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Kappelen

Der Anfang einer langen Reise

Beatrice und Beat Schranz reisen mit ihren Fahrrädern durch Nordamerika. Nach über 6000 zurückgelegten Kilometern haben sie so manche Höhe- und Tiefpunkte erlebt.

Zwischenstation San Francisco: Hier konnten Beatrice und Beat Schranz in einem Barack-Obama-Wahlkampfbüro dessen Wiederwahl als US-Präsi-dent hautnah miterleben. BIld: zvg

KEVIN HEGG

Es ist keine Entscheidung, die Hals über Kopf gefällt werden kann. «Unser Vorhaben reifte über fast drei Jahre», sagt Beatrice Schranz. Die gemeinsame Tochter stand langsam aber sicher auf eigenen Beinen, und zusammen mit ihrem Mann, Beat Schranz, suchte sie eine neue Herausforderung. Seit Jahren sind die beiden begeisterte Velo-Fans. Ihre Touren führten sie durch die verschiedensten Länder in Europa. Durch Portugal, Spanien und Italien sind sie bereits geradelt. Aber den Schritt über den grossen Teich haben die beiden noch nicht gewagt.

Ende Mai vor knapp einem Jahr ging das Abenteuer dann los. «Es war ein tränenreicher Abschied von unseren Liebsten», sagt Beat Schranz. Sack und Pack war verstaut. Mit dem Flugzeug ging es nach Kanada, genauer gesagt nach Calgary. «Der Empfang in Kanada war alles andere als freundlich», sagt er. Über mehrere Wochen regnete es beinahe ununterbrochen. Hinzu sei die Umstellung vom behüteten Leben in der Schweiz zu einem Nomadenleben in einem fremden Land gekommen, sagt er. Bereits nach ein paar Wochen hätten sie ans Aufgeben gedacht.

 

Eine wunderbare Begegnung

Über Banff und Jasper ging es dann aber doch weiter in Richtung Prince George, der grössten Stadt der kanadischen Provinz British Columbia. In einem Waldabschnitt zwischen Prince George und McBride schlugen Schranzes ihr Zelt auf. Aus Sicherheitsgründen lagen die Kochstelle und die provisorische Küche rund 100 Meter weit auseinander. «Plötzlich erblickte ich einen Bären», sagt Beatrice Schranz. Zwar sahen die beiden auf ihrer Reise viele Bären - aber nie kam ihnen einer so nahe. Der Bär verschwand vorerst im Wald. «Es dauerte einen Moment, bis ich mich beruhigt hatte», so Beatrice Schranz.

Nach dem Essen wollten die beiden die Abendstimmung geniessen. Doch der Bär tauchte erneut auf. Aber auch dieses Mal schien er es nicht auf die beiden Seeländer abgesehen zu haben. «Er warf uns nur einen verdutzten Blick zu und ass Beeren von einem Strauch», sagt Beat Schranz und ergänzt: «Es war eine wunderbare Begegnung.»

Seit fast 25 Jahren sind Beatrice und Beat Schranz verheiratet. Er kommt ursprünglich aus Bern-Bethlehem, sie ist Lysserin. Wenn sie nicht gerade auf Weltreise sind, wohnen die beiden in Kappelen. Beide sind begeisterte Segler. So seien sie es sich gewohnt, dass der Wind nicht immer ganz so wolle, wie man sich das wünsche. Trotzdem sagt Beat Schranz: «Der Wind ist eine tolle Erfindung.» Mit Rückenwind pedalten sie schnell viele Kilometer ab. «Dann kommt so etwas wie ein Easy-Rider-Gefühl auf», beschreibt Schranz.

 

Zu Gast bei Schönbächlers

Nach Überzeugungsarbeit ihrer Tochter und eines anderen Schweizer Reisenden in Kanada machten die beiden auch einen Zwischenhalt in Rosswood bei der bekannten Bieler Auswandererfamilie Schönbächler. Drei Tage blieben sie auf dem Anwesen von Christine und Hermann Schönbächler. «Es war ein tolles Erlebnis», sagt Beat Schranz.

An einem Tag gingen sie gemeinsam mit Hermann Schönbächler fischen. Schon der Weg zum Bach sei für sie eine Herausforderung gewesen. «Für Hermann war es ein lockerer Sonntagsspaziergang», so Schranz. Am nächsten Tag feierten die beiden Kappeler den Geburtstag von Hermann Schönbächler. Zum Nachtessen gab es Bärenhamme. Zur Unterhaltung der zahlreichen Gäste spielte eine Band. Am Lagerfeuer endete das Fest um Mitternacht.

 

Hautnah mit dabei

Der amerikanischen Westküste entlang ging die Reise dann weiter bis nach San Francisco, wo Beatrice und Beat Schranz die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama in einem offiziellen Obama-Wahlkampfbüro miterleben durften. «Das war ein unvergessliches Erlebnis», erinnert sich Beatrice Schranz. Wildfremde Menschen seien ihnen bei der Verkündung des Resultats um den Hals gefallen.

Zuletzt waren die beiden Seeländer in San Diego. Ende des Monats reisen sie mit dem Zug nach San Antonio. Weiter geht es dann nach Miami, Key West und Orlando. Von dort aus fliegen sie schliesslich in die Schweiz zurück. «Aber das war nur der Anfang der Reise», so Beat Schranz. Schon bald wollen die beiden wieder los. «Wir wollen in den nächsten fünf Jahren noch durch Australien, Neuseeland, Mexico und Kuba fahren», sagt er.

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