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St. Johannsen

«Das Mekka für Architekten»

Die einstige Abtei St. Johannsen verbindet Alt und Neu wie kaum ein anderes Denkmal und dient vielen Architekten als Vorbild. Am 8. und 9. September finden Führungen durch die Anstalt statt.

  • 1/7 Beton und Stein - Gegensätze im Benediktinerkloster St. Johannsen. © Adrian Streun
  • 2/7 Beton und Stein - Gegensätze im Benediktinerkloster St. Johannsen. © Adrian Streun
  • 3/7 Beton und Stein - Gegensätze im Benediktinerkloster St. Johannsen. © Adrian Streun
  • 4/7 Beton und Stein - Gegensätze im Benediktinerkloster St. Johannsen. © Adrian Streun
  • 5/7 Beton und Stein - Gegensätze im Benediktinerkloster St. Johannsen. © Adrian StreunBeton und Stein - Gegensätze im Benediktinerkloster St. Johannsen. © Adrian Streun
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  • 7/7 Beton und Stein - Gegensätze im Benediktinerkloster St. Johannsen. © Adrian Streun
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DANIEL STEFFEN


Alt und Neu, Stein und Beton. Das Massnahmenzentrumzentrum St. Johannsen in Gals passt offensichtlich perfekt zum Thema der diesjährigen «Europäischen Tage des Denkmals». Die alten Mauern der ehemaligen Benediktinerabtei, verbunden mit den neuen Betonwänden des Massnahmenzentrums, sind eine architektonische Leistung, die Experten von weit her anlockte. Die Architektur des heutigen Massnahmenzentrums erzählt eine Geschichte, die vom Beginn im Mittelalter bis zum heutigen Tag fest im Seeland verwurzelt ist und doch stets weit über seine Grenzen hinaus für Aufsehen sorgte.

«Global Player» im Seeland
Bereits zu ihrer Gründung um 1100 versprühte die damalige Benediktinerabtei St. Johannsen einen internationalen Hauch. Cuno von Fenis, der Bischof von Lausanne, gründete mit Mönchen aus St. Blasien im Schwarzwald die Abtei. Was wollte ein Bischof aus Lausanne mit Mönchen aus dem Schwarzwald im Seeland? «Er wollte international sein», sagt Daniel Gutscher, Leiter der Kantonsarchäologie Bern. So war auch der Bruder von Cuno von Fenis, seines Zeichens Bischof in Basel, hatte aber auch seine Finger beim Bau des Münsters in Zürich im Spiel. Die beiden Brüder waren «global player» des Mittelalters, wie Gutscher sagt; sie versuchten, ihre Macht auszubauen mit dem Zentrum, dem Hauskloster der Familie Fenis, im Seeland.

Die Probleme, auf die Cuno von Fenis stiess, waren trotz aller Internationalität typisch für das Seeland. Der Baugrund war im Sumpfgebiet und erschwerte den Bau des Klosters erheblich. War es für die Gründer und Bauer noch ein Fluch, ist es aus heutiger archäologischer Sicht ein Segen. Denn wegen dem sumpfigen Untergrund musste die Abtei immer wieder neu aufgebaut oder restauriert werden, was den heutigen Gegensatz zwischen Alt und Neu erst herbeiführte.

Bereits um 1400 wurde die romanische Klosterkirche abgerissen und in spätgotischen Formen wieder aufgebaut. Die spätgotische Kirche hatte aber nur etwas mehr als hundert Jahre Bestand, bevor die Abtei säkularisiert und anstelle der Abtei eine bernische Landvogtei eingerichtet wurde. Die Vögte brachen fast alles ab, oder bauten es neu. Doch die Arkaden des westlichen Kreuzgangs mauerten sie bloss ein. «Das war ein grosses Glück», sagt Gutscher. Denn wenn dieser Flügel nicht zugemauert worden wäre, würde er heute genau so wenig existieren wie die anderen Flügel. Der eingemauerte Arkadenbogen wurde wieder freigemacht und wurde im Zusammenspiel mit den neuen Betonmauern zu einem bedeutenden architektonischen Vorbild für Restaurationen. Selbst für den Laien wird ein interessantes Aufeinandertreffen von der alten Abtei und dem modernen Massnahmenzentrum sichtbar.

Verknüpfung von Neu und Alt
Die beiden Jura-Gewässerkorrekturen machten in den 1970er Jahren eine neuerliche Restauration nötig. Die Architekten Rausser und Clémençon führten diese Restauration dem Zeitgeist entsprechend durch. Sie respektierten das alte Original und beliessen dieses so authentisch wie möglich, bauten aber die neuen Mauern in modernen Formen und in offensichtlichem Widerspruch zum alten Teil des Kreuzgangs. «Jeder Laie kann so genau sehen, wo das Mittelalter anfängt und wo es aufhört», sagt Gutscher. Offensichtlich zogen die beiden Architekten denn auch eine Grenze zwischen den alten Steinmauern und dem neuen Beton und liessen dafür sogar jeweils einen kleinen Spalt zwischen Neu und Alt.

Diese Restauration war von grosser Bedeutung und lockte Architekten von weit her ins Seeland. «Es war ein Mekka für die Architekten», sagt Gutscher. So ist das heutige Massnahmenzentrum das Vorbild für bekannte Restaurationen geworden. Zum zweiten Mal nach Cuno von Fenis und den Schwarzwaldmönchen versprühte St. Johannsen also einen Hauch von Internationalität.
 

Besuchstage in der ehemaligen Abtei
  • Im Rahmen der «Europäischen Tage des Denkmals» zum Thema «Stein und Beton» lädt der Kanton Bern zu Führungen durch die einstige Abtei ein
  • Am 8. und 9. September findet ab 10 Uhr stündlich (oder bei grossem Andrang halbstündlich) eine Führung statt
  • Der Hanseladen des Massnahmenzentrums ist für dieses Wochenende geöffnet
  • In einer Tonbildschau wird das Massnahmenzentrum bei einem kleinen Imbiss vorgestellt
  • Der Parcours ist vom Regen geschützt



 

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