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Studen

Betonplatz statt Dorfzentrum

Vor einem halben Jahr ist der Wydenpark in Studen eröffnet worden. Noch immer ist die Hälfte der Ladenfläche unvermietet und der Platz unbelebt. Das soll sich nun ändern.

Leeres Ladenlokal, leerer Platz: Der Wydenpark in Studen ist noch nicht zum Dorfzentrum avanciert. Die Wohnungen jedoch sind alle vermietet. Bild: Pedro Rodrigues

Jacqueline Lipp

Von der Strasse aus könnte man meinen, der Wydenpark bestünde nur aus Wohnungen. Kaum Werbung, keine Logos, keine Hinweise auf Geschäfte. Die Schaufenster zur Strasse hin sind leer, genauso wie viele der Ladenlokale. Im April ist der Wydenpark eröffnet worden. Eingezogen sind der Detailhändler Coop, die Dorfplatz Apotheke, ein Coiffeur-Salon sowie ein Kleiderladen. Ein halbes Jahr später sind keine weiteren Geschäfte hinzugekommen. Rund 2000 Quadratmeter und damit die Hälfte der Ladenfläche stehen leer.

Der Platz im Innenhof lädt nicht zum Verweilen. Bis auf zwei Bänke und die Aussenbestuhlung des Café-Restaurant zur Wyde bietet er wenig Sitzgelegenheiten. Der Gingkobaum, der im Zentrum thront und seine Wurzeln im Parkhaus schlägt, ist eine der wenigen Pflanzen. Beton dominiert den Platz.  

Zu wenig Laufkundschaft
Daran stören sich Nadine und Brigitte Siegenthaler. Sie führen das Kleidergeschäft «Streetpoint» im Wydenpark. «Wir haben kaum Laufkundschaft und viele Leute wissen gar nicht, dass sie hier Kleider einkaufen könnten.» Dem Platz fehle der Charakter eines Zentrums, weshalb kaum Passanten vorbeischlendern würden.

Zudem werde der Platz weder für Anlässe noch für Märkte genutzt. «So ist nicht nur bei Regen, sondern auch bei schönem Wetter nichts los», sagt Tochter Nadine Siegenthaler. Sie sind unzufrieden mit der zuständigen Immobilienverwaltung. «Wir werden kaum informiert und es scheint, als würde nicht gerade intensiv nach neuen Interessenten gesucht.»

Auch die Einstellhalle sei vielen potenziellen Kunden ein Dorn im Auge (siehe Zweittext). «Der Platz wäre schön, aber man müsste mehr daraus machen», sagt Brigitte Siegenthaler. Beim Coop würde man sich freuen, wenn weitere Geschäfte in den Wydenpark einziehen würden und damit mehr Leben auf den Platz käme. Doch das Geschäft laufe gut. «Wir haben jede Woche acht bis zehn Prozent mehr Kunden als am alten Standort», sagt Peter Schmid, Leiter der Verkaufsregion Bern.

Mit dem Geschäft zufrieden
Auch die Dorfplatz-Apotheke und der Friseursalon «Haarwerk» sind zufrieden. «Wir können uns nicht beklagen, würden uns aber über mehr Geschäftslokale sicher freuen», sagt Tamara Zulauf, Friseurin beim Haarwerk. Direkt gegenüber dem Coop gelegen, kämen bei ihnen viele Kunden zum Haareschneiden vorbei, bevor sie einkaufen.

Ähnlich äussert sich Margret Schönbächler von der Dorfplatz-Apotheke. Grundsätzlich sei sie zufrieden, aber: «Mehr Laufkundschaft wäre auch für uns gut.» Beide Geschäfte existierten jedoch – im Gegensatz zum «Streetpoint» – bereits vorher und sind in den Wydenpark gezügelt. «Wir haben unsere Stammkundschaft mitgenommen», sagt Apothekerin Schönbächler.

Die As Immobilien AG, verantwortlich für die Vermietung der Gewerbeflächen und die Verwaltung des gesamten Wydenparks, kann noch keine neuen Mieter bekannt geben. «Wir sind aber im Gespräch mit verschiedenen Interessenten», sagt die zuständige Immobilienbewirtschafterin Daniela Schlegel. Gerne hätte man eine Bäckerei sowie einen Schuhladen im Wydenpark.

