Sie sind hier

Abo

Wahlen Lyss

Der Lysser Gemeinderat erhält zwei neue Gesichter

Stefan Nobs (FDP) wird Gemeindepräsident. Patrick Häni (SVP) und Kathrin Hayoz (FDP) ziehen neu in die Exekutive.

Der neue Gemeinderat von links: Patrick Häni (SVP), Kathrin Hayoz (FDP), Gemeindepräsident Stefan Nobs (FDP), Stefan Bütikofer (SP) und Rolf Christen (die Mitte). Bild: Carole Lauener
Sarah Grandjean
 
Gestern Nachmittag, kurz nach 15.30 Uhr im Saal des Weissen Kreuzes in Lyss: Die Präsidiumskandidaten Stefan Bütikofer (SP), Patrick Häni (SVP) und Stefan Nobs (FDP) standen mit Kolleginnen und Kollegen in Grüppchen beisammen, als Gemeindeschreiber Daniel Strub ans Mikrofon trat. Kurz und bündig gab er das Resultat der Präsidiumswahlen bekannt. 4620 Wahlzettel wurden in die Urne geworfen, das entspricht einer Stimmbeteiligung von 44,14 Prozent. 4565 Wahlzettel waren gültig. Das absolute Mehr lag damit bei 2283 Stimmen. Dieses wurde zur Überraschung vieler gleich im ersten Wahlgang erreicht, und zwar von Stefan Nobs. Mit 2376 Stimmen liess er Stefan Bütikofer mit 1379 Stimmen und Patrick Häni mit 810 Stimmen weit hinter sich.
 
Grosser Jubel bei der FDP: Stefan Nobs schüttelte rechts und links Hände und liess sich vom amtierenden Gemeindepräsidenten und Parteikollegen Andreas Hegg umarmen. «Es ist ein sehr emotionaler Moment», sagte Nobs. Ein langer und intensiver Wahlkampf sei es gewesen und das deutliche Resultat freue ihn ausserordentlich. Da er gegen zwei Mitstreiter aus grösseren Parteien antrat, habe er damit gerechnet, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommen würde. 
 
Das klare Resultat führte er auf seine bald acht Jahre Erfahrung im Gemeinderat zurück, offenbar habe er in dieser Zeit gute Arbeit geleistet. Zudem habe die FDP aktiven Wahlkampf betrieben und sei in Lyss seit jeher eine starke Partei. Die Wahl sei für ihn eine grosse Ehre, zugleich sei er sich der mit diesem Amt verbundenen Verantwortung bewusst. «Ich bin bereit, diese auf mich zu nehmen», so Nobs. 
 
FDP machte guten Wahlkampf
 
Andreas Hegg freute sich über die Wahl seines Parteikollegen. Hegg war zwölf Jahre lang Gemeindepräsident und verzichtete darauf, noch einmal anzutreten. Nun könne er das Amt beruhigt abgeben, sagte er. Hegg zeigte sich weniger überrascht als Nobs, dass es nicht zu einem zweiten Wahlgang gekommen ist: Er habe stets die Hoffnung gehabt, dass es bereits beim ersten Mal klappen würde. 
 
«Die FDP hat guten Wahlkampf gemacht», so Hegg. Ihm selbst sei erst gestern richtig bewusst geworden, dass bald das Ende seiner Zeit als Gemeindepräsident kommen wird. Er freue sich darauf, Verantwortung abgeben zu können. Seinem Nachfolger legte er ans Herz, dass er seine Arbeit stets so machen solle, dass es für ihn selbst stimmt.
 
 Dem SP-Kandidaten Stefan Bütikofer stand dagegen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Zwar sei ihm klar gewesen, dass seine Chancen, zum Gemeindepräsidenten gewählt zu werden, klein waren. Aber mit einem zweiten Wahlgang hätte er doch gerechnet, sagte Bütikofer. Dass die FDP so erfolgreich war, führte er darauf zurück, dass die Partei gut vernetzt ist, etwa in den Vereinen und im Gewerbe. Mit 30 Prozent Stimmenanteil habe er aber immerhin sein Minimalziel erreicht.
 
