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Wahlserie

Der Herausforderer

Der 34-jährige Anwalt Manfred Bühler (SVP) will Regierungsrat werden. Die Wahl ist in Wahrheit ein Duell zwischen ihm und seinem Kontrahenten aus dem Berner Jura.

Der SVP-Regierungsratskandidat Manfred Bühler fährt im Wahlkampf mit seinem Bus durch den ganzen Kanton. Das soll ihm genügend Stimmen bringen. Bild: Anita Vozza

Deborah Balmer

Beschwingten Schrittes kommt Manfred Bühler auf einen zu und streckt die Hand zum Gruss aus. Jung, dynamisch und gut gebildet sei er – sagen jene, die es gut meinen mit ihm. Als etwas farblos und unsichtbar betiteln ihn die, die ihm weniger gut gesinnt sind. Der 34-jährige Bernjurassier Manfred Bühler hat zu beiden Beschreibungen eine Antwort bereit. «Ja», sagt er, «ich vertrete eine jüngere Generation, bin sportlich und vital.» Und genau deshalb würde er neuen Wind in den Regierungsrat bringen. Und farblos? Es stimme vielleicht, dass er in seinen bald vier Jahren als Grossrat in Bern nicht besonders aufgefallen sei. «Ich bin halt nicht der grosse ‹Polteri›.» Lieber sorge er im Hintergrund dafür, dass Geschäfte ins Rollen kommen.

Sparen in der Direktion

Der Grossrat aus Cortébert soll neben dem bisherigen Regierungsrat Christoph Neuhaus einen zweiten Sitz für die SVP im Regierungsrat machen – und so die rot-grüne Mehrheit kippen. Es gebe heute zu viel «Reibungsverlust» zwischen dem klar bürgerlichen Grossen Rat und dem linken Regierungsrat, sagt Bühler. Ob ihm das gelingen wird? Welche besseren Inhalte und Argumente hat die SVP als die Linke? «Bei den Kantonsfinanzen», antwortet Bühler, da gebe es noch Sparmöglichkeiten. Konkret in den Verwaltungen selber. Als Regierungsrat würde er jedenfalls in einer der ersten Amtshandlungen prüfen, wo sich in «seiner Direktion» noch sparen liesse. Sagts, um dann ganz genügsam zu ergänzen, dass er betreffend der Direktion als Neuer keine Präferenzen hätte. «Ich nehme, was kommt.»

15 Jahre in der Politik

Bühler bringt 15 Jahre politische Erfahrung mit. 13 Jahre davon war er Gemeinderat in Cortébert. Bereits als 19-Jähriger ist er in die Politik eingetreten. Gut möglich, dass ihn die Tatsache dazu brachte, dass er schneller als andere erwachsen werden musste. Als er ein zehnjähriger Junge war, ereilte die Familie ein tragisches Schicksal. Der Vater starb bei einem Arbeitsunfall im Wald. Von da an galt es für ihn und seinen Bruder, auf dem elterlichen Hof mitzuhelfen. Bühler erinnert sich, wie er Kühe melkte und den Stall ausmistete. Bauer ist er dennoch nicht geworden – aber es sei naheliegend gewesen, dass er in die SVP eintrat, sagt er. Später studierte er an der Uni Bern Rechtswissenschaften und heute führt er in Biel eine Anwaltskanzlei.

Seine politische Haltung zeigt sich etwa im Vorfeld der Masseneinwanderungsinitiative. Nur mit einem Ja könne man die Interessen der Schweiz schützen, betont er und kritisiert den hohen Anteil an Ausländern bei den Sozialhilfebezügern. Bühler sitzt in seinem Büro. Seine Antworten kommen schnell, manchmal bevor die Frage ganz zu Ende gestellt ist. Und sie klingen so, als habe er sie schon mehrmals gegeben. Auch wenn er nicht Hemd und Krawatte tragen würde – er wirkt älter als ein 34-Jähriger.

