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Kappelen

«Der Pilot war hilfsbereit und sehr beliebt»

Am Tag nach dem Absturz eines Flugzeugs war die Betroffenheit auf dem Flugfeld in Kappelen gross. Für Helmut Wagner von der Fluggruppe Seeland war der verunglückte Pilot ein seriöser, zuvorkommender Kollege.

Helmut Wagner sagt, dass der Übergang beim Sanetschpass zum Fliegen sicher sei. Copyright Frank Nordmann / Bieler Tagblatt

von Peter Staub

Der Leiter der Fluggruppe Seeland zeigte sich gestern schwer betroffen vom tödlichen Flugzeugabsturz, der sich am Sonntagnachmittag im Wallis ereignete (das BTberichtete). Beim Fliegen gebe es zwar immer ein Risiko, «aber so etwas wünscht man sich natürlich nicht», sagte Freddy Bärtschi, der die Fluggruppe seit neun Jahren präsidiert. Zu den drei Opfern des Unfalls wollte Bärtschi nicht mehr sagen, als dass der Pilot ein Mitglied der Fluggruppe war.

Aus Rücksicht auf die Angehörigen der zwei Passagiere machte er zu diesen keine Angaben. Auch die Walliser Kantonspolizei wollte gestern dazu nicht informieren, da die formelle Identifizierung der Opfer noch ausstehe, wie Polizeisprecher Markus Rieder sagte.

Zum Flugzeug, eine vierplätzige Piper Warrior II, sagte Bärtschi, dass dieses in einem guten Zustand gewesen sei und sicher nicht als «alter Flieger» bezeichnet werden könne. Der tödliche Absturz war der erste derartige Unfall, den die rund 120-köpfige Fluggruppe verkraften muss.

«Das kann nicht sein»  
Bei einem Augenschein auf dem Flugfeld in Kappelen zeigte sich gestern, dass der Flugbetrieb wie üblich weiterging. Etwas befremdend war, dass ein Schlagersänger vor dem Hangar Drehaufnahmen für ein Musikvideo machte. Darauf angesprochen, ob es aus Pietätsgründen nicht besser wäre, den Dreh zu verschieben, sagte der St. Galler Sänger Nico Sanders, dass die Aufnahmen schon lange geplant gewesen seien, zudem habe er vom Absturz  nichts gewusst.

Als Vertreter der Fluggruppe war der Nidauer Helmut Wagner auf dem Flugfeld. Er ist seit Frühling im Vorstand der Gruppe für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Es gehe ihm natürlich «nicht besonders gut», sagte Wagner, der schnell vom Unfall erfahren hatte, da er das Unglücksflugzeug am Sonntag für 14 Uhr reserviert hatte und deshalb vom Flugplatzleiter verständigt worden war. Als er so vom Unfall Kenntnis erhielt, dachte er zuerst: «Das kann nicht sein.»  

Für die Fluggruppe sei es in erster Linie ein menschlicher Verlust. «Der Pilot war sehr gut integriert und beliebt, war hilfsbereit und zuvorkommend», sagte Wagner. Wichtig sei es nun, nicht über mögliche Unfallursachen zu spekulieren. Bei einem Unfall gebe es viele Variabeln, egal ob es sich um einen Auto-, Töff- oder Flugunfall handle. Deshalb müsse man sich an die Fakten halten. «Auch um den Piloten und seine Familie zu schützen. Aber auch, um die Fluggruppe zu schützen.»

Man könne momentan bloss sagen, dass der Pilot kurz vor 13 Uhr in Sitten in Richtung Kappelen gestartet sei und kurz darauf oberhalb von Savièse auf eine Alp in der Region Sanetschpass im Kanton Wallis abgestürzt sei. Für alles andere müsse man die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten, die gestern eingeleitet wurden.

Wagner schaute sich im Nachhinein die Wetterbedingungen an. Er interpretierte das Wetter während des Unfalls als «fliegbar». Während es zur gleichen Zeit am Gotthard Nebel gehabt habe, seien die Bedingungen im Wallis und im Berner Oberland in Ordnung gewesen. Aber Detailinformationen habe nur der Pilot gehabt. «Und so wie ich ihn seit Jahren kenne, hat er das Wetter sicher hundertprozentig korrekt gecheckt», sagte Wagner.

Als Pilot habe er ihn nicht gut gekannt, da er nie mit ihm mitgeflogen sei, aber er sei sicher kein Anfänger gewesen. Als Mensch kannte Wagner den Piloten besser: «Da war er seriös und genau.» Wo der Pilot lebte, wollte Wagner nicht sagen, ausser dass er aus der «Grossregion» stamme. Weil sich die entsprechenden Unterlagen im Flieger befanden, konnte er zum Alter des Flugzeugs keine Angaben machen. Es sei aber seit Anfang Jahr im Besitz der Fluggruppe gewesen und gut gewartet worden. Er sei selber damit geflogen: «Es ist ein sehr gutes Flugzeug», sagte Wagner.  

Als erfahrener Pilot kennt er die Gegend, in der das Flugzeug abstürzte. Er sei dort auch schon geflogen, der Übergang beim Sanetschpass sei sicher. «Alpenflüge brauchen immer eine sehr gute Vorbereitung», sagte Wagner. Man brauche immer auch einen Plan B und C, wenn das Wetter und die Windverhältnisse nicht passten.

Strenge Wartungsvorschriften
Die Fluggruppe Seeland besitzt nun noch drei Flugzeuge, die von den Mitgliedern der Gruppe gechartert werden können. Alle Gruppenmitglieder, die in den letzten drei Monaten mindestens drei Flüge absolvierten und für das jeweilige Flugzeug eine Zulassung besitzen, können diese Flugzeuge chartern. Weil es sich um Mietflugzeuge handelt, werden sie strenger gewartet, als dies bei privatenFliegern der Fall ist. Mindestens alle 50 Flugstunden werden sie von einem konzessionierten Unternehmen gecheckt. Die Piper gehören gemäss Wagner wie die Cessnas zu den häufigsten Flugzeugen in der Privatfliegerei und gelten als zuverlässig.

Franz Weber, der Wirt des «Flüger-Beizli», kannte den verunfallten Piloten als «sehr ruhigen» Menschen. Er habe ihn oft gesehen, da er sich um die Abrechnung der Flugfeld-Tankstelle gekümmert habe. Die Flugroute überraschte Weber nicht: «Von Kappelen nach Sion und zurückzufliegen, ist eine beliebte Route.»  

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