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Wahlen Lyss

Das sind die jüngsten Neugewählten

Der Grosse Gemeinderat Lyss wird jünger: Vier der zehn frisch gewählten Mitglieder sind unter 30 Jahre alt. Manche haben schon konkrete Ideen, wofür sie sich einsetzen wollen.

  • 1/4 Roland Bangerter, 1994, 
SVP. Bild: ZVG
  • 2/4 Jan Büchler, 2001
, Die Mitte. Bild: ZVG
  • 3/4 Stefanie Schwaar, 1992, 
SP.  Bild: ZVG
  • 4/4 Luana Wüthrich, 1998, 
«Grüen hinger de Ohre». Bild: MAK
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Sarah Grandjean
 
Das Lysser Parlament wird jünger und weiblicher. Sitzen aktuell noch zwölf Frauen im Grossen Gemeinderat (GGR), so werden es ab Anfang nächsten Jahres deren 15 sein. Damit steigt der Frauenanteil auf 37,5 Prozent. Momentan ist das Lysser Parlament durchschnittlich 51 Jahre alt, in der nächsten Legislatur wird es vier Jahre jünger sein.
 
Das jüngste zukünftige GGR-Mitglied ist Jan Büchler der Partei Die Mitte. Dessen Wahl habe überrascht und freue ihn sehr, sagt Mitte-Fraktionspräsident Ulrich Spring. «Jan Büchler war sehr engagiert und hat einen tollen privaten Wahlkampf gemacht.» Spring ist überzeugt: Junge Mitglieder tun jeder Fraktion gut.
 
«Ich war überwältigt»
 
Büchler ist die Freude am Telefon anzuhören. «Ich war sehr, sehr überrascht», sagt der 20-jährige Zugbegleiter, der sich in diesem Jahr zum ersten Mal für die Wahlen hat aufstellen lassen. Er war vorgestern Nachmittag im Weissen Kreuz, um die Resultatverkündung mitzuverfolgen. Er habe nicht damit gerechnet, gewählt zu werden, umso mehr, als er gehört habe, dass Die Mitte einen Sitz einbüssen musste. «Als dann mein Name auf der Folie erschien, war ich überwältigt.»
 
Während des Wahlkampfs sei er viel unterwegs gewesen. «Ich habe gedacht: Wenn ich schon kandidiere, dann richtig», so Büchler. Er sei bei den Bahnhöfen in Lyss und Busswil gewesen, habe bei den Leuten geklingelt und Wahlunterlagen verteilt. Seine Wahl führt er auch darauf zurück, dass er Mitglied beim Fussballverein ist und daher ein gutes Netzwerk hat. 
 
Vor der Arbeit im Parlament habe er Respekt. Er wolle von den Kollegen lernen, die schon länger dabei sind, damit er sich später selbst bestmöglich einbringen könne. Konkret möchte er sich dafür starkmachen, dass die Lysser Vereine Unterstützung von der Gemeinde erhalten. Er findet, dass diese in letzter Zeit zu kurz gekommen sind. Dass es nebst ihm noch weitere Junge in den bisher tendenziell älteren, männlichen GGR geschafft haben, findet er sehr gut. Er hofft auf frische Ideen und hat selbst auch schon welche. So wünscht er sich zum Beispiel einen Platz für Jugendliche in Lyss. Für Kinder gebe es schliesslich auch Spielplätze, für Jugendliche hingegen fehle ein solches Angebot. Deshalb würden sie sich etwa bei den Schulhäusern treffen, woran die Anwohner und Anwohnerinnen nicht unbedingt Freude haben.
 
