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Pieterlen

Dem Schlössli fehlt es an Senioren

Das Altersheim in Pieterlen macht schwere Zeiten durch: Aufgrund der tiefen Belegung müssen Stellen abgebaut werden. Ausserdem wird der Neubau kleiner als ursprünglich geplant.

Der Neubau des Schlössli Pieterlen erhält ein Geschoss weniger als ursprünglich angedacht. Visualisierung: zvg

Carmen Stalder

Das Altersheim Schlössli Pieterlen verfügt aktuell über 124 Betten. Davon sind allerdings nur 80 bis 85 belegt. Das ist nicht etwa eine Ausnahmesituation, sondern seit Monaten der Dauerzustand. Gründe für die sinkende Nachfrage nach Heimplätzen gibt es gemäss gestern verschickter Mitteilung mehrere: Alternative Angebote wie eine pflegerische Betreuung zu Hause oder ein betreutes Wohnen erscheinen vielen Seniorinnen und Senioren attraktiver als ein Heimeintritt. Folglich kommen sie erst ins Schlössli, wenn sie hochbetagt oder schwer krank sind. Entsprechend haben sie dann eine viel kürzere Aufenthaltsdauer als früher. Laut Brigitte Sidler, Präsidentin des Stiftungsrates vom Schlössli Pieterlen, kommt hinzu, dass in der Umgebung zusätzliche Plätze geschaffen worden sind, so etwa im neugebauten Altersheim in Orpund. Das verschärft die Konkurrenzsituation weiter.

Das Coronavirus hat die Situation zugespitzt: Besuchsverbote, strenge Quarantäneregeln und penible Hygienemassnahmen haben die Attraktivität der Heime sinken lassen. All diese Faktoren haben dazu geführt, dass die Anzahl der Bewohnenden im Schlössli im vergangenen Jahr stark zurückgegangen ist. Wie es in einer gestern verschickten Mitteilung heisst, hat der Stiftungsrat nun die Konsequenzen gezogen – und einen Stellenabbau eingeleitet. «Wir haben zu hohe Personalbestände, das ist finanziell nicht länger tragbar», sagt Sidler.

Gespräche sind im Gange

Wie viele Personen effektiv eine Kündigung erhalten, ist offen. Die Gespräche seien im Moment am Laufen und sollen Ende Monat abgeschlossen sein, so die Stiftungsratspräsidentin. Ein Teil der wegfallenden Stellen soll durch Pensionierungen und eigenständige Kündigungen aufgefangen werden. Auch die Möglichkeit eines verringerten Arbeitspensums wird in den Mitarbeitergesprächen thematisiert.

Sie wolle zudem Geschäftsführer Thomas Trösch ein Kränzchen winden, sagt Sidler: Er habe sich stark für Anschlusslösungen engagiert und dadurch etliche Stellenprozente weitervermittelt. Man habe Rücksicht auf familiäre Verhältnisse genommen und nach möglichst humanen Lösungen gesucht, versichert Sidler. «Aber klar: Es ist eine schwierige Situation. Für die Betroffenen tut es uns leid, aber die Situation erfordert diese Massnahmen.»

Nur noch 80 Betten

Die schlechte Auslastung wirkt sich nicht nur auf die Anzahl Mitarbeitende aus, sondern auch auf das 2019 aufgegleiste Neubauprojekt. Damals wurde bekannt, dass der in die Jahre gekommene Bau abgerissen und einem Neubau weichen wird. Allerdings war damals noch die Rede von einer Bettenreduktion von 124 auf 108. (das BT berichtete). Diese Zahl wurde nun abermals nach unten korrigiert: Aktuell sieht das Projekt nur noch 80 Betten vor. Nach der zweiten Coronawelle habe man gehofft, dass die Belegung bald wieder steige, sagt Sidler. Doch dem war nicht so. Ende Mai sei deshalb eine zweite Reduktion beschlossen worden.

Der Neubau wird um ein Geschoss verkleinert, und auch die ursprünglich geplante Tiefgarage fällt weg. Die Baukosten können durch die Anpassungen gesenkt werden, sagt Sidler. Um wie viel, behält sie jedoch für sich – mit Verweis auf den Kostenvoranschlag für das Gesamtprojekt, der Ende Oktober vorliegen soll. Mit der Baueingabe rechnet sie im kommenden Jahr. Und in den Neubau einziehen können die Bewohnerinnen und Bewohner voraussichtlich zwischen Sommer 2024 und Frühling 2025.

Unabhängig von all diesen Veränderungen gibt es im Herbst einen Wechsel in der Geschäftsführung des Schlössli: Thomas Trösch hat nach elf Jahren auf Ende September gekündigt. Diese Entscheidung sei ihm schwergefallen, sagt der 59-Jährige. «Ich habe mich entschieden, die Chance zu nützen, noch einmal etwas ganz anderes zu machen.» Künftig werde er nicht mehr in einer Pflegeinstitution tätig sein. In seine Fussstapfen tritt Markus Greuter. Er wohnt mit seiner Familie in Aarberg und hat langjährige Erfahrungen als Heimleiter.

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