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Brüttelen

Dank Gucklöchern auf dem neusten Stand

Im Brüttelenbad, einem Heim für beeinträchtigte Menschen, wird für fast 17 Millionen Franken gebaut.
Die Vorbereitungsarbeiten haben begonnen, die alte Turnhalle ist bereits weg. Jetzt wird gepfählt.

Die Bauarbeiten werden interessiert verfolgt. Aussenstehende können dies auch via Webcam tun. Bild: Tildy Schmid

Tildy Schmid

Gegenwärtig rumort, kreischt und lärmt es rund um das Brüttelenbad. Krachend und polternd fällt die letzte Wand der alten Turnhalle in sich zusammen und die Staubwolke verzieht sich langsam. Kaum jemand im Brüttelenbad stört sich daran. Im Gegenteil.

War das Bauprojekt für die Bewohnerinnen und Bewohner bis anhin eine eher theoretische Angelegenheit, so wird es nun konkret und bei vielen regt sich ein Interesse. Jede Arbeits- und Beschäftigungspause wird genutzt, um den Fortschritt der Bauarbeiten zu begutachten.

Täglich ändert der Bauplatz sein Aussehen. Wo gestern noch grüner Rasen war, ist heute die nackte Erde zu sehen. Die gewaltigen Mengen, die der mächtige Bagger umschichtet, bieten ein faszinierendes Schauspiel.

 

Per Webcam den Fortschritt mitverfolgen

Es versteht sich von selbst, dass für die Sicherheit der Klientinnen und Klienten ganz besonders vorgesorgt wurde. So gibt es in der die Baugrube umschliessenden, zwei Meter hohen Schutzwand grosse Gucklöcher in unterschiedlicher Höhe. Die Wand ist so konzipiert, dass sich das Hauptgebäude mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in einem schützenden «Kokon» befindet, innerhalb dessen sich diese frei bewegen können. «Es sind aber nicht ausschliesslich Bewohnende, die regelmässig ihr Smartphone zücken und einen Schnappschuss machen», erklärt Katharina Detreköy, die Institutionsleiterin der Stiftung Brüttelenbad, «sondern auch die Mitarbeitenden».

Sie erwähnt aber auch die Lärmbelastung, die – gerade für Menschen mit starken Beeinträchtigungen – auf Dauer nicht zu unterschätzen ist. Für Angehörige und weitere externe Interessierte zeichnet eine Webcam regelmässig Standbilder auf, die unter www.bruettelenbad.ch/bauprojekt zu sehen sind.

Die Baubewilligung für den Neubau der drei Wohngruppen sowie die Sanierung des Hauptgebäudes der Stiftung Brüttelenbad ist von den Amts- und Fachgremien erteilt worden. «Dass keine Einsprachen gegen das Baugesuch eingegangen sind, freut uns ganz besonders», so Detreköy, «denn es zeigt, dass wir als Institution von der Bevölkerung getragen und unterstützt werden. Das erfüllt uns mit Dankbarkeit.»

«Termingerecht konnte mit dem Rückbau der alten Turnhalle und der Erstellung der Werkleitungen begonnen werden», sagt der Bieler Architekt Olaf Dolfus von Spaceshop Architekten GmbH. Der aufgeschüttete Baugrund ist instabil und muss bis auf die Moräne hinab gepfählt werden. So kann der Boden die Lasten des geplanten Gebäudes tragen.

Die eigentlichen Hochbauarbeiten beginnen im Juni mit der Erstellung der Bodenplatte. Die Rohbau- und Betonierarbeiten werden im November dieses Jahres abgeschlossen sein. Die Fertigstellung, Inbetriebnahme und der Bezug des Neubaus sind für Anfang 2023 geplant. Anschliessend wird mit der Sanierung und Instandsetzung des Hauptgebäudes gestartet.

 

Das ganze Projekt ist
ein Kraftakt

Ein Bauprojekt ist für eine Behinderteneinrichtung immer ein Kraftakt. Das trifft für das Brüttelenbad in besonderem Masse zu, denn seit dem Wechsel zur Subjektfinanzierung (2017) übernimmt der Kanton die direkte Finanzierung von neuen Bauten nicht mehr.

Eine weitere Herausforderung ist die Instandhaltung und Erneuerung der historischen, unter Denkmalschutz stehenden Liegenschaft Brüttelenbad, die die Stiftung vor über 30 Jahren vom Kanton übernommen hat. Diese Aufgaben sind mit den gängigen Mitteln des Betriebs nicht zu leisten. Deshalb hat sich um das Brüttelenbad ein Förderverein gebildet, der die Spendenkampagne betreut; mit dem Ziel, auch das historische Gebäude die Bedürfnisse der Bewohnenden und des Betriebs anzupassen.

Jakob Etter, ehemaliger Grossrat aus Treiten, ist Vizepräsident des Fördervereins. Er versichert, dass die Aufträge für den Neubau wann immer möglich an Unternehmen in der Region vergeben werden. Nicht zu übersehen sei, dass die Stiftung zu den wichtigsten regionalen Arbeitgebern gehöre und somit als bedeutender Investor gelte. «Ich denke, es ist uns allen ein Herzensanliegen, dass das Brüttelenbad als regionales Kompetenzzentrum für erwachsene Menschen mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung, sich zukunftsgerichtet weiterentwickeln kann», so Etter.

Marc Kuster, Präsident des Fördervereins, präzisiert, «dass für die Finanzierung des gesamten Bauprojekts rund 16,5 Millionen Franken benötigt werden». Diese Gelder würden gestaffelt eingesetzt. Nebst Hypotheken steuert die Stiftung Brüttelenbad einen Viertel aus eigenen Mitteln bei und für die restlichen vier Millionen Franken hofft die Institution auf Spendengelder. «Glauben Sie mir», so Kuster, «das Projekt ist kein Luxusobjekt, die Funktionalität steht ganz klar im Vordergrund.»

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