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Hermrigen/Bühl

Badewanne für Gelbbauchunken

In der Hohlengrube ist ein Mini-Biotop für Gelbbauchunken realisiert worden. Dies als Beitrag zum Erhalt der gefährdeten Amphibienart. Aus der Serie «Wildlebende Tiere im Seeland»

Wiederverwertung: Freiwillige Helfer graben im Amphibienlaichgebiet der Hohlengrube eine ausgediente Badewanne in den Boden ein, die zu einem Miniatur-Biotop mutieren soll. copyright: patrick weyeneth

Von Heidi Flückiger

Tagsüber ist es still im Amphibienlaichgebiet bei der Hohlen-grube, die einst Teil einer Kiesgrube war. Es liegt auf Bühler Boden im Gebiet «Uf der Hohle», Landbesitzerin ist Hermrigen. Nachts veranstalten dort unzählige Frösche ein lautstarkes Konzert. Mit ihrem Gequake bringen sie aber niemanden um den Schlaf, da die Naturoase ausserhalb des Wohngebietes liegt.

«Die Hohlengrube mit ihrer Vegetationsvielfalt und den unterschiedlichen Wassertypen ist ein optimales Amphibienlaichgebiet», sagt Ursina Tobler, Biologin und Leiterin des Projekts «1001 Weiher» bei der Koordinationsstelle für Amphibien und Reptilien in der Schweiz (Karch).

Verschiedene Wassertypen
In der Hohlengrube haben vorwiegend Gelbbauchunken, Erdkröten, Grasfrösche und Kammmolche das Sagen. Speziell für Unken haben freiwillige Helfer unter der Regie von Ursina Tobler ein Biotop in Badewannengrösse erstellt, das diesen Tieren als Laichort dient.

Dank dem Biotop können Frosch und Co. nun aus vier verschiedene Wassertypen wählen. Nebst dem Biotop stehen ihnen ein Weiher und ein kleiner Tümpel zur Verfügung, die auf natürliche Art und Weise entstanden sind, sowie ein künstlich erstellter Teich mit Wasserablauf speziell für Kreuzkröten, den Pro Natura Bern in Zusammenarbeit mit Karch geschaffen hat.

Das Gelände rund um diesen Teich und um das Biotop ist karg, was vor allem die wärmeliebenden Kreuzkröten und Gelbbauchunken zu schätzen wissen. Beim Naturweiher und dem kleinen Tümpel dagegen dominieren Gräser, Büsche, Weidestöcke und diverse Baumarten das Terrain.

In der Schweiz werden laufend künstliche Gewässertypen für Amphibien geschaffen, die als Absicherung für trockene Jahre dienen, wenn die natürlichen Tümpel zu früh austrocknen. «Im Seeland haben Karch und Pro Natura weitere Teiche in Kappelen in einer ehemaligen Grube und bei Walperswil entlang des Hagneck- kanals gebaut, und in Grenchen ist einer geplant», so Ursina Tobler.

Auch im Garten möglich
Der Bau eines Biotops sei auch in einem Garten möglich, sagt die Biologin. Wer eine solche Wasseroase direkt vor der Haustür haben möchte, sollte sich aber mit der zuständigen Stelle bei der Wohngemeinde über die baurechtliche Lage informieren und vor allem mit den Nachbarn abklären, ob sie sich am Froschgequake stören würden.

Beim Bau des Biotops in der Hohlengrube wurde schnell klar, dass die Ausführung eines solchen Vorhabens mit Schwerarbeit verbunden ist. Weil ein Grossteil des Aushubs schon Tage zuvor erledigt wurde, war das Erdloch für das Biotop mit Regenwasser gefüllt und wurde von Molchen und Grasfroschkaulquappen genutzt. Demzufolge mussten vor dem Fixieren der Wanne zuerst das Wasser und die Tiere dem Erdloch entnommen werden. Danach galt es, 120 Kilogramm Rundkies auf den Platz zu befördern. Damit wurde das Gelände rund ums Biotop gestaltet und innerhalb des Laichgewässers wurde eine Art Treppe gesetzt. Dies damit die von Kaulquappen zu Gelbbauchunken herangewachsenen Tiere auch bei niedrigem Wasserstand ins offene Gelände gelangen können.

Um die Betreuung des künstlich errichteten Teichs sowie des Biotops kümmert sich Pro Natura. Die Naturweiher hingegen werden nicht speziell betreut. «Die funktionieren für Amphibien auch so», sagt Tobler.

Variabler Wasserstand
Teiche, Weiher, Tümpel und Biotope wie in der Hohlengrube, deren Wasserstand im Frühling ansteigt und im Sommer sinkt, sind ideal für Amphibien. Im Laufe der Zeit wurden aber viele solcher Naturoasen zugeschüttet und Feuchtgebiete durch Drainagen und Abzuggräben trockengelegt.

Karch wirkt diesem Tun mit der von ihr im Jahr 2011 lancierten nationalen Initiative «1001 Weiher» und Pro Natura mit der Kampagne «Mehr Weiher für Frosch & Co.» entgegen. Würden sich nicht Naturschützer darum bemühen, gäbe es in der Schweiz schon bald keine Amphibien mehr. Von den 20 einheimischen Arten sind bereits 14 auf der Roten Liste.

 

 

ZWEITTEXT:

Die Gelbbauchunke
• Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) wird kaum grösser als fünf Zentimeter. Sie hat einen gelb-schwarz bis bläulich gemusterten Bauch und eine stark warzige, lehmbraune Rückenfärbung, wodurch sie in ihrer typischen Umgebung hervorragend getarnt ist.
• Die Kaulquappen sind graubraun gefärbt und eiförmig. Auffallend bei jungen Kaulquappen ist die durchsichtige Aussenhaut. Ihr Flossensaum ist mit netzartigen Linien versehen. Sie haben einen gewölbten Schwanz, dessen Ansatz bis zur Rückenmitte reicht.
• Beim Bau des Biotops waren nebst der Biologin Ursina Tobler Gerhard Greub (Hermrigen), Marcello Käser (Münsingen) und Alisha Luana Gay-Crosier mit Vater Uli Diermann (Port) am Werk.
• Für den Bau von Weihern und Biotopen ist die Koordinationsstelle für Amphibien und Reptilien in der Schweiz auf freiwillige Helfer angewiesen (www.karch.ch), worauf die Biologin Ursina Tobler an Führungen aufmerksam macht. Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) wird kaum grösser als fünf Zentimeter. Sie hat einen gelb-schwarz bis bläulich gemusterten Bauch und eine stark warzige, lehmbraune Rückenfärbung, wodurch sie in ihrer typischen Umgebung hervorragend getarnt ist.
• Die Kaulquappen sind graubraun gefärbt und eiförmig. Auffallend bei jungen Kaulquappen ist die durchsichtige Aussenhaut. Ihr Flossensaum ist mit netzartigen Linien versehen. Sie haben einen gewölbten Schwanz, dessen Ansatz bis zur Rückenmitte reicht.
• Beim Bau des Biotops waren nebst der Biologin Ursina Tobler Gerhard Greub (Hermrigen), Marcello Käser (Münsingen) und Alisha Luana Gay-Crosier mit Vater Uli Diermann (Port) am Werk.
• Für den Bau von Weihern und Biotopen ist die Koordinationsstelle für Amphibien und Reptilien in der Schweiz auf freiwillige Helfer angewiesen (www.karch.ch), worauf die Biologin Ursina Tobler an Führungen aufmerksam macht.

Stichwörter: Wildtiere, Gelbbauchunke

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