Motorradfahren und Joggen

Bühler, der als seine Hobbys Motorradfahren und Joggen angibt, wurde im Vorfeld der Jura-Abstimmung stark kritisiert. Das, weil er auf einem Foto vor einem Anti-Jura-Plakat posierte, auf dem der Kanton Jura als mafiös bezeichnet wurde. Ein Statement, das nicht zu einem möglichen Regierungsrat passen will. Bühler wiegelt ab: «Ich habe eine persönliche Kampagne für das ‹Nein› geführt.» Vor dem Plakat sei er nicht als Regierungsratskandidat gestanden. Sondern als Sekretär der SVP Berner Jura. Er glaubt nicht, dass ihm das geschadet hat.

Sogar aus Moutier rechnet er irgendwie noch mit Unterstützung: Immerhin hätten 45 Prozent der Einwohner von Moutier den Wunsch geäussert, beim Kanton Bern zu bleiben. Und als Regierungsrat wolle er sich für die Anliegen des Berner Juras starkmachen. Für die Zweisprachigkeit etwa, die er selber lebt. Wer sich mit Bühler unterhält, vergisst schnell einmal, dass er ein Romand ist. Seine Wurzeln führen ins Emmental.

Wo jede Stimme zählt

Der deutschsprachige Teil des Kantons dürfte für Bühler nun ausschlaggebend sein für einen Sieg oder eine Niederlage. Keinen einzigen Abend hat er bis Ende März in seiner Agenda mehr frei. Er reist für verschiedene Veranstaltungen mit seinem Bus durch den ganzen Kanton – bis zu 20 000 Kilometer will er damit zurücklegen. Jede Stimme zählt. Denn eine Stimme im Berner Jura ist mehr als 20 Stimmen im übrigen Kanton wert – wenn also der bisherige Regierungsrat Philippe Perrenoud (SP) im Berner Jura mehr Stimmen holt, ist das mit den Kantonsstimmen nur noch schwer aufzuholen (siehe Infobox).

Die Regierungsratswahlen seien in Wahrheit ein Zweikampf zwischen den beiden Kandidaten aus dem Berner Jura, heisst es. Auch, weil Perrenoud vor vier Jahren auf dem siebten Platz landete und weil die anderen sechs Bisherigen praktisch als wiedergewählt gelten. Bühler dürfte zugutekommen, dass Perrenoud als umstrittene Figur gilt. Aber Perrenoud hat auch einen klaren Vorteil: Er ist bekannter. Und linke und grüne Wähler werden ihm und nicht dem SVP-Kandidaten ihre Stimme geben.

 

Der garantierte Sitz für den Berner Jura

• Die Kantonsverfassung garantiert dem Berner Jura einen Sitz im Regierungsrat. Die von den Kandidaten des Berner Juras erzielten Stimmen werden für den Gesamtkanton und den Berner Jura getrennt ermittelt.

• Massgebend für die Zuteilung des garantierten Sitzes ist das so genannte geometrische Mittel der beiden Ergebnisse. Die Stimmen im Berner Jura und im ganzen Kanton (inklusive Berner Jura) werden miteinander multipliziert, dann wird daraus die Wurzel gezogen.

 

Zwölf Kandidaten für sieben Sitze

• Die Bisherigen: Barbara Egger-Jenzer (SP), Bremgarten, Hans-Jürg Käser (FDP), Langenthal, Christoph Neuhaus (SVP), Belp, Phillippe Perrenoud (SP), Tramelan, Bernhard Pulver (Grüne), Bern, Andreas Rickenbacher (SP), Jens, und Beatrice Simon (BDP), Seedorf

• Die Neuen: Manfred Bühler (SVP), Cortébert, Marc Jost (EVP), Thun, Bruno Moser (parteilos), Biel, Barbara Mühlheim (GLP), Bern, und Josef Rothenflue (parteilos) Lengnau

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