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Kafipause

Bildschirm oder Maske, das ist hier die Frage

Im persönlichen Blog berichten Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter und BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch abwechslungsweise 
wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern.

Parzival Meister, Redaktionsleiter und stv. Chefredaktor
  • Dossier

Parzival Meister

Wir meistern das beim BT ganz gut mit dem Homeoffice. Das Wichtigste ist mir dabei, dass der Austausch im Team nicht verloren geht. Unsere digitalen Chatkanäle, in denen wir uns in verschiedenen Gruppen zu wichtigen und weniger wichtigen Themen unterhalten, werden gut genutzt. Diesen digitalen Austausch erachte ich sogar als echten Gewinn, der uns sehr wahrscheinlich auch nach der Pandemie erhalten bleibt.

Dann gibt es da noch die Video-Konferenzen. Früher sind wir im Büro schnell zusammengestanden, um etwas zu besprechen. Wir trafen uns im Sitzungszimmer. Oder gingen ins Café. Seit fast einem Jahr nun starten wir dazu eine Video-Konferenz und sehen das Gegenüber nur noch auf dem Bildschirm. Ich bin froh, dass wir diese Technik haben, klar. Aber es steht ausser Frage, dass die Qualität dieses Austauschs nicht an das herankommt, was wir vorher hatten. Sich mit jemandem zu unterhalten, der so ganz in echt vor einem sitzt, ist nicht nur wesentlich angenehmer, sondern meiner Ansicht nach auch produktiver. Man spürt das Gegenüber. Man ist kreativer. Man löst Probleme einfach besser, wenn man sich gemeinsam an einen Tisch setzt. Oder es fliegen die Fetzen. Egal. Es sind einfach mehr Emotionen im Spiel.

Diese Meinung vertrat ich zu Beginn der Pandemie und grundsätzlich bin noch heute vom dem überzeugt, was ich hier geschrieben habe. Doch dann, ja dann, kam die Maske. Nicht falsch verstehen, ich bin kein Gegner der Maskenpflicht. Aber seit die Maske auch dann getragen werden muss, wenn man die nötigen Abstände einhalten kann und somit keine Sitzung mit physischer Präsenz ohne sie stattfindet, bin ich hin- und hergerissen. Man sitzt sich dann zwar so richtig in echt gegenüber, aber die Mimik des anderen bleibt verborgen. Es wirkt auf mich nach wie vor etwas surreal, jemanden sprechen zu hören, aber ihn nicht sprechen zu sehen. Das funktioniert noch so knapp bei Menschen, die man kennt. Da kann ich mir zumindest vorstellen, was unter der Maske vor sich geht. Aber ist das Gegenüber eine Person, die man noch nie zuvor gesehen hat … solche Gespräche gehören zum Unpersönlichsten, was ich je erlebt habe. Das fühlt sich dann so doof an, dass ich am liebsten sagen würde: Komm, wir gehen beide nach Hause und treffen uns im virtuellen Raum zum Videochat.

Das also, was ich zuvor als nicht ideal beschrieben habe, wird unter diesen Umständen wieder gut. Und wenn etwas, das eigentlich doof ist, plötzlich doch angenehm erscheint, dann kann die Situation, in der man sich befindet, gelinde gesagt nicht gerade toll sein. Und wenn man denkt, es geht nicht schlimmer, findet man sich in einer Video-Konferenz wieder, in der die Hälfte der Teilnehmer vor dem Bildschirm eine Maske trägt, da eben doch noch ein paar Leute im Büro sitzen müssen, wo Maskenpflicht herrscht. Was will man da noch sagen? Ah, ja: Hau endlich ab, Corona!
 

pmeister@bielertagblatt.ch

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