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Aarberg

«Bei ‹Hans plus› bekommen alle einen Termin»

Wer am Wochenende den Hausarzt braucht, ist bei «Hans plus» gut aufgehoben, beim Hausarzt Notfall Seeland im Spital Aarberg. Der Samstagmorgen beginnt ruhig, aber ab halb 10 Uhr klingelt das Notfall-Telefon alle paar Minuten.

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von Peter Staub

«Bisher ist es eher ruhig, noch gibt es keine Grippewelle oder Glatteis», sagt Manuela Galli. Die Medizinische Praxisassistentin (MPA) sitzt in einem kleinen Büro im Erdgeschoss des Spitals Aarberg am Computer. Neben ihrem Büro, in das auch der Empfangsschalter des Hausarzt Notfalls Seeland («Hans plus») integriert ist, liegt das Sprechzimmer des diensthabenden Hausarztes. Der hausärztliche Notfalldienst deckt ein grosses Gebiet ab, von Gals über Radelfingen und Schüpfen bis nach Lengnau. Liess sich der Dienst von Galli gemächlich an, klingelt ab etwas 10 Uhr immer wieder das Telefon. Magenschmerzen, Verstauchungen, Kopfwunden, die Bandbreite der Probleme ist gross.

Entlastung für Hausärzte
Am Samstagmorgen ist auch Beat Grünig im Dienst. Sonst arbeitet er als Hausarzt im Medizentrum Täuffelen. Nachdem er eine Frau, die über Schwindelanfälle klagte, behandelte, nimmt er sich kurz fürs BT Zeit, obwohl im Wartezimmer bereits der nächste Patient wartet. Ein «Hans plus»-Dienst bedeute für ihn zunächst einen Freitag weniger, sagt er lächelnd. Aber es sei auch interessant. Man wisse nie, was einen erwarte, fügt er an. «Mal ist viel los, dann wieder gar nichts.» Von der Arbeit her sei der Notfalldienst mit jener eines Hausarztes vergleichbar.

Grünig ist froh, dass es «Hans plus» gibt. «Heute wäre wohl niemand mehr bereit, wie früher 24 Stunden am Tag für Patienten erreichbar zu sein», sagt er. Deshalb sei «Hans plus» für Hausärzte eine grosse Entlastung. Auch weil die Zusammenarbeit mit dem Notfalldienst des Spitals sehr gut funktioniere. «Wir können die Fälle, die chirurgische Hilfe benötigen oder stationär bleiben müssen, unbürokratisch weiterleiten.»

Nächstes Jahr feiert «Hans plus» in Aarberg das zehnjährige Bestehen. Grund zum Feiern gab es jedoch bereits in diesem Jahr. Mit der Eröffnung der neuen Notfall-Abteilung des Spitals liegen «Hans plus» und der Notfall direkt nebeneinander, was die Zusammenarbeit erleichtert.

Zusammen mit Manuela Galli haben die MPA Karin Marti und Rosmarie Steffen «Hans plus» aufgebaut. Es war im Kanton Bern eine Pionierarbeit. «Hans plus» ist an 365 Tagen im Jahr offen, an Werktagen von 17 bis 21 Uhr und am Wochenende und Feiertagen von 8 bis 21 Uhr. Immer dann, wenn die Hausärzte normalerweise nicht im Dienst sind. Für die sechs festangestellten MPA mit Teilzeitpensen, heisst das, dass sie dann arbeiten, wenn ihre Angehörigen frei haben. «Unsere Familien haben sich daran gewöhnt. Und wir auch», sagt Steffen, die wie ihre beiden Kolleginnen «in den 50ern ist», wie sie lachend sagt. Seit sie vor einem Jahr in den Aarberger Gemeinderat gewählt wurde, merke sie ab und an schon, dass sie an die Grenzen der Belastbarkeit angelangt sei, sagt die Milizpolitikerin der SP.

Das Modell der Notfall-Hausärzte im Spital habe sich bewährt, sagt Marti. «Die Leute schätzen es sehr, dass sie auch nach Feierabend einen Hausarzt erreichen.» Zudem entlaste «Hans plus» auch den Spital-Notfalldienst. Die Arbeitsbelastung sei von Tag zu Tag sehr unterschiedlich. Im letzten Jahr gab es insgesamt 4376 Konsultationen, davon über 2800 an Wochenenden und Feiertagen. Im Durchschnitt waren es 25 Konsultationen pro Feier- oder Wochenendtag. Vor allem an Tagen wie Weihnachten oder Ostern sei die Belastung extrem hoch, sagt Marti. Man merke es stark, wenn die Hausärzte abwesend seien: «Dann herrscht bei uns Schwimmfest.»     