«Momentan ist es im Kanton Bern allgemein schwierig, Gewerbefläche zu vermieten», sagt Schlegel. Man spüre, dass viele in der heutigen wirtschaftlichen Situation nicht den Mut hätten, sich selbstständig zu machen oder zu expandieren. «Die Nachfrage ist einfach nicht vorhanden.» Dazu kommt die Konkurrenz durch andere Zentren, wie etwa den Lyssbachpark oder das Centre Brügg.

«Es dauert am Anfang immer seine Zeit, bis sich das einpendelt», sagt Daniel Sukara, der die Eigentümerin PAT-BVG in den Immobiliengeschäften vertritt. «Dessen sind wir uns bewusst.»

Plan für ein Ärztezentrum
Die Gemeinde Studen hat ein Projekt für ein Ärztezentrum ausgeschrieben, das vielleicht im Wydenpark realisiert werden könnte. «Uns geht es darum, die ärztliche Versorgung in Studen langfristig zu sichern», sagt Studens Gemeindepräsident Mario Stegmann. In Studen und Umgebung werden mehrere Hausärzte ihre Praxen demnächst schliessen oder sind bereits in Pension gegangen. Neben dem Wydenpark wird ein weiterer Standort bei der Spitex in den Fors-Gebäuden geprüft. Bis Ende Jahr will sich die Gemeinde mit Hilfe externer Beratung für einen Standort sowie ein Betriebskonzept entscheiden.

Was die leeren Ladenflächen betrifft, hält Stegmann fest: «Die Gemeinde ist an einer besseren Auslastung interessiert, aber es ist nicht unsere Aufgabe, bei einem privaten Einkaufszentrum für Mieter zu sorgen.» Es liege wohl auch an den eher hohen Mietpreisen, dass die Mietersuche harzig vorankommt. Zudem ist es laut Stegmann für viele Geschäfte schwierig, in Studen mit seinen knapp 2900 Einwohnern genügend Umsatz zu generieren.

Konzept für Anlässe wird erstellt
Anders als die Gewerbeflächen sind die Wohnungen allesamt vermietet. Auch bei Senevita ist man sehr zufrieden mit der Auslastung. Die Plätze für betreutes Wohnen seien fast alle belegt und auch das Pflegezentrum sei gut ausgelastet, sagt Geschäftsleiterin Pascale Lavina.

Dass der Platz zu wenig belebt ist, diese Meinung teilt Schlegel nicht. «Wir haben einige Rückmeldungen gehabt von Leuten, denen der Platz gut gefällt.» Durch das Café und zwei Bänke habe es zudem auch genügend Sitzgelegenheiten, sagt Schlegel.

Bei der Gemeinde hingegen ist man sich bewusst, dass mehr Leben auf den Platz kommen müsste – und wird aktiv. «Die zuständige Kommission hat den Auftrag, mit den Eigentümern ein Konzept für Anlässe zu erstellen», sagt Stegmann. Doch auch er sagt: «Der Platz bietet halt sehr viel Teer und wenig Grünes.»

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Barrieren in der Einstellhalle werden entfernt

(jl) Die unterirdische Einstellhalle im Wydenpark gibt zu reden: Viele Kunden haben sich seit der Eröffnung beschwert. Mehrere Geschäftsinhaber bestätigen, dass sie Reklamationen von Kunden entgegen nehmen mussten, insbesondere über die Barrieren beim Ein- und Ausgang. Diese stehen auf der Rampe, die in das Parkhaus führt. So musste man bei der Ausfahrt bislang im Hang stehend das Parkbillett in den Automaten schieben, bevor die Barriere sich öffnete. Das anschliessende Anfahren im Hang vertrieb viele Kunden. Auch die schmale Verkehrsführung wurde bemängelt.

Nun handelt die Eigentümerschaft. Seit letzter Woche wird die Einstellhalle umgebaut. Die Verkehrsführung im unterirdischen Kreisel wird angepasst und enge Stellen werden entschärft. Zudem werde die Barriere bei der Ein- und Ausfahrt entfernt, sagt Daniela Schlegel von der As Immobilien AG. «Dadurch wird in Zukunft barrierefreies Parkieren möglich.» Neu muss man beim Ticket-Automaten die Nummer des Parkfeldes eingeben und so für die Benutzung zahlen. Weiterhin ist die erste Stunde gratis. Das neue System soll ab November laufen.  

 

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