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Lyss

Der Marktplatz soll ein richtiger Platz werden

Am Montag enscheidet das Lysser Parlament über die Zukunft des Lysser Marktplatzes. Dieser soll für 2,5 Millionen Franken umgestaltet werden. Obwohl im Projekt das Fällen von Bäumen vorgesehen ist, zeichnet sich dieses Mal parteiübergreifend kein Widerstand ab.

Auf dem neu gestalteten Lysser Marktplatz ist eine Fläche aus länglichen Steinplatten das charakteristische Merkmal.Visualisierung: zvg

von Andrea Butorin


Die Umgestaltung des Lysser Marktplatzes steht nicht zum ersten Mal auf der politischen Agenda. 2004 lehnte die Stimmbevölkerung ein 1,4 Millionen Franken teures Projekt deutlich ab. Ein grosses Thema in der damaligen Debatte war das vorgesehene Fällen von 6 Bäumen – wobei deren 16 neu gepflanzt und weitere 6 verschoben worden wären.
Nun nimmt Lyss einen neuen Anlauf. Das Fällen von Bäumen ist auch dieses Mal vorgesehen, und zwar derjenigen, die heute in der «zweiten Reihe» stehen. Die Rosskastanien der ersten Reihe, direkt an der Strasse gelegen, sind Teil des Lysser Ortsbilds und sollen ebenso erhalten werden wie die vier Platanen vor dem «Weissen Kreuz».
Heute wirkt der Marktplatz aufgrund der vielen unterschiedlichen Gestaltungselemente wie der Strasse, der erhöhten Pflasterstein-Trottoirs und der schmalen, südseitig gelegenen Fahrbahn, gar nicht als richtiger Platz.
Der neue Marktplatz soll niveaugleich gestaltet werden. Das bedeutet laut Rolf Christen, Gemeinderat im Ressort Bau und Planung (BDP), dass auf dem Marktplatz von Fassade zu Fassade – also etwa von Heiniger-Sport bis zum Neuroth – alles auf demselben Niveau liegen soll. «Der Strassenraum wird allerdings um zirka vier Zentimeter gesenkt, das ist gesetzliche Vorschrift», so Christen. Zweites charakteristisches Merkmal wird eine Fläche aus unterschiedlich langen und breiten Natursteinplatten, die zwischen der Baumreihe und den Vorbereichen der Häuser am Marktplatz vorgesehen ist.
 

Keine Fussgängerstreifen
Die Zufahrtsstrasse zu den südlich gelegenen Gebäuden wird aufgehoben. Zur Anlieferung soll der Platz weiterhin befahren werden können, bei den meisten Liegenschaften soll die Anlieferung allerdings via Rückseite geschehen. Auch die Einfahrt zum Parking Marktplatz ist weiterhin möglich.
Bezüglich des Verkehrs war  auf dem Marktplatz ursprünglich ein Tempo-20-Regime vorgesehen – anders als auf der Biel- und der Hauptstrasse, wo auf definierten Abschnitten Tempo 30 eingeführt wird. Inzwischen haben die Planer ihre Meinung geändert und wollen nun auch auf dem Marktplatz Tempo 30 einführen.
Fussgängerstreifen sind keine vorgesehen, die Strasse kann überall gequert werden. Allerdings haben Fussgänger keinen Vortritt. «Die Situation der Schulkinder wird nach der Ausführung in Bezug auf die Sicherheit fortlaufend kontrolliert werden», sagt Christen.
Denn dieses Mal entscheidet nicht die Lysser Bevölkerung über das Geschäft, sondern der Grosse Gemeinderat – an der Sitzung vom Montag. Der Verpflichtungskredit für die Neugestaltung des Platzes beläuft sich auf 2,5 Millionen Franken. Zudem ist für 350000 Franken die Sanierung der öffentlichen Kanalisation in diesem Bereich vorgesehen – dieser Verpflichtungskredit soll der Spezialfinanzierung Abwasser entnommen werden.
 

