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Jubiläum

Der Älteste war so alt wie der Verband selbst

Zum 100-Jahre-Jubiläum haben sich Delegationen und Gäste des Verbandes Bernischer Schützenveteranen getroffen. Neben vielen schönen Erinnerungen gab auch das neue Waffenrecht zu reden.

Ernst Affolter, Seeländer Schützenveteranen-Präsident (links), stösst mit Kantonalpräsident Franz Huber (Mitte) und SVP-Ständerat Werner Salzmann an. Bild: Markus Dähler

Markus Dähler

Der Verband Bernischer Schützenveteranen beeindruckt: 4499 Veteraninnen und Veteranen zählte die Statistik der Berner Jubilare zu Beginn des hundertsten Verbandsjahres. Sie bilden mit einem Viertel des gesamten Bestandes der Schützenveteranen schweizweit das stärkste Standbein des nationalen Dachverbandes. Voraussetzung für die Verbandsmitgliedschaft ist der 60. Geburtstag als aktive Schützin oder Schütze. Davon sind wiederum 1178 mindestens 80-jährig und damit Ehrenveteranen. Ihnen allen zur Ehre haben die Seeländer Vorstandsmitglie-der Renate Gerber, Fritz Junker und Ernst Affolter mit Charles Liechtli aus dem Berner Jura unter der Leitung von Kantonalpräsident Franz Huber ein würdiges Fest organisiert. Die Lysser Schützenstube im Winigraben bot den festlichen Rahmen.

100-jähriger Ehrenveteran

Dante Cassina aus Mörigen, der älteste Seeländer Ehrenveteran, ist gar im Gründungsjahr geboren. Der gebürtige Solothurner hat noch vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges den Jungschützenkurs absolviert und ist eine Woche nach dem Staatsexamen als Apotheker in die Rekrutenschule eingerückt. Der Armee hat er als Oberleutnant und dem Schiesswesen lange Jahre als kantonaler Schiessoffizier gedient.

«Ich kenne in der ganzen Schweiz Schützenhäuser und habe unzählige Schützenfeste und Wettkämpfe über 300 Meter und zusammen mit meiner Frau auch als Combat-Schütze mit der Pistole absolviert», sagte der Jubilar. Seit zehn Jahren muss er allein leben und hat die Lust am aktiven Schiessen verloren. Die Sammlung mit mehr als 100 Gewehren ist verkauft und verschenkt. Geblieben sind unzählige Schiessbüchlein.

«Der Jugend zum Vorbild»

Die Kameradschaft und Geselligkeit schätzt auch Martin Flückiger aus Merzligen als jüngstes Ehrenmitglied des Verbandes. Der ehemalige Veteranenobmann im Seeland hat viele Jahre den Juve-Cup betreut. Hier messen sich Jungschützen und Veteranen aus der ganzen Schweiz mit dem Final als Höhepunkt. Das Verbandsmotto «Uns zur Freude, der Jugend zum Vorbild» werde hier vorbildlich umgesetzt, sagt Flückiger und schiebt nach: «Es hat mich immer wieder beeindruckt, wie die Jugend mit Engagement und grossem Interesse an diesem gemeinsamen Wettkampf teilgenommen hat». Nicht alle Schützinnen und Schützen stammen aus schiesssportbegeisterten Familien mit grosszügigen Grosseltern. Aber jeder findet im Schützenhaus unter den Veteraninnen und Veteranen einen treuen Förderer. Die Bedeutung des Schiesssports wissen auch die Politiker zu schätzen. Beim Jubiläum im Winigraben ehrte Statthalterin Franziska Steck den Verband mit ihrem Besuch.

Bitte an den Chefpolizisten

Regierungsrat Philippe Müller, Vorsteher der kantonalen Sicherheitsdirektion, lobte die Schützen als vorbildliche Stützen des Milizsystems. Und Ständerat Werner Salzmann, ehemaliger Berner Schiesssportpräsident und designierter Präsident der sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates, mahnte zur Wachsamkeit. Insbesondere bat Salzmann seinen Vorredner als «obersten Berner Polizisten», er möge doch das neue Waffenrecht massvoll umsetzen.

Bekannt sind auch im Seeland Anzeigen gegen Schützen, welche mit dem Gewehr eines Nachbarn unterwegs ins Schützenhaus waren. Und das Reisen mit dem Karabiner mit der Bahn ans Schützenfest, wie dies die Veteranen in ihrer Jugend noch unbeschwert praktizierten, sei heute undenkbar. Salzmann will sich auch politisch dafür einsetzen, dass weiterhin für den Schiesssport in der Schweiz geeignete und qualitativ hochstehende Munition produziert werden kann.

Verbandspräsident und Alt-Grossrat Franz Huber, Kirchberg, hat eine schmucke Jubiläumsschrift zusammengestellt, welche beim Jubiläumsakt übergeben und gewürdigt wurde. Neben statistischem Material und der Verbandschronik seit der Gründung am 16. Mai 1921 dokumentiert diese auch die Entwicklung des Schiesssports. Haben die ersten Veteranen noch mit dem Langgewehr geschossen, so sind heute eine Vielzahl von Sportgeräten mit hochentwickelten Dioptervisieren gestattet. Und zum Jahreswechsel dürfen die Karabinerschützen gar Zweibeinstützen montieren.

Geblieben ist das Traditionsbewusstsein der Festgemeinde beim Abspielen des Berner Marsches. Im Winigraben erhoben sie sich alle mit glänzenden Augen beim Einmarsch der Fahnen – ein ergreifender Augenblick in der 100-jährigen Verbandsgeschichte.

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