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Kafipause

Das Trampolin und die Steinmauer

Im persönlichen Blog berichten Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter und BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch abwechslungsweise 
wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern.

Parzival Meister, Redaktionsleiter und stv. Chefredaktor
  • Dossier

Parzival (Bau)Meister

Es ist geschafft: Das Trampolin in unserem Garten steht und die Kinder hüpfen und hüpfen, als wären sie kleine Kängurus.

Sie denken sich jetzt sicher: Schreibt der Meister tatsächlich über ein Trampolin im Garten? Ist ihm das eine Kolumne wert? Und Sie haben natürlich recht. Früher, in meiner Jugend, ja, da wäre ein Trampolin im eigenen Garten noch etwas Besonderes gewesen. Heutzutage ist es eher speziell, wenn man vor einem Haus, in dem Kinder wohnen, kein Trampolin sieht. Es versteht sich denn auch von selbst, dass diese Dinger eigentlich nicht besonders kompliziert sind im Aufbau – Massenware halt. Trotzdem benötigten wir für das Errichten des Trampolins fast acht Stunden Arbeit. Wieso das denn? Eben, das ist die Geschichte.

Wir haben unser Trampolin nicht neu gekauft. Der Sohn meiner Partnerin hatte dieses schon vor zig Jahren geschenkt bekommen. Er hatte es bei seinem Vater aufgestellt, dort war aber kein Platz mehr dafür. Wir zügelten es zu uns, damals in die Mietwohnung, hatten aber auch nicht wirklich den nötigen Gartenplatz dafür. Nun sind wir in unserem Eigenheim, haben genügend Umschwung und deshalb letztes Wochenende entschieden: Stellen wir das Ding endlich auf. Also habe ich die Kinder am Sonntagmorgen im Garten versammelt. Die dachten, wie ich, das werde ein «churzer Chut», und stellten sich auf baldiges Hüpfen ein.

Wie erwähnt, habe ich das Trampolin zuvor nur in seinen Einzelteilen gesehen. Ich wusste nur, dass es «huere gross» sei. Und hatte den optimistischen Gedanken: Wird schon passen. Dann steckten wir das Gerüst zusammen und ich sah: Mist, das Ding ist ja wirklich «huere gross». Aus «wird schon passen» wurde «passt eindeutig nicht». Und fast schon hätte ich resigniert, für einen kurzen Augenblick war ich wieder der Mieter, der ja nicht zu viel im Garten verändern will, da der Vermieter Veränderungen nur erlaubt, wenn diese am Ende wieder rückgängig gemacht werden. Aber eben, nur für einen kurzen Augenblick. Dann lächelte ich. Denn es ist schon geil, Häuslebesitzer zu sein. Wir holten Heckenschere, Pickel und Schaufel. Das Ziel: Hecken zurückschneiden, Trockensteinmauer abbauen und den Hang abgraben. Die hüpffreudigen Kinder schauten zuerst etwas verdutzt drein. Doch kaum begonnen, waren sie im Element – auch wenn die einen lieber Würmer sammelten, als Erde zu schaufeln. Bald einmal kam die helfende Hand ihres Grossvaters dazu und knappe acht Stunden später war das Trampolin installiert.

Es war ein schöner Sonntag. Und wir alle waren ein wenig stolz auf uns. Bereits wurden Pläne für den weiteren Umbau des Gartens geschmiedet. Meine Mutter kündigte mir an, dass sie ihren Enkeln zu Ostern einen Spielturm schenken wolle. Mit Rutschbahn, Rittigampfi und so. «Aber dieses Mal misst du vorher aus», klönte mein Rücken.

pmeister@bielertagblatt.ch

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