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Kafipause

Das Leiden des «Bubelers» – mit Happy End für mich

Im persönlichen Blog berichten Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter, und BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern.

BT-Redaktionsleiter Parzival Meister
  • Dossier

Ich steige mit einem Geständnis ein: Ich bin ein «Bubeler». War ich schonimmer. Ich liebe es, Feuerchenzu machen. Und nein, es ist noch nie etwas in Flammen aufgegangen, das nicht hätte brennen sollen – ausser damals, als Jugendlicher, als ich meine Stirnfransen in Brand setzte; aber das ist eine andere Geschichte.

Nur ist es leider so, dass es in Mietwohnungen nicht so gerne gesehen, beziehungsweise gerochen wurde, wenn der Herr Meister auf dem Balkon seine Feuerschale in Betrieb nahm. Also verschenkte ich das Ding, an einen Kumpel mit Garten, der Glückliche. Dann, vor zwei Jahren, sollte es endlich soweit sein: Ich zog in eine Wohnung mit Garten. In einem Block zwar, aber eben, mit grossem Garten. Und als ich kurz nach dem Einzug draussen sass, in meine Lektüre versunken, stieg ein Geruch in meine Nase, der mich sofort aufspringen liess. Da macht jemand Feuer. Kein Gas- oder Elektrogrill, nein, richtiges Feuer. Und: Es war mein Nachbar, mein direkter Nachbar, im selben Block also, nur zehn Meter von meinem Garten entfernt.

Ich brauste in den Baumarkt. Zum Glück war Abendverkauf. Ich wollte eine Feuerschale. Sofort. Und eine gute Stunde später war ich also da, mit einer Feuerschale, Holz und Anzündwürfel, in meinem Garten und entfachte das Feuer. Mein Lächeln hätten Sie sehen sollen. Ich war der glücklichste Mann der Welt. Meine Freundin sah mein Lächeln ebenfalls, ich glaube aber, es hat ihr ein wenig Angst gemacht. Egal, ich hatte Feuer. Und was für eins. Mein Nachbar verzog sich schon lange nach drinnen, als ich euphorisch Holzstück nach Holzstück nachlegte.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Es waren die Nachbarn vom ersten Stock. Und nein, sie wollten sich nicht zu mir ans Feuer gesellen. Denn sie hatten keine Freude an meinem Feuer. So gar nicht. Und wie ich am nächsten Tag herausfinden sollte, die Verwaltung auch nicht. Wieso mein Feuer störender war als das Feuer des Nachbars? Ich fand nie eine schlüssige Antwort darauf. Doch es war, wie es war: Für mich war es wieder vorbei mit dem «bubele». Welch Herzschmerz!

Haben Sie nun etwas Mitleid mit mir? Nein? Müssen Sie auch nicht. Denn ich bin wieder umgezogen. In ein Haus. Mit viel Umschwung. Und wissen Sie, was mein Vorgänger mir hinterlassen hat? Nicht eine Feuerstelle, nicht zwei, nicht drei, nein, vier Feuerstellen. Und er hatte sichtlich Freude, zu hören, dass ich seit dem Einzug täglich Feuerchen mache. Hier haben sich zwei «Bubeler» im Herzen gefunden. Sichtlich weniger erfreut war hingegen das Mädchen vom Nachbarhaus, das mir nach meinem Einzug sagte – als ich gerade ein Feuer machte, notabene – es sei schon froh, nun wieder öfters das Fenster offenlassen zu können, denn mein Vorgänger habe wirklich jeden Abend ein Feuer gemacht. Dann sah sie mein Lächeln …

 

pmeister@bielertagblatt.ch

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