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Wintersport

Das grosse Warten auf mehr Schnee

Erst Schnee, dann Regen: Nach einem traumhaften Saisonstart hat ein Wärmeeinbruch Skilifte und Loipen lahmgelegt. Trübsal blasen die lokalen Wintersportbetreiber deswegen aber nicht.

Der Skilift auf dem Grenchenberg steht seit Weihnachten still. Bild: Matthias Käser
Sarah Grandjean
 
Es hatte doch so gut angefangen. Ende November fiel der erste Schnee, voller Vorfreude holte man Schlitten, Skier und Snowboards aus dem Keller, wischte die Staubschicht weg und machte sich bereit für die Piste. Lange gedulden musste man sich nicht: Die Skigebiete in der Region konnten heuer aussergewöhnlich früh öffnen.
 
Auf dem Grenchenberg fuhren die Lifte ab dem 11. Dezember. Die Saison sei gut angelaufen, sagt Pascale Ris, Sprecherin der Skilift Grenchenberg AG. Es hatte viel Schnee, das Wetter war schön, viele Familien aus der Region und von ausserhalb kamen mit ihren Kindern Ski- oder Schlittenfahren. «Es war irrsinnig toll», so Ris. 
 
40 Zentimeter braucht es
 
Doch dann machte das Wetter den Liftbetreibern einen Strich durch die Rechnung: Es wurde warm und regnete bis auf über 2000 Meter über Meer. Am 
25. Dezember, mitten in den Winterferien, wurden die Skilifte am Grenchenberg bis auf Weiteres geschlossen. Das könnte sich aber bald wieder ändern, denn es soll das ganze Wochenende über schneien. Damit das Pistenfahrzeug die Piste präparieren kann, braucht es mindestens 40 Zentimeter Schnee, erklärt Ris. Falls nun tatsächlich so viel fallen sollte, könnten die Lifte ab Mittwoch wieder in Betrieb genommen werden. Für eine Vorhersage sei es aber noch zu früh, sagt Ris. Diese Woche hätte eigentlich das Nachtskifahren gestartet, das bis 25. Februar jeweils am Mittwoch- und Freitagabend auf dem Programm steht. Ris hofft, dass diese Events durchgeführt werden können, bevor dann am 7. Februar die Sportwochen starten und die Lifte wieder täglich geöffnet sein sollen. 
 
In Les Prés-d’Orvin wurden die Lifte sogar schon am 10. Dezember in Betrieb genommen. Das habe viele Skifahrer und Snowboarderinnen auf die Pisten gelockt und man habe einen guten Umsatz erzielt, sagt Verwaltungsratspräsident Marc-André Léchot. Am 27. Dezember war aber schon wieder Schluss mit Skifahren. Welche finanziellen Auswirkungen dies mit sich ziehen wird, lasse sich noch nicht sagen, so Léchot. Immerhin sei man nach diesen knapp drei Wochen fast auf Null. Man rechne mit 70 000 bis 80 000 Franken, um die Lifte in Betrieb zu nehmen. Um diese Kosten zu amortisieren, müsse man rund 25 Tage offen haben. Bisher waren es schon 17. «Jetzt hoffen wir, dass der Winter wieder kommt», sagt er. 
 
Kurse wurden verschoben
 
Ähnlich klingt es beim Langlaufzentrum Les Prés-d’Orvin-Chasseral. «Wir hoffen sehnlichst auf Schnee», sagt Vorstandspräsident This Brunner. Anfang Dezember war der untere Teil des Loipennetzes gespurt, einige Tage später dann das ganze. Dies sind insgesamt 45 Kilometer, die zum Teil durch schwieriges Gelände führen.
 
«Um den 10. Dezember herum herrschten super Bedingungen», sagt er. Es kamen viele Wintersportler, sie kauften Abos und buchten Kurse. Langlaufen wird immer beliebter, wohl nicht zuletzt wegen Corona. Denn man braucht dazu nicht weit zu fahren, ist draussen an der frischen Luft und muss nur im Materialraum eine Maske tragen. Die Kurse mussten mehrmals verschoben werden und konnten gerade noch Ende Jahr durchgeführt werden. «Wir haben dazu mit Mühe den letzten Schnee rund ums Langlaufzentrum zusammengekratzt und präpariert», sagt Brunner. Mittlerweile sind aber alle Loipen geschlossen. Um wieder spuren zu können, braucht es 20 bis 30 Zentimeter Neuschnee, damit die Maschinen keine Schäden am Land verursachen. 
 
Bei Regen in die Halle
 
Immerhin jemand dürfte vom schlechten Wetter Ende Jahr profitiert haben: In der Seelandhalle Lyss, die seit Mitte Oktober offen hat, lief gerade die Altjahrswoche besonders gut, sagt der stellvertretende Eismeister Marcel Niederhauser. Bei schlechtem Wetter ziehe es die Schlittschuhläuferinnen eher in die Halle als auf eine Eisbahn im Freien. Aber auch sonst kämen tendenziell mehr Leute aufs Eis als in anderen Jahren. Und dies trotz 2G-Regel und Maskenpflicht.
 
Ebenso bei der Bieler Eisbahn Paradice, die seit dem 12. November offen ist. «Wir haben einen Riesenansturm», sagt Co-Organisator Raphael Benz. Besonders während der vorgezogenen Ferienwoche vor Weihnachten hätten sich viele Eltern mit ihren Kindern auf dem Eis getummelt. Ende Jahr musste die Paradice dann wegen des schlechten Wetters drei Tage schliessen. Dies ist laut Benz eine wesentliche Umsatzeinbusse, die sich aber durch die ansonsten grosse Nachfrage ausgleiche. Seit Silvester kämen wieder viele Schlittschuhläufer, der 2. Januar sei gar ein Spitzentag gewesen. Einzig die Gastronomie leide unter Corona, weil praktisch alle Geschäftsessen abgesagt werden.

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