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Magglingen

Bauvorhaben stösst auf Widerstand

Eine neue Unterkunft für Sportlerinnen und Sportler in Magglingen, das ist die Vision des Bundesamtes für Sport. Nun macht sich im Dorf jedoch Unmut gegen das Bauvorhaben breit.

Diese Visualisierung konnte die Jury überzeugen. (Stand: Projektwettbewerb Herbst 2019) ZVG/Comamala Ismail Architekten Biel/Delemont
Hannah Hermann
 
Ein Ort, an dem Bewegung und Sport grossgeschrieben werden. An dem Talente gefördert und Spitzensportler und Spitzensportlerinnen ausgebildet werden sollen: Dieser Ort ist für das Bundesamt für Sport, kurz Baspo, das Dorf Magglingen. Das Bundesamt hat dort seinen Hauptsitz, unter anderem mit der eidgenössischen Hochschule für Sport und dem nationalen Sportzentrum. 
 
Nun will das Baspo die Möglichkeiten für die Sporttreibenden ausweiten. Dafür soll an der Alpenstrasse ein neues Unterkunfts- und Ausbildungsgebäude gebaut werden. Einigen Bewohnerinnen und Bewohnern passt dieses neue Vorhaben jedoch ganz und gar nicht. Sie haben eine Petition gestartet, um den Bau des sechsstöckigen Hauses zu verhindern. 
 
Überzeugende Pläne
 
Fast 24 Meter hoch soll das neue Gebäude des Baspo werden. In erster Linie soll es als Unterkunft für Sportsoldaten und -soldatinnen dienen. Dafür werden 140 Betten zur Verfügung stehen. 
 
Auch das Kompetenzzentrum Sport der Armee, das seine Büros bis jetzt im «Des Alpes»-Gebäude hat, soll im Neubau Platz finden. Die Aussage der Petitionärin Beatrice Vogt gegenüber «Telebielingue», dass im Unterkunfts- und Ausbildungsgebäude 200 neue Arbeitsplätze realisiert werden sollen, weist Kurt Henauer vom Baspo allerdings zurück. Zu den bestehenden 20 Arbeitsplätzen würden lediglich fünf dazukommen. 
 
Das Projekt wird durch das Bieler Architekturbüro Comamala Ismail Architectes realisiert. Dieses hat 2020 beim offiziell ausgeschriebenen Wettbewerb den ersten Platz belegt. Die Architektinnen und Architekten konnten die Jury zum einen mit einem grossen, terrassierten Platz vor dem Gebäude überzeugen. Dieser soll die Besucherinnen und Besucher zum Aufenthalt einladen und so einen Ort der Begegnung schaffen. Zum anderen konnte auch die Offenheit des Foyers und der Theorieräume die Jury begeistern.
 
Zurzeit befindet sich das Projekt in der Baugenehmigungsphase. Das Gesuch wurde Ende November bei der Gemeinde Leubringen/Magglingen eingereicht. Falls das Projekt bewilligt wird und es zu keinen Verzögerungen kommt, starten die Bauarbeiten bereits im nächsten Jahr. Zwei Jahre später sollen die ersten Soldatinnen und Soldaten die Räume des neuen Hauses beziehen.
 
Zu viel Verkehr
 
Die Magglinger Anwältin und Petitionärin Beatrice Vogt ist froh, dass der Grundstein für das Gebäude noch nicht gelegt wurde. Zusammen mit den anderen Unterzeichnenden will sie verhindern, dass das Projekt verwirklicht wird. Online hat die Aktion nach gestrigem Stand 114 Anhängerinnen und Anhänger gefunden. Unter den Namen der Unterzeichnenden findet sich auch prominente Unterstützung. Die bekannte Bieler Downhill-Bikerin Emilie Siegenthaler unterstützt den Aufruf gegen das Baspo-Gebäude. Die Verantwortlichen der Petition wollen allerdings nicht nur im Internet, sondern auch analog Unterschriften sammeln.
 
«Fantasielose, klobige, unelegante Architektur», schreibt ein Unterstützer auf der Website der Petition über das neue Gebäude. «Genug ist genug», heisst es von einem anderen. Laut Beatrice Vogt würde das grosse Gebäude das Ortsbild von Magglingen zerstören, da es an prominenter Stelle an einen Hang gebaut werden soll. Damit gehe auch Kulturland verloren, welches künftigen Generationen erhalten bleiben soll, so Vogt.
 
Madeleine Deckert (FDP), Gemeindepräsidentin von Leubringen/Magglingen, kann die Reaktionen der Bevölkerung nachvollziehen. Es sei sicher ein Paradigmenwechsel, da bisher alle Bauten in die Landschaft eingebettet seien und das an dem vorgesehenen Hang schwierig sei, so Deckert. «Die Gebäude müssen im harmonischen Einklang mit der Gegend sein, bis jetzt wurde das immer sehr gut umgesetzt», sagt die Gemeindepräsidentin.
 
Hanspeter Wägli, Chef des nationalen Sportzentrums Magglingen, und Kurt Henauer versichern, dass darauf geachtet wird, dass die neue Unterkunft mit Bäumen in die schon bestehende Waldstruktur eingebunden wird. Darauf sei bereits bei der offiziellen Ausschreibung des Projektes geachtet worden, so Henauer. 
 
Auch dass der Verkehr zunehmen wird, wenn die neuen Sportler und Sportlerinnen ihre Räume beziehen, bereitet den Magglingern Kopfschmerzen. Der Mehrverkehr würde die Lebensqualität im Dorf erheblich verschlechtern und sei in Zeiten des Klimawandels nicht zu verantworten, so Vogt. Genaue Zahlen, die die Zunahme der Verkehrstätigkeit prognostizieren, gibt es allerdings nicht.
 
Wägli erwidert, dass die meisten Sportler und Sportlerinnen zu Fuss, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Verkehr unterwegs sein werden. Im Notfall würden Sammeltransporte organisiert. Es sei den Betroffenen gar nicht erlaubt, mit einem privaten Fahrzeug umherzufahren. 
 
Um mögliche Auswirkungen der neuen Unterkunft auf die Gemeinde und den Verkehr zu besprechen und allfällige Probleme zu lösen, soll eine Arbeitsgruppe gegründet werden. Diese wird aus Mitgliedern der Gemeinde, den Einwohnerinnen und des Baspo bestehen. In den kommenden Wochen wird nun in einem Baugenehmigungsverfahren von der Baukommission und anschliessend dem Regierungsstatthalteramt überprüft, ob das geplante Gebäude des Baspo möglich ist. Sobald das Projekt öffentlich aufliegt, können offiziell Einsprachen gegen den Bau des neuen Unterkunfts- und Ausbildungsgebäudes eingereicht werden.
 
Stichwörter: Magglingen, Bauen, Baspo

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