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«Das war ein Schock für uns»

Die Lysser Gärtnerei Immergrün verliert ihren grössten Auftrag: Künftig wird die Gemeinde Lyss den Friedhof selber bewirtschaften. Mit der Arbeit der Gärtnerei selbst habe das nichts zu tun, bekräftigt die Gemeinde. Es geht ums Sparen.

Symbolbild: Keystone

Simone Lippuner

Das neue Jahr startet für die Gärtnerei Immergrün in Lyss wenig erfreulich. Schuld daran ist nicht etwa Corona, wie dies derzeit bei vielen Betrieben der Fall ist. Es ist ein Strategiewechsel der Gemeinde Lyss, der die Lysser Firma ins Straucheln bringt: Weil Lyss den Friedhofsunterhalt ab dem nächsten Jahr selber übernimmt, verliert die Gärtnerei ihren grössten Auftrag.

«Für uns war diese Nachricht ein Schock», sagt Geschäftsinhaber Peter Meyer. Die Gemeinde Lyss ist für den Betrieb mit 16 Mitarbeitenden der wichtigste Auftraggeber. Die Unterhalts-, Pflege- und Bestattungsarbeiten auf den Friedhöfen Lyss und Busswil bringt der Gärtnerei Immergrün rund 250 000 Franken jährlich ein.

 

Stellen streichen

Eine Viertelmillion Franken weniger: unmöglich, dies ohne Stellenabbau zu kompensieren, sagt Peter Meyer. «Ich rechne damit, dass ich eine bis zwei Personen entlassen muss.» Meyer ist zwar nicht wütend, wie er sagt, aber enttäuscht und auch überrascht. In vier Jahren habe sein Betrieb 350 Bestattungen begleitet. Immer seien sowohl die Gemeinde wie auch die betroffenen Lysserinnen und Lysser zufrieden gewesen. «In vier Jahren haben wir genau vier Reklamationen erhalten», so Meyer.

Die Gärtnerei Immergrün hat das Mandat der Gemeinde Lyss zur Friedhofsbewirtschaftung 2017 für vier Jahre übernommen. Dass Immergrün damals als neuer Player und ohne Erfahrung im Bestattungswesen im öffentlichen Ausschreibungsverfahren den Zuschlag erhalten hat, sorgte für Unmut: Weder der damalige Auftragnehmer, die Emmentaler Firma Lobsiger Gartenbau, noch die Lysser Gerber Gartenbau AG, welche sich ebenfalls beworben hatte, machten das Rennen. Gerber führte die Friedhofsarbeiten vor Lobsiger während über 80 Jahren aus. Doch Immergrün GmbH machte der Gemeinde das beste Angebot.

Ohne Strategiewechsel der Gemeinde hätte die Ausschreibung im vergangenen Herbst neu erfolgen sollen. «Natürlich hätte ich den Auftrag auch auf diesem Weg wieder verlieren können», räumt Peter Meyer ein. Aber damit habe man aufgrund der grossen Zufriedenheit nicht gerechnet. Der Friedhofsunterhalt sei ein «heikles Feld», man habe es mit trauernden Menschen zu tun, «da muss jedes noch so kleine Detail stimmen».

Auf der Gemeinde Lyss ist man sich der Konsequenzen bewusst, welche dieser Strategiewechsel mit sich bringt. Auch sei man mit den Leistungen der Gärtnerei Immergrün stets zufrieden gewesen, betont Diana Manova, Bereichsleiterin öffentliche Sicherheit. «Damit hat unser Entscheid rein gar nichts zu tun.»

Wie so oft geht es ums Sparen. Sowohl die Maschinen wie die Kompetenzen seien im Lysser Werkhof vorhanden, sagt Manova. Man wolle nun Synergien nutzen. «Ob und wie viele neue Mitarbeitende eingestellt und welche Maschinen angeschafft werden müssen, werden wir nun evaluieren.» Unter dem Strich werde Lyss mit der neuen Lösung sicherlich weniger Geld für die Friedhofsbewirtschaftung ausgeben – genau beziffern lasse sich dies jedoch noch nicht.

 

Auf neue Aufträge hoffen

Auf die Idee eines Strategiewechsels sei man eher zufällig gekommen, sagt Diana Manova. Und zwar, als die neuerliche Ausschreibung anstand. «Wir hätten die Ausschreibungsunterlagen umfangreich überarbeiten und neue Pläne erstellen lassen müssen, was weitere Kosten bedeutet hätte», führt Manova aus. Das gesamte Prozedere sei administrativ aufwendig und wiederhole sich alle vier Jahre. «Da fragten wir uns, wieso wir das Ganze nicht einfach selber übernehmen.»

Im laufenden Jahr baut die Gemeinde den Bereich nun neu auf. Damit eine reibungslose Übergabe stattfinden kann, behält die Gärtnerei Immergrün den Auftrag noch bis Ende 2021. «Wir hoffen, dass wir danach neue, kleinere Aufträge der Gemeinde Lyss erhalten», sagt Peter Meyer von der Gärtnerei Immergrün. Für diese sei sein Betrieb bisher wegen des Friedhofmandats nicht berücksichtigt worden.

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