«Ich bin Fan davon»
Das neue Marktplatzkonzept stösst bei den Parlamentariern auf positives Echo. Das erstaunt wenig, schliesslich haben sich die Parteien im Hinblick auf die Wahlen alle die Attraktivierung des Ortskerns und insbesondere des Marktplatzes auf die Fahne geschrieben. Man habe einen guten Kompromiss gefunden, sagt Katrin Meister (SP):«Es ist gut, dass man dort nicht die billigste Variante realisiert.» Sie hoffe, dass dank der Natursteinfläche ein richtiges Platzgefühl entsteht. Zudem könne sie sich vorstellen, dass auf dem Platz künftig ein Wochenmarkt stattfindet oderdass er für Festivitäten genutzt wird. Etwas kritischer ist ihr Fraktionskollege Lorenz Eugster (Grüne). «Für mich ist eine Attraktivierung nicht mit einer Niveaugleichheit und der Belagsgestaltung gemacht.» Allerdings lasse das, was nun geplant sei, später weitere Schritte zu.
Seitens der EVP ist ein «freudiges Ja» zum Geschäft zu erwarten, sagt Fraktionspräsident Jürgen Gerber. Das Projekt belebe das Zentrum und fördere die Gemeinschaft. Einzig die Frage, wie etwa Erstklässer mit den fehlenden Fussgängerstreifen umgehen würden, sei noch offen. Zustimmung ist auch aus den Fraktionen BDP/GLP, FDP und SVP zu vernehmen. «Schön wäre, wenn beim neuen Boden einheimische Steinplatten bevorzugt würden», findet Peter Eggli, Fraktionspräsident der SVP.
Gemeinderat Rolf Christen sagt:«Ich bin ein Fan des Projekts. Man wird sich dadurch im Ortskern freier bewegen können.»
Info:Das Parlament tagt am Montag um 19.30 Uhr im Saal des Hotels Weisses Kreuz. Die Sitzung ist öffentlich.

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Der Zeitplan

6. November: Parlamentsentscheid
Dezember - Januar: Aussschreibung der Bauarbeiten
Dezember - März: Baubewilligungsverfahren
Januar-März: Ausführungsprojekte / Bauvorbereitungen
April: Baubeginn
Ende 2018: Fertigstellung der Hauptarbeiten
Sommer 2019: Einbau Deckbelag.

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Zwei Schulgeschäfte im Rat

Ebenfalls an der nächsten Parlamentssitzung thematisiert werden zwei Geschäfte, welche die Lysser Schulen betreffen. Erstens ist es ein Rahmenkredit für die Jahre 2018 bis 2020 in der Höhe von 1,2 Millionen Franken für die Umsetzung der neuen Struktur der Volksschule Lyss, die Einführung des Lehrplans 21, den Umzug von 21 Klassenzimmern und der Tagesschule sowie den Ersatzanschaffungen des Schulmobiliars.  
Zweitens steht ein Investitionskredit von 1,11 Millionen Franken für die Erstellung einer provisorischen Schulraumerweiterung für die Tageschule beim Schulhaus Herrengasse an. Geplant ist ein modulares Fertigcontainer-Provisorium mit vier Räumen, die multifunktional genutzt werden können, inklusive Sanitärräumen und Küche.
SVP und BDP zeigen sich insbesondere über das erste der beiden Traktanden unglücklich – aus Kostengründen. «Wir haben stets für das neue Schulsystem plädiert», sagt Markus Marti, Fraktionspräsident der BDP. «Als wir nach den Kosten fragten, hiess es, die Umsetzung koste nicht viel.»
Die anderen Parteien sehen das anders:Zwar habe auch sie über die Höhe des Kredits gestaunt, sagt etwa Katrin Meister (SP). Aber sie ergänzt:«Mir war immer klar, dass das neue Schulmodell nicht gratis zu haben ist.»

Stichwörter: Lyss. Marktplatz, GGR

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