Bewusst auf Junge gesetzt
 
Die zweitjüngste Gewählte ist die 23-jährige Luana Wüthrich von der Gruppe «Grüen hinger de Ohre» (das BT berichtete). Sie sagte vor den Wahlen, sie kandidiere primär deshalb, weil sie sich mehr Frauen in der Politik wünsche. Sie habe sich durch ihre Arbeit als Pflegefachfrau, für die es ihrer Meinung nach an Anerkennung fehlt, für Politik zu interessieren begonnen. Sie findet etwa, dass sich an der Verkehrssituation im Lysser Zentrum etwas ändern sollte. Sie als Fussgängerin warte manchmal Ewigkeiten, bis sie die Strasse überqueren könne.
 
Von der SVP wurde der 27-jährige Roland Bangerter gewählt. Die SVP habe bewusst auf Junge gesetzt, sagt Fraktionspräsident Martin Eggli. Bangerter sei politisch unerfahren, «ohne jegliche Vorbelastung».
 
Roland Bangerter sagt, er habe sich sehr gefreut, als er das Resultat erfahren habe. Auch er hat sich zum ersten Mal für die Wahlen aufstellen lassen und es auf Anhieb ins Parlament geschafft. Für ihn ist klar: In der Gemeinde, in der man wohne, solle man sich engagieren. Auch die Jungen sollten sich politisch einsetzen, «anstatt die Faust im Sack zu machen». Wofür er sich konkret einsetzen möchte, kann er allerdings nicht sagen. Das müsse man zuerst parteiintern besprechen.
 
Bei der SP überraschte die Wahl der 29-jährigen Stefanie Schwaar. «Umso schöner, dass es geklappt hat», sagt Fraktionspräsidentin Katrin Meister. Dass Schwaar gewählt wurde, liege vielleicht teilweise daran, dass sie eine junge Frau ist. Wohl aber auch daran, dass sie in den Vereinen, besonders im Handballverein, gut vernetzt ist. Stefanie Schwaar war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
 
Drei Männer abgewählt
 
Zusammen mit den bisherigen Parlamentsmitgliedern Oriana Pardini (SP), Nitharshini Ratnasingam (SP) und Dominik Dummermuth (SVP) werden im nächsten Jahr sieben unter-30-jährige Frauen und Männer im GGR mitreden.
 
Abgewählt wurden drei über-50-jährige Männer, die allesamt noch nicht lange im Parlament sitzen: Adrian Ackermann (EVP) war seit April 2019 dabei, Peter Weibel (SVP) seit Januar 2020 und Willy Bangerter (SVP) seit Oktober 2019.
 
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Jürg Michel: Das trifft mich
 
Jürg Michel (SVP) ist der einzige bisherige Gemeinderat, der abgewählt wurde. Sein Parteikollege Patrick Häni, der zudem für das Präsidium kandidiert hat, wird seinen Platz einnehmen. Man habe mit diesem Resultat rechnen müssen, waren doch beide Kandidaten auf der SVP-Liste kumuliert, sagt Michel. Es sei bestimmt gut so: «Patrick Häni ist ein Top-Gemeinderat.» Zu verlieren sei Teil des Spiels, und trotzdem: «Das trifft mich.» Dass Häni mehr Stimmen geholt hat als er selbst, führt Michel teilweise auf dessen Kandidatur für das Präsidium zurück. Damit sei er ein bekanntes Gesicht in der Gemeinde geworden. Häni sei aber auch ein geeigneter Kandidat gewesen. Für Michel kam es nie infrage, selbst für das Amt des Gemeindepräsidenten zu kandidieren. «Ich habe immer für das Dorf gearbeitet und nicht für meine persönliche Karriere», sagt er. Das Präsidium sei eine Riesenaufgabe, die er sich nicht aufbürden wollte. Nun bleiben Michel noch drei Monate im Gemeinderat. Er werde seine Arbeit bis zum letzten Tag weiterführen wie bisher, so Michel. Er hat nebst dem Gemeinderat auch für das Parlament kandidiert und die Wahl geschafft. Ob er das Amt annehmen wird, ist aber noch offen. Das werde er in den nächsten Tagen entscheiden. Wenn nicht, wird der Kandidat mit den meisten Stimmen nachrutschen. Das ist Roman Sütterlin.  sg

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