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Verkehr

Bau der A6 war kein leichtes Unterfangen

In einem Artikel von 1967 beschwerte sich ein Autor im «Bieler Tagblatt», dass der Bau eines Autobahnabschnitts der A6 verzögert wurde. Grund war, dass der Kanton kein Geld dafür hatte.

Das Bild zeigt den Bau der A6 von Moossedorf in Richtung Seeland. (Bild: zvg)
  • Dossier

Carlo Senn

In einer Abstimmung vom 11. Dezember 1949 sagte die Bevölkerung des Kantons Bern klar ja zu der «Talstrasse 6», der heutigen A6, welche die Städte Biel und Bern verbinden sollte. Es sollte aber noch bis ins Jahr 1958 dauern, bis überhaupt der erste Streckenabschnitt von Biel bis Lyss beendet wurde. Auch die weiteren Streckenabschnitte waren für die Planer, Behörden und die Ausführenden schwierig zu bewältigen.

Kein Geld mehr
Die Baumaschinerie kam beim Teilabschnitt von Lyss nach Schönbühl arg ins Stocken. In Schönbühl sollte zunächst der Anschluss an die heutige A1 realisiert werden. Obwohl die Bewilligungen aller betroffenen Gemeinden für das Mammutprojekt 1965 vorhanden waren, konnte das Vorhaben nicht sofort umgesetzt werden: Der Kanton Bern konnte die nötigen Mittel nicht aufwenden.

Darüber enervierte sich im August 1967 auch ein Autor des «Bieler Tagblatts». Darin kritisierte er in heftigem Wortlaut den Entscheid des Grossen Rats, das Projekt auf Eis zu legen: «Was wird gespielt?» Ausserdem betont er, dass das Unterlassen des Baus den Kanton Bern teuer zu stehen komme. Der Kanton wollte nämlich stattdessen die bestehende Strassenverbindung ausbauen, was dem Autor offensichtlich missfiel. «Auf weite Sicht betrachtet als Verschleuderung von unzähligen Millionen Franken, die sich der Kanton wahrhaftig zu allem andern nicht auch noch leisten kann!»

Laut dem Bericht litt die Seeländer Dorfbevölkerung ausserdem unter dem starken Verkehrsaufkommen, welches  eine Gefahr für die Fussgänger darstellte. Die Kritik des Autors  nützte aber nichts. Der Bau des Teilabschnitts wurde erst drei Jahre später, im Jahre 1970, wieder aufgenommen. Die Einweihung der Strecke fand erst 1986 statt. Bis dahin mussten aber noch einige Hürden überwunden werden. Wer sich im Internet über den Bau des Autobahnabschnitts von Lyss nach Schönbühl informieren will, findet nur spärliche Informationen. Ein Dokument der Tiefbaudirektion des Kantons Bern von 1986 gibt Aufschluss über die Herausforderungen, die zu der langen Bauzeit führten.

So planten die Verantwortlichen die Autobahn durch das Moos, weil die Bauernschaften von Deisswil und Wiggiswil die Strasse nicht so nah an den Dörfern haben wollten. Der instabile Untergrund stellte die Erbauer vor weitere Schwierigkeiten. Wie konnte eine Strasse, die grossen Belastungen ausgesetzt ist, in solch einem Gebiet gebaut werden?

Daraufhin prüften die Behörden verschiedene Methoden. Dabei standen sowohl die Kosten wie auch die Haltbarkeit der Konstruktion im Vordergrund. Letztendlich entschied man sich für ein damals innovatives Verfahren: Die Dynamische Intensivverdichtung (DYNIV). Bei diesem Verfahren lässt der Kranführer einen Betonklotz von einer gewissen Höhe auf den Baugrund fallen. Damit verdichtet sich der Boden und die Tragfähigkeit erhöht sich. Das spezielle Verfahren war damals noch nicht in der Praxis erprobt, bewährte sich aber.

Offenbar rechneten wohl auch die Behörden nicht damit, dass  der Bau über dreissig Jahre dauern würde. Davon zeugen zwei Bilder in dem historischen Dokument. Dieses zeigt den Anschluss Lyss Nord 1958 frisch gebaut und kurz vor der Einweihung 1986. Die Zufahrt war nach fast dreissig Jahren mit Unkraut überwuchert.

Dörfer entlastet
Endlich konnte der Teilabschnitt eröffnet werden. Von da an fuhren die 10_000 Autos, die bisher durch die Dorfzentren rasten, nun über die Autobahn, was für viele Bewohner des Tals eine grosse Entlastung bedeutete.

Quellen: Bieler Tagblatt August 1967; Tiefbauamt Kanton Bern.

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Die Talstrasse Nr. 6
-Als der erste Autobahnabschnitt von Biel nach Lyss führte, nannte man sie Talstrasse Nr. 6, oder kurz T6.
-Ziel war, die Städte Bern und Biel miteinander zu verbinden.
-Der erste Abschnitt führte von Biel nach Lyss.
-Allein der Bau dieses Abschnittes dauerte von 1954 bis 1958.
-1965 sollte der Abschnitt von Lyss bis Schönbühl gebaut werden.
-Dem Kanton fehlten aber die Mittel, weshalb man erst 1970 zu bauen begann. cas

Stichwörter: Historische Serie, A6, Lyss

Kommentare

Biennensis

Ich schliesse mich voll und ganz der Meinung meines Vorredners an.


jost.rindlisbacher

Sehr interessante Geschichte .Danke


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