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Kallnach

Beim Apéro wird der Graben zugeschüttet

Die Kiesgrube im Challnechwald habe das Dorf an der Gemeindeversammlung vom Samstag ein letztes Mal entzweit, sind sich beide Lager einig. Angestrebt wird nun eine konstruktive Zusammenarbeit.

  • 1/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
  • 2/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
  • 3/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
  • 4/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
  • 5/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
  • 6/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
  • 7/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
  • 8/8 Tiefe Ruhe im Challnechwald. Dies wird sich ändern: Ab Mitte 2018 wird hier Kies abgebaut. © Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt
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Marc Schiess

Trotz heftiger Gegenwehr stimmten an der Gemeindeversammlung letzten Samstag zwei Drittel für das Kiesgrubenprojekt auf Gemeindegebiet. Ein Schlag in die Magengrube der Gegnerschaft? «Ich bin Demokrat und akzeptiere die demokratische Endscheidung», sagt Dan Sennhauser bestimmt. Er gehört zusammen mit Stephan Barraud zur Gruppe, die sich dezidiert gegen den Kiesabbau im Challnechwald stemmte. Barraud wirkt ebenfalls nicht, als sei für ihn nun eine Welt zusammengebrochen. Enttäuschung sei schon verspürbar. Man habe gedacht, besser mobilisiert zu haben. «Mit der kurzen, heftigen Reaktion haben wir einen Drittel Nein-Stimmen geholt, was doch recht gut ist», relativiert Barraud die Abstimmungsniederlage. Entscheidend sei gewesen, dass sie – im Gegensatz zum Gemeinderat – in den lokalen Vereinen nicht für ihr Anliegen werben konnten. Doch der Kampf habe sich trotzdem gelohnt: «Wir haben unser Bestes gegeben und unsere Argumente für den Wald eingebracht», sagt Sennhauser. Die wirtschaftlichen Argumente hätten zum Schluss überwogen.

Zuversicht hüben und drüben

Wie es weitergehe, sei noch absolut offen. Man werde diese Woche sicher mal zusammensitzen und das weitere Vorgehen besprechen. Klar ist: Die Einsprachen werden aufrechterhalten. Mit Fundamentalopposition sei jedoch nicht zu rechnen: «Wenn die Grube kommt, muss man damit leben», so Barraud. Man werde nicht die nächsten zehn, zwanzig Jahre «töipele» sondern sich die Frage stellen: «Was kann unser Beitrag sein, wie können wir positiv mitarbeiten?» Eventuell sogar in der «Grubenkommission» der Gemeinde. «Wir werden den Dorfgraben sicher zuschütten können», zeigt sich Barraud zuversichtlich. Er selber habe neben unterstützenden Mails aus Lyss, Radelfingen und Kappelen nur ein kritisches Mail erhalten. Auch werde er noch immer gegrüsst – teils vielleicht nicht mehr ganz so energiegeladen wie vorher.

Dan Sennhauser hat den Graben auch gespürt, sagt er. «Doch die Kallnacher sind genug demokratisch eingestellt, wir werden den Graben in Kürze zuschütten und wieder am gleichen Strick ziehen.»

Ähnliche Töne sind vom noch amtierenden Gemeindepräsident Werner Marti (SVP) zu vernehmen. Bereits beim der GV nachfolgenden Apéro habe man wieder Gräben zugeschüttet, sagt Marti. Die Gegner hätten ihm gegenüber auch anerkennt, dass gut geplant worden sei. Kritischer äussert er sich zur Berichterstattung im BT. Der Gegnerschaft sei im Gegensatz zu den Befürwortern viel Platz eingeräumt worden.

«Von Herzen überzeugt»

Sehr erleichtert zeigt sich Fritz Hurni über den klaren Entscheid der Gemeindeversammlung: «Er ist für die Kiesversorgung im Seeland und für unsere Firma wichtig», sagt der Verwaltungsratspräsident der Hurni Kies und Betonwerk AG. Er sei als Gast an die GV eingeladen worden und habe die Diskussion mitverfolgt. Als Vertreter des Unternehmens, das den Kiesabbau im Challnechwald vornehmen wird, waren ihm Pro- und Kontraargumente bereits geläufig. Hurni zeigt sich zuversichtlich, dass sich die sich die Befürchtungen bei der Inbetriebnahme der Grube als unbegründet erweisen werden. Viele seien ob der Behauptungen verunsichert gewesen und hätten deswegen dagegen gestimmt. Doch man werde einen geordneten Betrieb haben und auch mit den Gegnern zusammenarbeiten. «Ich bin von Herzen überzeugt, dass wir ein gutes Projekt haben.»

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Die 7 Schritte bis zur Kiesgrube

Martin Hostettler von Cycad leitet das Kiesgrubenprojekt. Gemäss ihm sind nun noch folgende Schritte nötig, bis die Kiesgrube realisiert werden kann.

1. Erst gilt es einen Monat Beschwerdefrist abzuwarten. Die Gegner könnten in dieser Zeit bei der Gemeinde Beschwerde gegen den Entscheid der Gemeindeversammlung einreichen.

2. Anfangs 2017 wird – falls keine Beschwerde gegen den GV-Entscheid gemacht wird – die Gemeinde die Akten beim Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) zur Genehmigung einreichen. Dies wird zirka am 10. Januar sein.

3. Das AGR entscheidet im Zeitraum von drei Monaten, also etwa bis Ende März 2017, über das Gesuch. Falls das AGR die Einsprachen «schützt», würde das Dossier an die Gemeinde Kallnach zurückgewiesen. Weist das AGR die Einsprachen ab, vergeht ein weiterer Monat, bis das Dossier rechtskräftig ist.

4. Gegen das genehmigte Dossier können die Einsprecher nochmals innert einem Monat Beschwerde machen. Wenn keine Beschwerde eingeht, ist frühestens Anfang Mai 2017 die Projektumsetzung möglich.

5. Im Oktober 2017 könnten erste Bäume gefällt werden. Mit dem Baumfällen kommen auch die ersten Archäologen auf Platz und beginnen mit ihren Sondierungen. Die Grabungen sind fortlaufend, das archäologische Team wird zirka sieben Jahre vor Ort sein. Bei den vermuteten Kelten-Grabhügeln wird mit einem Jahr archäologische Arbeit pro Hügel gerechnet.

6. Der Aufbau der Infrastruktur wie Strassen- und Leitungsbau wird zirka zwei Jahre dauern.

7. Mitte 2018 kann frühestens mit dem eigentlichen Kiesabbau begonnen werden. msc

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