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Dotzigen

Bald ist der Spezialtrakt Geschichte

Mit dem Abbruch des Sorgenkindes, dem Spezialtrakt, läutet der Oberstufenverband Dotzigen-Büetigen-Diessbach eine neue Ära ein. Im Neubau sollen bessere Bedingungen herrschen – nicht nur klimatisch.

Das weisse Container-Provisorium ist in der Bildmitte, oben links davon ist das Spezialgebäude erkennbar. Die Bäume sind bereits gefällt. Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Daniela Deck

Am Montag hat in Dotzigen die Vorbereitung für den Abbruch des alten Spezialtrakts des Oberstufenzentrums begonnen. Die Büsche in der Umgebung der Baustelle werden gerodet, der Altbau mit Jahrgang 1975 auf dem Schulareal wird in den nächsten zehn Tagen von Asbest befreit und Mitte Juli abgebrochen. Am Ende der Sommerferien, am 7. August, soll der Spatenstich für den Neubau des Fachräumetrakts stattfinden.

Am Abbruchobjekt haben sich Actionpainter mit ihren Farben ausgetobt. Damit sich die Fachleute der Asbestsanierung nicht mit Glasscherben herumärgern müssen, bleibt das Gebäude bis zu ihrem Einsatz zur Sicherheit verschlossen.

«Es geht los», konnte die Bevölkerung von Dotzigen letzten Donnerstag auf einem Flyer lesen, der dem «Bürener Anzeiger» beilag und in jeden Haushalt im Dorf verteilt wurde. Gemeinderat Michael Schenk, zuständig für Liegenschaften, Gemeindebetriebe und Umwelt, ist froh, dass der Zeitplan für den Ersatzneubau des Fachräumetrakts des Oberstufenverbands nach dem gegenwärtigen Stand der Planung eingehalten werden kann. Er sagt: «Im letzten Dreivierteljahr hat die Spezialtraktkommission die Detailplanung gemacht und unter anderem das Aussehen der Holz-Glas-Fassade bestimmt. Dabei galt strikt die Maxime ‹design to cost›, das heisst, das Budget von 4,1 Millionen Franken gibt vor, was machbar ist.»

Das Provisorium, in dem der Musikunterricht während der einjährigen Bauzeit stattfindet, wurde Anfang Mai aufgestellt. «Die letzten vier Wochen haben die Lehrkräfte zusammen mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe den alten Spezialtrakt ausgeräumt und das Mobiliar und das Unterrichtsmaterial ins Provisorium gezügelt», sagt Schenk. «Spätestens ab Mitte Juli werde ich wohl täglich vor Ort sein.»

 

Der Abbruch wird zum Spektakel

Neben persönlichem Interesse will Schenk die Gelegenheit wahrnehmen und seinem Sohn zu zeigen, wie der Abbruch vor sich geht. «Die Gemeinde informiert offen und proaktiv über das Geschehen», sagt er, im Wissen darum, dass auch andere Familien sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollen.

Das Provisorium am Krähenweg besteht aus neun Containern und hat eine Grundfläche von 135 Quadratmetern. Die eine Hälfte dient als Abstellraum, die andere als Musikzimmer. Damit beim Singen und Spielen nach den Sommerferien niemand verschmachtet, wurde auf dem Dach eine Klimaanlage installiert.

Der Schulleiter des Oberstufenverbands Dotzigen-Büetigen-Diessbach, Kurt Lutz, erzählt, wie der Umzug vonstattengegangen ist: Da krisenbedingt weder Schulkonzerte noch Abschlussfeier stattgefunden haben, hätten die fünf Klassen die gewonnene Zeit zum Zügeln nutzen können. «Erfahrungsgemäss sind besonders die Abschlussklassen kurz vor den Sommerferien kaum mehr für den Unterricht zu motivieren. Doch beim Umzug waren sie mit Feuereifer dabei.»

Dabei hätten die Oberstüfeler die eine oder andere Knacknuss clever gelöst. Lutz erklärt das anhand der Materialschränke: «Manche Schränke sind unten offen und hätten deshalb den Transport nicht überstanden. Zwei Schüler hatten die Idee, eines der Tablare als Bodenplatte anzuschrauben und nachher im Depot die Verstrebung wieder zu demontieren.»

Neben Rollmöbeln, Aktenschränken, Stühlen und Schlagzeuggarnituren wartet jetzt auch der «Knochen-Seppli», das Skelett des Naturkundeunterrichts, auf die Einweihung des neuen Fachräumetrakts im August nächstes Jahr.

 

Hindernisfrei und ökologisch

Die Schülerzahlen im Oberstufenzentrum bewegen sich nach Angabe von Schulleiter Lutz zwischen 95 und 120 Siebt- bis Neuntklässlerinnen. Gemäss Verteilschlüssel zahlt Dotzigen 45,8 Prozent der Projektkosten, Diessbach 30,6 Prozent und Büetigen 23,6 Prozent. Dem zweistöckigen Fachräumetrakt, der im kommenden Schuljahr gebaut wird, gingen «viele Jahre des Wünschens und der Planung» voraus, wie es im Flyer an die Dotziger Bevölkerung heisst.

Denn der alte Spezialtrakt macht seit 20 Jahren Probleme: im Sommer zu heiss, im Winter zu kalt, mehrere teure Wasserschäden durch verrostete Heizungsleitungen und ein undichtes Dach, Fenster, die sich nicht mehr öffnen lassen und defekte Storen. Die starre Raumeinteilung entspricht zudem nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.

Der Neubau wird ab dem Schuljahr 2021/22 nicht nur dem Musik- und NMG-Unterricht (Natur, Mensch und Gesellschaft) mehr Platz bieten als bisher. Auch das Schulsekretariat wird dort untergebracht. Der Fachräumetrakt wird es ausserdem ermöglichen, den Hauswirtschaftsunterricht aus dem «Exil» in Schnottwil nach Dotzigen zu holen. Erstmals bekommt die Oberstufe eine eigene Schulküche.

Durch den Einbau einer Liftanlage im Klassentrakt und die Passerelle zwischen den beiden Gebäuden wird die gesamte Schulanlage hindernisfrei. Der Neubau und auch das bestehende Oberstufenschulhaus werden an den Wärmeverbund Dotzigen angeschlossen. So wird die Anlage künftig nachhaltig und umweltverträglich geheizt.

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