Jeden Tag ein neuer Chef
Die sechs MPA von «Hans plus» nehmen nicht nur die Patienten in Empfang und helfen dem Arzt, sie erstellen auch die Rechnungen. «Wir schliessen jeden Abend alle Fälle ab», sagt Marti. Sodass die MPA am nächsten Tag wieder bei Null beginnen kann. Die besondere Herausforderung der Praxisassistentinnen bestehe darin, dass sie jeden Tag einen neuen Chef haben. Insgesamt leisten rund 50 Hausärzte aus dem Seeland Notfalldienst bei «Hans plus». Die Zusammenarbeit sei jedes Mal anders, funktioniere aber mit allen Ärzten sehr gut.

In den letzten neun Jahren habe sich der Bekanntheitsgrad von «Hans plus» verbessert, sagt Steffen. «Die Leute wissen, dass es uns gibt und dass sie unkomplizierten Zugang zu medizinischer Versorgung haben.» Der hausärztliche Notfalldienst ist allerdings nicht als Walk-in-Klinik gedacht. Die Patienten rufen eine kostenpflichtige Nummer an, um einen Termin zu vereinbaren. «Wer bereit ist, zwei Franken pro Minute zu bezahlen, hat auch wirklich Not»», sagt Steffen. Obwohl die Patienten natürlich auch empfangen werden, wenn sie unangemeldet ins Spital kommen. Dann aber müssten sie hinten anstehen, wenn es nicht gerade um einen akuten Notfall handle, ergänzt Marti. «Bei uns bekommen aber alle Leute immer einen Termin, wenn sie anrufen», sagt Manuela Galli. Die Wartezeit betrage in der Regel höchstens 15 Minuten.

Im Wartezimmer hat ein älteres Paar Platz genommen. Es lebt in Bern, hat aber in Sutz eine Ferienwohnung. Der Frau war so unwohl, dass sie «Hans plus» anriefen. «Wir gehen lieber nach Aarberg als nach Bern oder Biel», sagt der Mann, der sich auch schon wegen Ohrenschmerzen behandeln liess. «Hans plus» habe zurecht einen guten Ruf.

Zu den Aufgaben der MPA gehört es, wenn möglich bereits am Telefon zu entscheiden, wer bei «Hans plus» behandelt wird und wen sie an den Spital-Notfall weiterleiten. Wenn ein Fall unklar ist, wird vor Ort abgeklärt, wer sich um den Patienten kümmert. «Die Zusammenarbeit funktioniert optimal. Manchmal rufen wir bereits im Wartezimmer einen Arzt des Notfalls, um einen Fall zu besprechen», erzählt Marti. Dies geschehe vor allem bei Bauch- oder Herzschmerzen. Umgekehrt leite der Spital-Notfall Patienten an «Hans plus» weiter, wenn es sich bloss um eine Grippe oder um einen Zeckenbiss handelt.

«Geniale» Zusammenarbeit
Für den Spital-Notfall sind am Samstag Thomas Kapp als leitender Arzt Chirurgie und Sean Ritschard als Leiter Pflege Notfall im Einsatz. Ihre Abteilung ist ungleich grösser als die beiden bescheidenen Räume von «Hans plus». In sechs Patientenräumen können die vier diensthabenden Ärzte und die zwei Pflegefachleute ihre Patienten betreuen. Im Gegensatz zu «Hans plus» ist der Spital-Notfall rund um die Uhr besetzt. Kapp erachtet die Zusammenarbeit mit «Hans plus» als genial. Und Ritschard, der seit rund eineinhalb Jahren in Aarberg arbeitet, gefällt es sehr, dass man hier direkt miteinander sprechen könne, ohne vorher einen Termin vereinbaren zu müssen.

In Manuela Gallis Büro klingelt das Telefon. Eine Frau aus Pieterlen ist am Draht. Ihr Mann ist gestürzt und hat sich den Kopf aufgeschlagen.«Wie tief ist die Wunde?», fragt Galli. Und ob sie selbstständig nach Aarberg kommen können. Das klappt. Und der Termin steht: in etwa einer halben Stunde sollten sie hier sein. «Nehmen sie bitte das Krankenkassenkärtchen mit», sagt Galli. Kaum hat sie das Telefonat beendet, steht ein Patient am Schalter, der das Schmerzmittel abholen will, das ihm Beat Grünig soeben verordnet hat. Mit der anfänglichen Ruhe ist es definitiv vorbei. Noch während Galli das Medikament abgibt, klingelt ihr Telefon erneut.
 

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