Sie sind hier

Abo

Aarberg

Der Mensch als Gast

An den Ufern der Alten Aare wird zurzeit gebaut. Zwischen der Nidaustrasse und dem Zuckeristeg soll eine attraktive, bis zu 60 Meter breite Flusslandschaft entstehen.

  • 1/6 Bilder: Olivier Gresset
  • 2/6 Bilder: Olivier Gresset
  • 3/6 Bilder: Olivier Gresset
  • 4/6 Bilder: Olivier Gresset
  • 5/6 Bilder: Olivier Gresset
  • 6/6 Bilder: Olivier Gresset
zurück

Ursula Grütter

Wer in Aarberg bei der Schule oder im Industriegebiet die Nähe zum Ufer der Alten Aare sucht, der stösst auf eine Baustelle. Eine provisorische Strasse führt entlang dem rechten Ufer, und Bäume sind kaum mehr zu finden. Hier wurde zünftig gerodet. Für die Natur, wie Peter Hässig vom Ökofonds der BKW Energie AG sagt. Aarberg soll eine Flusslandschaft erhalten.
Ansatzweise ist bereits sichtbar, wie die Alte Aare im Abschnitt zwischen der Nidaustrasse und dem Zuckeristeg in einem Jahr aussehen soll. Kies steht zum Einsatz bereit, erste Uferteile wurden abgeflacht, ein Baumstrunk ragt mit den Wurzeln nach oben aus dem Wasser.
Aarbiente III heisst das Projekt, das hier umgesetzt wird. Und anders als im oberen Flusslauf soll in diesem Abschnitt der Mensch nur Gast sein, als stiller Beobachter oder als Spaziergänger auf dem künftigen Uferweg. Dafür erhalten Vögel und Amphibien ideale Lebensbedingungen und Rückzugsmöglichkeiten. So wird beim Schützensteg das Wasser in einem steilen Winkel in einen Nebenarm geleitet. Dieser mündet in einen 400 Quadratmeter grossen Flachwasserteich.


Biber und Eisvögel


Auch sonst konnten die Verantwortlichen grosszügig planen. Während viele Bäche und kleinere Flüsse oft in ein Bett von höchstens zehn Metern Breite gedrängt werden, erhält die Alte Aare zum Teil eine Breite von bis zu 60 Metern. Sie wird sich durch die Landschaft schlängeln, entlang von Steilufern an Geschwindigkeit zulegen und in flachen Kiesbänken auslaufen. Diese abwechslungsreiche Gestaltung wird nicht nur dem Biber, der hier bereits ansässig ist, gefallen. Die Steilwände sind für Eisvögel ebenso attraktiv und Kiesbänke sowie ausgefranste Böschungen bieten verschiedensten Fischarten eine Chance zum Überleben und um sich zu vermehren.
Auch für die Amphibien wird Lebensraum geschaffen. Nebst dem Teich sind verschiedene Tümpel eingeplant. Die Frösche sind so vor Fischen sicher. Peter Hässig hofft auf den Laubfrosch. «Es wäre schön, wenn er eines Tages von der Saane bis nach Büren anzutreffen wäre», sagt der Projektleiter des Ökofonds. Unrealistisch ist sein Wunsch nicht. Die Laubfrösche nehmen eine Wanderung von bis zu zwei Kilometern in Kauf, um ideale Laichplätze aufzusuchen. Und solche Plätze wurden durch den Ökofonds bereits an verschiedenen Orten geschaffen, wie etwa in der Oltigenmatte oder im Gauchert unterhalb des Kraftwerks Niederried-Radelfingen.


Wunsch der Bevölkerung


Das Projekt Aarbiente III wird die Renaturierung der Alten Aare auf dem Gemeindegebiet von Aarberg abschliessen. Begonnen hat das Ganze mit einem Wettbewerb für attraktiven Lebensraum in Gemeinden. Mit dem Siegergeld wurde die Umgestaltung des Flusslaufes unterhalb der Holzbrücke realisiert. Der Bevölkerung gefiel ihre neue Alte Aare, und der Wunsch nach weiteren Renaturierungen kam auf. Daraus ergab sich der Kontakt zum Ökofonds der BKW, zumal Hässig in Aarberg aufgewachsen ist. Auf Aarbiente I folgte Aarbiente II mit der Strecke vom Wasserkraftwerk bis zur Arolabrücke. Aarbiente III wird den Abschluss bilden und Aarberg landschaftlich weiter aufwerten. Eine Million Franken kostet die Umsetzung des Projektes voraussichtlich. Davon übernehmen Bund und Kanton 900'000 Franken. Den Rest teilen sich der Ökofonds der BKW und die Gemeinde. Aarberg kommt also für 50'000 Franken zu einer attraktiven Flusslandschaft. Nicht an den Kosten beteiligen wird sich der Wasserbauverband. Er übernimmt jedoch die künftige Pflege.


Zwischen Lyss und Büren


Ein weitaus grösseres Projekt ist im unteren Flussteil der Alten Aare geplant. Nach grossen Überschwemmungen sollen zwischen Lyss und Büren der Schutz gegen Hochwasser verstärkt, und der Lauf der Alten Aare naturnaher gestaltet werden. Die Waldflächen entlang des Flusses sind bereits im nationalen Aueninventar aufgeführt und dienen künftig vermehrt als Auslaufflächen bei Hochwasser. Zudem soll in der Schwadernaugrien der alte Nebenarm wieder geöffnet werden. 32 Millionen Franken wird dieses Projekt voraussichtlich kosten. Verantwortlich für die Planung ist der Wasserbauverband Alte Aare (das BT berichtete).
Im Januar wird der Grosse Rat über einen Beitrag von 6,7 Millionen Franken befinden. Die Finanzkommission hat das Geschäft zur Ablehnung empfohlen. Voll hinter dem Projekt stehen die zehn involvierten Gemeinden.

 

Alte Aare
• Die Strecke des ursprünglichen Flusslaufs der Aare wurde nach der ersten Juragewässerkorrektion zur Alten Aare. Der Hauptteil des Wassers – die Aare – fliesst durch den Hagneckkanal in den Bielersee und von dort aus durch den Nidau-Büren-Kanal.
• In Büren vereinen sich die Aare und die Alte Aare. Dort grenzt der alte Flusslauf an das Naturschutz-reservat Häftli. Kommt die Aufwertung des Schwadernaugriens zustande, befinden sich künftig zwei attraktive Naturschutzgebiete in unmittelbarer Nähe.                  grü

Nachrichten zu Seeland »