Auch Patrick Häni (SVP) ging von einem zweiten Wahlgang aus. «Ich bin überrascht, dass die FDP noch immer so mobilisieren kann», sagte er. Etwas enttäuscht sei er schon. Weshalb er nicht mehr Stimmen holte, erklärte er sich damit, dass die SVP in den Köpfen der Lysserinnen und Lysser zu wenig als bürgerliche Alternative präsent sei. Häni blieb trotzdem optimistisch: «Es ist noch nicht alles verloren.» Das grösste Ziel der SVP sei schliesslich, einen zweiten Sitz im Gemeinderat zu holen. Das könnte aber schwierig werden, jetzt, da er sehe, wie gut die FDP mobilisieren konnte, fügte er an.
 
Sitzverteilung bleibt gleich
 
Damit sollte Häni recht behalten. Um kurz nach 16.30 Uhr kam Daniel Strub erneut ans Mikrofon und gab die Resultate der Gemeinderatswahlen bekannt. Der Saal hatte sich inzwischen gefüllt. Hier und da trank man Bier oder Weisswein. Strub verkündete, dass die Sitzverteilung in der Exekutive unverändert bleibe. Weiterhin wird also die FDP zwei Sitze innehaben, die SVP, die SP und die Mitte je einen. Gewählt wurden die bisherigen Gemeinderäte Stefan Nobs, Stefan Bütikofer und Rolf Christen (die Mitte). Neu werden Patrick Häni (SVP) und Kathrin Hayoz (FDP) in die Exekutive einziehen. Letztere durchbricht damit die männliche Bastion im Gremium. Strubs letzte Worte gingen in lautem Applaus unter.
 
Sie finde es wichtig, dass eine Frau im Gemeinderat vertreten sei, sagte Hayoz. «Gemischte Teams funktionieren besser», so die 54-Jährige. Sie hoffe, künftig einen «weiblichen Touch» in den Gemeinderat bringen zu können. Aufgrund ihrer Erfahrungen sähen Frauen manche Dinge eben anders als Männer. 
 
Kathrin Hayoz ist gelernte Drogistin und arbeitet heute bei der FDP Kanton Bern. Sie sass 13 Jahre lang im Lysser Parlament und konnte wegen der Amtszeitbeschränkung kein weiteres Mal für dieses Amt kandidieren. Entsprechend freute sie sich über ihre Wahl in den Gemeinderat: «Das politische Feuer lodert noch immer», so Hayoz. Ihre Wahl führte sie auf ihr aktives Engagement im Grossen Gemeinderat zurück. Vor ihrer neuen Aufgabe habe sie Respekt. Am liebsten wäre ihr das Ressort Bildung und Kultur oder aber Sicherheit und Liegenschaften.
 
Jürg Michel wurde abgewählt
 
Patrick Häni wird den Sitz seines SVP-Parteikollegen Jürg Michel, der seit 2015 im Gemeinderat sass, einnehmen. «Das tut mir leid für ihn», sagte Häni. Man habe aber damit rechnen müssen, dass dies passieren könnte. Jürg Michel selber liess sich bei der Verkündung der Resultate nicht blicken. Häni war denn auch zurückhaltend: «Wenn man gewählt wird, hat man schon Freude», sagte er zwar. Freudensprünge mache er aber keine, Michel habe schliesslich einen guten Job gemacht. 
 
Dass er anstelle eines Bisherigen gewählt wurde, liege vielleicht daran, dass er jünger sei, mutmasste Häni. Zudem sei er während des Wahlkampfs viel unterwegs und damit bei der Bevölkerung präsent gewesen. 
 
Ein Wunschressort habe er nicht. Sicherheit und Liegenschaften oder Bau und Planung würden ihn interessieren. Letzteres werde aber wohl beim amtierenden Gemeinderat Rolf Christen bleiben, denn dieser habe in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet.

Nachrichten zu Seeland »