blösch sagt: «Der Lastwagenparkplatz wird nach Westen verschoben, und auf dem jetzigen Parkplatz wird ein Gebäude errichtet, das an die bestehenden anschliesst. Aufs Ganze gesehen handelt es sich um ein lokales Bauvorhaben. Das Landschaftsbild wird gesamthaft nicht wesentlich verändert.»

Neben der grossen Anzahl der Arbeitsplätze – gemäss Prognose von Landi Schweiz sollen bis 2030 zu den 410 bestehenden ungefähr 33 Vollzeitstellen neu hinzukommen – sieht Blösch einen hohen Wert in der Art der beruflichen Qualifikationen, die am Standort gefragt sind: «Es handelt sich um Berufe, die nicht alle hoch spezialisiert sind und womöglich ein Hochschulstudium voraussetzen. Solche Arbeitsplätze sind in der Schweiz sehr wertvoll.»

Für den Ersatz von gut einer Hektare Boden, die in Büetigen für die Nahrungsmittelproduktion verloren geht, ist die Gemeinde letztes Jahr in Bellmund fündig geworden. Hier kann Büetigen von Boden profitieren, der 2015 vis-à-vis des Outlets aus der Gewerbezone Herdi ausgezont wurde.

Dazu sagt der Gemeindepräsident von Bellmund, Matthias Gygax: «Die Grundbesitzerin wünschte die Rückzonung. Dabei handelt es sich um ein Grundstück von 2,5 Hektaren Fläche.» Auf Vermittlung der kantonalen Wirtschaftsförderung habe Büetigen im März 2020 in Bellmund angeklopft. Ein unabhängiger Gutachter, so Gygax, habe anschliessend die Qualität des Bodens in Bellmund untersucht und dem Kanton die Kompensation der Fläche von Büetigen empfohlen.

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