- Dossier
Ich denke an die Novelle von Gottfried Keller, der die Geschichte von sieben Männern erzählt, die am ersten eidgenössischen Freischiessen in Aarau teilnehmen wollten. Dies ein Jahr nach der Gründung des schweizerischen Bundesstaates im Jahr 1848. Hier mache ich den Bogen zu verschiedenen persönlichen Eindrücken aus der Herbstsession des Nationalrates. Die Hauptfiguren in Gottfried Kellers Geschichte sind ausschliesslich Männer. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend, bei dem sich die Männer noch auf die «göttliche Ordnung» beriefen, die ihnen angeblich ein Vorrecht vor den Frauen eingeräumt hatte. 170 Jahre später haben wir über eine Änderung des Gleichstellungsgesetzes zwischen Frau und Mann debattiert. Dabei bin ich den Eindruck nicht losgeworden, dass bei einigen Mitgliedern des Parlaments dieser Geist aus längst vergangenen Zeiten immer noch weht. Mit knapper Mehrheit ist es dann doch gelungen, eine kleine Verbesserung für die Frauen im Gesetz festzuschreiben. Die Geschichte der sieben Aufrechten endet ja dank einer Frau auch mit einem Happy-End. Den zweiten Bogen mache ich zu einem Jubiläum, das am 12. September in Bern gefeiert wurde. Genau 170 Jahre vorher wurde die erste Verfassung der modernen Schweiz unterzeichnet und offiziell in Kraft gesetzt. Bundesrat, Ständerat und Nationalrat traten danach erstmals ihre Ämter an. Viele demokratischen Bewegungen aus dieser Zeit sind in andern Ländern gescheitert und erst viel später umgesetzt worden. Unser System hat sich bewährt. Wir sind eines der erfolgreichsten Länder der Welt geworden. Seit 1848 hat die Bundesverfassung unserer Demokratie den nötigen Halt gegeben, um alle Verwerfungen auf dem europäischen Kontinent in dieser Zeit zu überstehen. Die Inkraftsetzung der ersten Bundesverfassung ist ein einmaliges und unverzichtbares Ereignis in unserer Geschichte. Nach 170 Jahren ist es endlich an der Zeit, dieses denkwürdige Datum zu würdigen und den 12. September offiziell zu feiern.
Info: In dieser Rubrik berichten Seeländer Parlamentarier aus den Sessionen des National- und Ständerats.
